FRANKFURT (awp international) - Die Aussicht auf eine möglicherweise leichte Verschärfung der US-Geldpolitik hat die Anleger hierzulande kaum aus der Ruhe gebracht. Die wichtigsten Indizes lagen am Donnerstag leicht im Minus und reagierten damit nur moderat auf die am Vorabend nach Börsenschluss hierzulande veröffentlichten Ergebnisse der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank (Fed).

Der Leitindex Dax gab zuletzt minimal auf 15 704,99 Punkte nach und behielt damit sein zu Wochenbeginn erreichtes Rekordhoch bei knapp 15 803 Punkten im Blick. Der MDax der mittelgrossen Werte fiel um 0,32 Prozent auf 34 124,57 Punkte. Er war am Dienstag auf den höchsten Stand seiner Geschichte gestiegen. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor 0,2 Prozent.

Angesichts fortdauernder Corona-Gefahren setzt die Fed zwar ihre extrem lockere Geldpolitik fort, sie denkt aber offenbar stärker darüber nach, ihr Engagement etwas zurückzufahren. Konkret geht es darum, wann die US-Notenbank ihre regelmässigen Geldspritzen zur Stützung der Wirtschaft zurückschrauben will. Zudem könnten die Leitzinsen im Jahr 2023 zweimal steigen, wie aus den Zinsprognosen der Notenbanker hervorgeht. Bisher sah die Prognose eine unveränderte Geldpolitik mit Leitzinsen nahe der Nulllinie vor.

"Nach der gestrigen Sitzung deutet nun doch alles auf ein früheres Ende der ultralockeren Geldpolitik in den USA hin", schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus Axi. In den kommenden Wochen dürfte der Fokus der Anleger vor allem auf die Anleihemärkte gerichtet sein. Ein rapider Anstieg der Zinsen dort wäre eine Belastung für den hochbewerteten Aktienmarkt, weil dadurch Anleihen in der Gunst der Anleger steigen dürften.

Angesichts der Aussagen der Fed waren europaweit und auch in Frankfurt Bankenwerte in der Favoritenrolle. So stiegen die Aktien der Deutschen Bank an der Dax-Spitze um knapp drei Prozent und die Anteilsscheine der Commerzbank hatten im MDax mit einem Plus von ebenfalls fast drei Prozent die Nase vorn. Wieder etwas höhere Zinsen könnten das traditionelle Bankgeschäft ein wenig beleben, das seit langem unter der Niedrigzinsphase leidet.

Ernüchternde Nachrichten kamen von der Biopharmafirma Curevac , deren Impfstoffkandidat gegen das Coronavirus weniger wirksam ist als erhofft. Auf der Handelsplattform Tradegate sackten die Aktien um mehr als 40 Prozent ab. Ein Hoffnungsträger im international hart umkämpften Rennen um die Zulassung von Corona-Impfstoffen ist Curevac vorerst also wohl eher nicht mehr.

Der Impfstoffkandidat von Curevac sei nur zu 47 Prozent wirksam, dies aber nicht gegen die ursprüngliche Form des Virus, schrieb Analyst Umer Raffat von der Investmentbank Evercore ISI. Als Schlagzeile sei dies natürlich nicht gut, wegen der breiten Streuung der in der Studie vorliegenden Mutationen sei die Zahl aber auch nicht wirklich vergleichbar mit denen anderer mRNA-basierter Impfstoffe.

An der Spitze des Nebenwerteindex SDax zogen die Papiere von Befesa um gut sieben Prozent an. Der Industrierecycler will einen Branchennachbarn aus den USA übernehmen. Dafür zapfte das Unternehmen zwar durch den Verkauf von Aktien den Kapitalmarkt an, aber ein Händler wertete den Schritt positiv: "Die Übernahme von American Zinc Recycling bietet Befesa eine einzigartige Gelegenheit, in den US-Markt einzutreten."

Der Euro litt unter den Aussagen der Fed und kostete zuletzt 1,1936 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwochnachmittag noch auf 1,2124 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,30 Prozent am Vortag auf minus 0,28 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,11 Prozent auf 144,55 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,03 Prozent auf 172,11 Punkte zu./la/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---