Vorstandschef Kasper Rorsted plane die Ausgabe einer milliardenschweren Anleihe, um den Drei-Milliarden-Kredit bald abzulösen, berichtete das "Manager Magazin" am Donnerstag ohne Angabe von Quellen. Doch dazu braucht die weltweite Nummer zwei hinter Nike erst eine Bonitätsnote einer der großen weltweiten Ratingagenturen. Ein Kreditrating, das Käufern von Anleihen Sicherheit über die Finanzkraft des Unternehmens geben soll, hatte Adidas bisher nicht für nötig gehalten. Eine Sprecherin wollte sich dazu nicht äußern und verwies auf die Veröffentlichung der - von der Krise gezeichneten - Zahlen für das erste Quartal am Montag.

Adidas hatte sich als erstes Unternehmen aus dem Leitindex Dax 2,4 Milliarden Euro von der Staatsbank KfW besorgt, um die dramatischen Umsatzausfälle in der Coronakrise abzufedern. Weitere 600 Millionen Euro kommen von mindestens sieben Banken. Adidas hatte bereits angekündigt, die bis Mitte 2021 laufenden Kredite schnellstmöglich wieder zurückzuzahlen. Bis dahin dürfte es Finanzkreisen zufolge aber noch einige Zeit dauern: Erst müsse das Geschäft nach der Krise wieder richtig anlaufen, ehe sich Adidas an den Anleihemarkt wagen könne. Bis dahin werde der Konzern die KfW-Kreditlinie zumindest zum Teil in Anspruch nehmen müssen.

Derzeit ist der Anleihemarkt nur für Unternehmen mit einem Investment-Grade-Rating offen, wie Rothschild-Investmentbanker Henning Block berichtete. Für hochverzinsliche, als risikoreich betrachtete Firmenanleihen sei er dagegen "kaum zugänglich".

Dass ausgerechnet das hoch profitable Unternehmen Adidas den Gang zum Staat antreten würde, hatte viele überrascht. Politiker warnten vor einem Missbrauch der Staatshilfen. Doch auf der hohen Kante hatte Adidas Ende 2019 nur 900 Millionen Euro, weil der Konzern seine Gewinne stets über Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionäre ausgeschüttet hatte. Für 2020 waren eigentlich fast 800 Millionen Euro Dividende und ein Aktienkaufprogramm über eine Milliarde Euro geplant. Beides hat Vorstandschef Rorsted inzwischen gestoppt.

Das Unternehmen aus dem fränkischen Herzogenaurach wird von der Coronakrise hart getroffen: Erst brach das Geschäft in China, dem größten Markt, für einen Monat praktisch weg, nachdem infolge der Corona-Ausbruchs in Wuhan alle Läden schließen mussten. Seit Mitte März sind die Sportgeschäfte in Europa, in den USA und anderen Teilen der Welt geschlossen, in denen Adidas in normalen Zeiten 60 Prozent des Umsatzes macht. Insgesamt dürften damit Milliardenumsätze fehlen, die Saisonware ist aber größtenteils schon produziert und liegt in den Regalen - hinter verschlossenen Türen. Später lässt sie sich wohl nur noch mit großen Rabatten verkaufen.