FRANKFURT (awp international) - Nach den zuletzt deutlichen Kursgewinnen ist am deutschen Aktienmarkt am Freitag durchatmen angesagt. Im Fokus steht der US-Arbeitsmarktbericht am Nachmittag, der neue Indizien liefern könnte, wie es um die Konjunktur in den Vereinigten Staaten bestellt ist. Laut dem Experten Michael Hewson von CMC Markets sollte sich das Beschäftigungswachstum im Juni verlangsamt haben.

Der Dax notierte gegen Mittag 0,16 Prozent höher bei 12 863,86 Punkten. An den beiden Vortagen hatte der Leitindex insgesamt um rund 3,5 Prozent zugelegt, nachdem er am Dienstag auf den tiefsten Stand seit anderthalb Jahren abgesackt war. Der MDax der mittelgrossen Werte, der an den beiden Vortagen um knapp 5 Prozent gestiegen war, stagnierte am Freitag auf Vortagesniveau. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab um rund 0,4 Prozent nach.

Laut den Experten der ING-Bank lassen die Rezessionsängste der Anleger derzeit nach. Am Vortag sei dies von Aussagen zweier US-Notenbanker bestätigt worden: Mit Christopher Waller und James Bullard hätten zwei Befürworter einer strikteren Geldpolitik die Konjunkturrisiken heruntergespielt und für eine kräftige Zinserhöhung plädiert.

Hierzulande bleibt die Gaskrise im Anlegerfokus: Am Montag soll die wartungsbedingte Abschaltung der Gas-Pipeline Nord Stream 1 beginnen. Befürchtet wird, dass sie nach der zehntägigen Wartung vielleicht dauerhaft abgeschaltet bleibt. Deshalb steht vor allem die Lage von Uniper im Fokus. Der Energiekonzern ist wegen der Gas-Knappheit und der starken Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland in einer Schieflage. Am Nachmittag ist eine Pressekonferenz anberaumt wegen der Auswirkungen des geänderten Energiesicherungsgesetzes und notwendigen nächsten Schritten.

Seit Mitte Juni schon erhält Uniper nach eigenen Angaben nur noch 40 Prozent der vertraglich zugesicherten Gasmengen der russischen Gazprom und muss Ersatzmengen zu deutlich höheren Preisen am Markt beschaffen. Deshalb kassierte das Management kürzlich seine Jahresziele und bat die Bundesregierung um Hilfe. Einem Pressebericht zufolge erwägt der Bund eine höhere Beteiligung an Uniper als zuletzt erwartet. Die Rede sei von einem Anteil von mehr als 30 Prozent, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Insider. Die seit Monaten schwer gebeutelte Uniper-Aktie sackte zuletzt um 3,7 Prozent ab, nachdem sie tags zuvor um 9 Prozent gestiegen war.

Die Aktien aus dem VW-Konzernverbund setzten sich an die Dax-Spitze. Positive Nachrichten zum Börsengang der Sportwagenmarke Porsche sorgten für Rückenwind. Die gleichnamigen Papiere der Holding Porsche SE legten um 3,8 Prozent zu, die Vorzugsaktien von Volkswagen um 2,9 Prozent. Laut einem Händler ist es positiv für die Stimmung unter VW-Anlegern, dass der Börsengang der Konzerntochter Porsche AG Fortschritte macht. Der Prozess könnte im September eingeleitet werden und die Erstnotiz im Oktober erfolgen, hiess es.

Die Papiere von TAG Immobilien büssten nach einer beschlossenen Kapitalerhöhung als MDax-Schlusslicht 11,4 Prozent ein. Die Massnahme dient der Refinanzierung der Übernahme des polnischen Unternehmens Robyg.

Bei den Aktien von Südzucker machten Anleger nach einer negativen Analystenstudie weiter Kasse. Dem am Dienstag erreichten Hoch waren sie am Donnerstag nochmals nahe gekommen, dann aber hatten Gewinnmitnahmen eingesetzt. Diese setzten sich am Freitag fort, mit einem Abschlag von 7,9 Prozent auf das niedrigste Niveau seit drei Wochen. Warburg Research empfahl die Papiere des Zuckerkonzerns nun zum Verkauf./edh/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---