FRANKFURT (awp international) - Am deutschen Aktienmarkt rollt am Mittwoch die Ausverkaufswelle mit hohem Tempo weiter. Die stark sinkenden Kurse spiegeln die Furcht der Anleger vor einem neuen Lockdown wider. Der Dax fiel mit 11 555 Punkten auf den tiefsten Stand seit Ende Mai. Zuletzt verbuchte er ein Minus von 4,05 Prozent auf 11 575,48 Punkten. Vom Zwischenhoch von Anfang September bei 13 460 Punkten ist der Leitindex nun 14 Prozent entfernt.

Die zweite Corona-Welle rolle über Europa, in Frankreich und Deutschland zeichneten sich Lockdowns oder Teil-Lockdowns ab und Geschäftsaussichten sowie Wirtschaftsindikatoren in der Eurozone verschlechterten sich rapide, fassten die Experten der Societe Generale das Geschehen zusammen. Der Markt habe damit begonnen, weitere Lockdowns - ob teilweise oder komplett - in die Kurse einzuarbeiten, erläuterte Analyst Milan Cutkovic vom Broker Axi.

Der MDax der 60 mittelgrossen Börsentitel verlor am Nachmittag 2,89 Prozent auf 25 836,27 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 3,6 Prozent nach unten.

Derzeit beraten hierzulande Bund und Länder über das weitere Vorgehen zur Eindämmung der Pandemie. Eine weitere Verschärfung der Beschränkungen zeichnet sich ab. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will etwa Restaurants für einen Monat schliessen.

Die Bilanzsaison in Deutschland gewinnt derweil an Intensität. Eine Prognoseanhebung von Delivery Hero befeuerte die Anteile des Essenslieferanten. Sie stiegen als Top-Wert im Dax um drei Prozent. Delivery Hero zählt zu den Profiteuren der Corona-Krise.

Der Konsumgüterhersteller Beiersdorf spürte im dritten Quartal eine Umsatzbelebung, doch eine nachhaltige Entspannung sieht der Konzern noch nicht. Die Papiere verloren am Dax-Ende 6,6 Prozent.

Nach Zahlenvorlage begab sich der Aktienkurs der Deutschen Bank auf Achterbahnfahrt. Zuletzt gewannen die Titel auf Platz zwei im Dax 0,2 Prozent. Das dritte Quartal sei besser gelaufen als erwartet, so der Tenor am Markt. Die Deutsche-Bank-Papiere waren in den zurückliegenden Wochen besser gelaufen als der Gesamtmarkt.

Die Papiere der BASF fielen um 6,2 Prozent. Die vorgelegten endgültigen Quartalszahlen entsprachen den Vorab-Daten. Zudem bestätigten die Ludwigshafener die unlängst formulierten neuen Jahresziele. Zyklische Chemiewerte wurden angesichts der drohenden Lockdowns in Europa insgesamt gemieden.

Nach der Senkung der Ergebnisprognose brachen am MDax-Ende die Papiere des IT-Dienstleisters Cancom um mehr als 13 Prozent ein. An der Index-Spitze waren Telefonica Deutschland mit einem Plus von rund drei Prozent. UBS-Experte Polo Tang konstatierte im dritten Quartal bessere Geschäftstrends als erwartet. Der Corona-Einfluss bleibe moderat.

Der Euro notierte mit 1,1729 Dollar wieder klar unter der Marke von 1,18 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstagnachmittag noch auf 1,1832 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,58 Prozent am Vortag auf minus 0,64 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,24 Prozent auf 146,61 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,09 Prozent auf 176,20 Punkte./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---