FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag seinen Rekordlauf fortgesetzt. Sowohl Dax, MDax und SDax kletterten auf Höchststände. Auftrieb gab vor allem die Ankündigung zusätzlicher Staatsausgaben durch den künftigen US-Präsidenten Joe Biden. Dieser dürfte nun mit weniger politischem Widerstand zu rechnen haben, da nach derzeitigem Stand die Demokraten nun auch die Kontrolle über den US-Senat gewonnen haben - und damit über den kompletten Kongress. Zudem halfen starke Auftragseingänge für die deutsche Industrie im November sowie die Zulassung eines zweiten Corona-Impfstoffs in der Europäischen Union.

Der deutsche Leitindex gewann bis zur Mittagszeit 0,67 Prozent auf 13 984,62 Punkte. Der MDax für mittelgroße Werte stieg um 0,46 Prozent auf 31 264,86 Punkte. Der Nebenwerte-Index SDax überwand erstmals die Marke von 15 200 Punkten. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es gegen Mittag um 0,31 Prozent hoch.

"Die Anleger konzentrieren sich auf das Positive. Das Negative wird ignoriert oder zumindest in der Entscheidungsfindung niedrig gewichtet, denn viele haben zum Jahresbeginn neue Risikobudgets zur Verfügung", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt. "Und trotz aller Sorgen vor einem möglichen Ende der Rally ist die Angst, die nächsten Kursanstiege zu verpassen, im Moment noch größer."

Für den charttechnischen Analysten Martin Utschneider vom Bankhaus Donner & Reuschel ist die Marke von 15 000 Punkten für den Dax unverändert "ein realistisches Ziel für das Börsenjahr 2021", wie er sagte. Mit einem Sprung über 14 000 Zähler rechnet er bereits im Verlauf dieser Woche.

Unter den Einzelwerten im Dax stachen HeidelbergCement und Bayer positiv heraus und Delivery Hero negativ. Die Aktie des Baustoffherstellers HeidelbergCement, die angesichts der politischen Perspektiven in den USA bereits tags zuvor um etwas mehr als 4 Prozent gestiegen war, legte an der Index-Spitze um weitere 3,8 Prozent zu. Die französische Großbank Societe Generale hat mit Blick auf das US-Geschäft des Konzerns eine Kaufempfehlung ausgesprochen. Die Demokraten in den USA dürften Infrastrukturvorhaben vorantreiben, erwartet Analyst Xavier Marchand. Dabei verwies er darauf, dass rund 20 Prozent des Unternehmenswertes der Heidelberger diesem Bereich zuzuordnen sei.

Bayer stiegen um 3,4 Prozent, denn gemeinsam mit dem Tübinger Unternehmen Curevac will der Pharma- und Agrarchemiekonzern die Weiterentwicklung, Produktion und den Vertrieb eines Corona-Impfstoffes vorantreiben. Beide schlossen untereinander einen Kooperations- und Servicevertrag ab. Curevac profitierten von den gemeinsamen Plänen noch deutlich stärker und legten auf der Handelsplattform Tradegate um 14 Prozent zu.

Die Aktien von Delivery Hero fielen indes nach einer Kapitalerhöhung um 1,7 Prozent auf 136 Euro. Insgesamt waren knapp 9,5 Millionen neue Stammaktien zum Preis von 132 Euro je Aktie an institutionelle Investoren verkauft worden. Das angesichts der Kapitalerhöhung recht kleine Kursminus ist aber ein Zeichen, dass Anleger den Schritt recht positiv auffassen, schließlich soll das Geld auch ins Wachstum investiert werden.

Aus der zweiten Reihe standen Knorr-Bremse mit plus 3,1 Prozent im Blick, die damit auf den höchsten Stand ihrer gut zweijährigen Börsengeschichte kletterten. Eine frisch ausgesprochene Kaufempfehlung der US-Investmentbank Bank of America (BofA) trieb den Kurs. Analyst Alexander Virgo rechnet damit, dass die globale Lkw-Produktion in diesem und im kommenden Jahr um 10 bis 20 Prozent steigt. Ein Rekordhoch erreichte zudem auch das Papier des Chemikalienhändlers Brenntag.

Die Aktie des Windkraft-Anlagenherstellers Nordex kletterte mit plus 2,3 Prozent auf ein neues Hoch seit Oktober 2016. Hier trieb nicht nur ein weiterer Großauftrag, sondern vor allem die politischen Aussichten in den USA. Joe Biden will als US-Präsident in den kommenden Jahren Billionen US-Dollar in ein grünes Infrastrukturprogramm investieren. Das nun dürfte gut durchsetzbar sein, sofern die Demokraten die Kontrolle über den gesamten Kongress haben./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---