FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt dürfte dank optimistischer Signale vom Handelsabkommen zwischen den USA und China am Dienstag weiter Boden gutmachen. Zudem sollte - wie bereits am Montag - die Hoffnung auf medizinische Erfolge im Kampf gegen das Coronavirus die Anleger in Kauflaune halten. Zudem zeigten jüngste Konjunkturdaten, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland in der Corona-Krise etwas weniger stark eingebrochen war als zunächst berechnet.

Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex signalisierte rund eine Stunde vor Börsenbeginn ein Plus von 0,63 Prozent auf 13 149 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone wird zum Handelsstart rund 0,5 Prozent höher erwartet.

Kurz nach Handelsbeginn werden sich die Blicke der Börsianer auf den Ifo-Geschäftsklimaindex richten. Dieser könnte für den Monat August laut Analyst Christoph Balz von der Commerzbank erneut deutlich zugelegt haben. Auch die zuletzt besonders im Fokus stehende Beurteilung der aktuellen Lage dürfte sich aufhellen.

Trotz bestehender Spannungen halten die USA und China an der Umsetzung ihres vor mehr als einem halben Jahr getroffenen Abkommens über die erste Phase zur Lösung ihres Handelskrieges fest. Nach einem Telefongespräch zwischen dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer und Finanzminister Steven Mnuchin mit Chinas Vizepremier Liu He in der Nacht zum Dienstag hiess es in Washington, dass beide Seiten "Fortschritte" sähen. Die chinesische Seite sprach von einem "konstruktiven Dialog".

"Der Phase-1-Deal ist auf Kurs", konstatierte Marktanalyst Thomas Altmann von QC Partners. Offensichtlich seien die USA mit den gestiegenen chinesischen Bestellungen für US-Produkte zufrieden. Von dem aus Washington regelmässig angedrohten Ausstieg aus dem vorläufigen Handelsabkommen sei keine Rede mehr. "Bei aller Euphorie sollten die Anleger aber eines nicht vergessen. Das bestehende Abkommen ist eher ein Waffenstillstand als ein Handelsabkommen. Der Grossteil der Zölle ist weiterhin in Kraft", warnte Altmann.

Unter den Einzelwerten könnten die Aktien von Nordex im Fokus stehen. Der Hersteller von Windkraftanlagen erhielt einen Auftrag von einem Neukunden aus Brasilien. Im vorbörslichen Geschäft stiegen die Nordex-Papiere auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Börsenschluss vom Vortag um rund 1,9 Prozent.

Qiagen kann in den USA seinen digitalen Schnelltest zum Nachweis von Sars-CoV-2-Antikörpern auf den Markt bringen. Das Biotech- und Gendiagnostik-Unternehmen kündigte erste Auslieferungen bereits für Ende August 2020 an. In Europa soll das Produkt ebenfalls in den kommenden Wochen starten. Anleger reagierten erfreut. Der Aktienkurs legte auf Tradegate um rund 1,3 Prozent zu.

Die Anteilsscheine von Siltronic verteuerten sich auf Tradegate um rund 2,8 Prozent. Zuvor hatte die Schweizer Bank Credit Suisse die Aktien von "Neutral" auf "Outperform" hochgestuft und das Kursziel von 90 auf 100 Euro angehoben. Die Sorgen um Überkapazitäten in der Chipbranche sind nach Ansicht von Analyst Achal Sultania in den Papieren des Waferherstellers bereits eingepreist. Die Bewertung der Siltronic-Aktien sei schlicht zu attraktiv, um diese links liegen zu lassen, betonte er./edh/mis