FRANKFURT (awp international) - Nach den beeindruckenden Tagesgewinnen zum Wochenauftakt hat sich der deutsche Aktienmarkt am Dienstag stabil gezeigt. Die im November überraschend deutlich eingetrübten Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten fanden kaum Beachtung. Der Leitindex Dax gab gegen Mittag um 0,20 Prozent auf 13 070,60 Punkte nach. Der MDax der 60 mittelgrossen Werte verlor 0,44 Prozent auf 27 671,99 Zähler. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 legte indes um 0,45 Prozent zu.

Am Vortag hatte die Aussicht auf einen baldigen Impfstoff gegen das Coronavirus die Anleger euphorisch gestimmt und den Dax im Handelsverlauf bis knapp unter 13 300 Punkte katapultiert. Gestützt auch vom Präsidentschaftswahlsieg des Demokraten Joe Biden in den USA ging es letztlich um knapp 5 Prozent hoch. An der Wall Street gab es sogar neue Rekorde: Der Dow Jones Industrial kletterte nahe an die 30 000-Punkte-Marke, bevor er kurz vor dem Handelsschluss einen Teil seiner Gewinne wieder abgab.

Die beiden jüngsten Ereignisse, Bidens Sieg im Rennen um die Präsidentschaft und der von Biontech und Pfizer entwickelte Impfstoff, könnten dem Bankhaus Donner & Reuschel zufolge "wesentliche Veränderungen für die kommenden Monate und sogar Jahre mit sich bringen".

Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners warnt dennoch: Trotz all der momentan positiven Aussichten "werden noch einige schwierige wirtschaftliche Monate kommen". Darauf sollten die Anleger gefasst sein. Der ZEW-Index lässt neue Gefahren bereits erahnen: Vor dem Hintergrund einer zweiten Corona-Infektionswelle trübte er sich erneut deutlich ein und fiel auf 39,0 Zähler. Analysten hatten zwar mit einem Rückgang gerechnet, aber im Schnitt nur auf 44,3 Punkte.

In den Fokus rückte am Dienstag auch wieder die Berichtssaison: Aus dem Dax informierte der Sportartikelhersteller Adidas über das beendete und das neu angelaufene Quartal. Nach einem Kursplus von fast 8 Prozent am Vortag gaben dessen Aktien nun um etwas mehr als 5 Prozent nach. Der Ausblick auf das vierte Quartal kam trotz positiv beurteilter Ergebnisse im dritten Jahresviertel am Markt nicht gut an.

Um knapp 6 Prozent ging es für die Aktie der Deutschen Post abwärts, nachdem der Konzern nun detaillierte Zahlen vorlegte und sein Ziel für den freien Barmittelfluss anhob. Allerdings war die Aktie Gelb am Vortag noch auf Rekordhoch geklettert. Für die Henkel -Papiere ging es nach dem vollständigen Quartalsbericht des Konsumgüterkonzerns um 1 Prozent nach oben. Erstmals veröffentlicht darüber hinaus die von Siemens abgespaltene Beteiligung Siemens Energy Quartalszahlen, woraufhin die Aktie um 3 Prozent nachgab.

Im MDax sanken die Anteilsscheine des Softwareanbieters Teamviewer nach Vortagesverlusten von knapp 9 Prozent um weitere 3 Prozent. Die Geschäfte im dritten Quartal wuchsen deutlich langsamer als zu Hochzeiten der ersten Covid-19-Welle im Frühjahr. Der Vorstand schätzt die Aussichten aber weiter stabil ein und hob seine Jahresprognose für die in Rechnung gestellten Umsätze leicht an.

Die Lufthansa , deren Kurs am Vortag infolge der Impfstoff-Euphorie um knapp 20 Prozent nach oben geschossen war, informierte über die Platzierung einer Wandelanleihe über 525 Millionen Euro. Dem Aktienkurs konnte dies nichts anhaben. Er stieg um weitere 4 Prozent.

Ein Plus von bald 15 Prozent verbuchten im SDax die Nordex- Papiere. Der Windanlagen-Hersteller setzte sich für 2020 und die kommenden Jahre neue optimistische Ziele. Jenoptik dagegen zählten zu den Schlusslichtern mit minus 5 Prozent. Der Technologiekonzern bekam auch im dritten Quartal die Pandemie und die schwächere Autoindustrie deutlich zu spüren. Gewinn und Umsatz brachen ein./ck/fba

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---