FRANKFURT (awp international) - Die Unsicherheit in Sachen Brexit hat den deutschen Aktienmarkt am Dienstag etwas belastet. Der Leitindex Dax notierte am frühen Nachmittag 0,20 Prozent tiefer bei 11 929,40 Punkten. Zwischenzeitlich war das Börsenbarometer um knapp 0,7 Prozent und damit fast auf das Niveau von etwa 11 865 Punkten zurückgefallen, das sich im August bei der Dax-Erholung noch mehrfach als hartnäckiger Widerstand erwiesen hatte, bevor der Ausbruch darüber gelang. Jetzt wurde der Bereich zur Unterstützung.

Der MDax der mittelgrossen Unternehmen verlor am Dienstag 0,36 Prozent 25 618,06 Punkte. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es um 0,22 Prozent nach unten.

In einer neuen Kraftprobe werden im britischen Unterhaus die Weichen für den künftigen Brexit-Kurs und eine mögliche Neuwahl gestellt. Im Unterhaus steht am Abend eine mit Spannung erwartete Entscheidung an. Die Opposition will der Regierung die Kontrolle über die Parlamentsgeschäfte entreissen, um dann ein Gesetz gegen einen ungeregelten Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union (EU) am 31. Oktober einzubringen. Die Regierung hat nur eine Stimme Mehrheit und es gibt zahlreiche Rebellen aus der konservativen Regierungspartei, die gegen die Regierung und für ein solches Gesetz stimmen wollen. Andererseits kann die Regierung mit Stimmen aus Oppositionsreihen rechnen. Damit ist das Ergebnis völlig offen.

"Das Risiko eines ungeregelten Brexit steigt damit weiter und der Druck auf das britische Pfund dürfte in den kommenden Wochen noch zunehmen", schrieb Marktanalyst Milan Cutkovic vom Handelshaus AxiTrader. Aber auch die europäischen Aktienmärkte könnten darunter leiden, da ein solcher Ausstieg Grossbritanniens auch für die EU-Länder negative Konsequenzen hätte.

Im Dax gerieten die Papiere von Thyssenkrupp am stärkten unter Druck und sackten um mehr als 3 Prozent ab. Neben dem wohl an diesem Mittwoch besiegelten Index-Abschied belastete vor allem eine negative Einschätzung der Schweizer Bank Credit Suisse. Der Experte Carsten Riek hielt das Chance/Risiko-Verhältnis trotz des geplanten Börsengangs der Unternehmensperle Aufzugssparte für recht ungünstig im Vergleich zu ArcelorMittal oder SSAB . Der Konzernumbau verlaufe schleppend und es gebe Bilanzrisiken.

Im Nebenwerte-Index SDax nahmen die Anteilsscheine von Varta ihre Rekordjagd wieder auf und zogen als klarer Index-Favorit um rund 14 Prozent an. Der Batteriehersteller will wegen einer deutlich steigenden Nachfrage nach Lithium-Ionen Batterien die Produktionskapazität erneut erhöhen. Commerzbank-Analyst Stephan Klepp traut den Aktien eine Fortsetzung ihres Laufs zu. Er hob das Kursziel nun von 80 auf 110 Euro an und bestätigte seine Kaufempfehlung. "Vergessen sie den Ausblick, er ist ohnehin zu tief gestapelt", schrieb der Experte. Der Boom bei Lithium-Ionen-Batterien gehe bei Varta erst los.

Ausserhalb der grossen Indizes sprangen die Anteilsscheine von Home24 um gut 14 Prozent auf 3,45 Euro in die Höhe. In ihrem Bodenbildungsversuch schafften es die Aktien des Onlinehändlers von Möbeln und Wohnaccessoires über die 50-Tage-Linie, die als Indikator für den mittelfristigen Trend gilt. Die Anleger freuten sich vor allem über die Ankündigung, dass zum Jahresende auf bereinigter Basis operativ die Gewinnschwelle erreicht werden soll.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,69 Prozent am Vortag auf ein Rekordtief von minus 0,73 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,16 Prozent auf 147,44 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,11 Prozent auf 179,22 Punkte zu.

Der Euro kostete zuletzt 1,0940 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0968 (Freitag: 1,1036) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9117 (0,9061) Euro gekostet./la/mis

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---