FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat zur Wochenmitte den Rückwärtsgang eingelegt. Händler verwiesen auf negative Vorgaben der US-Börsen und der asiatischen Handelsplätze sowie auf anhaltende Konjunktursorgen. Zudem verhielten sich viele Anleger passiv vor möglichen geldpolitischen Kommentaren und Entscheidungen bei der EZB-Sitzung am Donnerstag.

Am Mittwochnachmittag notierte der Dax 1,31 Prozent tiefer bei 15 635,12 Punkten, nachdem er vormittags auf den tiefsten Stand seit fünf Wochen gefallen war. Der MDax der 60 mittelgrossen Börsenwerte büsste 0,62 Prozent auf 36 030,63 Punkte ein. Der EuroStoxx 50 gab um 1,0 Prozent nach.

Die Anleger warteten auf Beweise, dass die Konjunkturerholung von der Corona-Pandemie nicht zu sehr an Tempo verliert, konstatierte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. "Denn bei nachlassendem Wachstum steigt auch das Risiko für Gewinnwarnungen aus den Unternehmen in den kommenden Wochen, da diese Probleme bekommen dürften, ihre gestiegenen Inputpreise an ihre Endkunden weiterzugeben." Auch wenn bei schwächeren Wirtschaftsdaten die Wahrscheinlichkeit einer noch länger lockeren Geldpolitik steige, würde damit jedoch eine tragende Säule für den Aktienmarkt wegbrechen, so Stanzl.

Die Anteilsscheine von Siemens Energy fielen um 6,5 Prozent und waren klares Schlusslicht im Dax. Sie gaben damit inzwischen über die Hälfte der Erholung seit dem Achtmonatstief Mitte Juli wieder ab. JPMorgan-Analyst Andreas Willi strich seine "Overweight"-Empfehlung für die Aktie. Er sieht bei Siemens Energy zwar weiter deutlichen Bewertungsspielraum, fürchtet aber massive Ergebnisrisiken bei Siemens Gamesa, an denen Siemens Energy 67 Prozent hält.

Die Papiere der Telekom zählten mit einem Kursrückgang von 0,1 Prozent auf 17,90 Euro zu den besten Werten im angeschlagenen Dax. Tags zuvor waren sie nach Bekanntgabe des Verkaufs von T-Mobile Niederlande, der Aufstockung des Anteils an T-Mobile US und des Aufstiegs der Softbank zum zweitgrössten Aktionär zwischenzeitlich bis auf 18,44 Euro geklettert, bevor die Gewinne komplett verloren gingen. Dabei wurden die umfangreichen Deals von Experten gelobt.

Die Aktien von Airbus gewannen 0,8 Prozent. Der Flugzeugbauer lieferte im August nur noch 40 Maschinen aus, verglichen mit 47 Jets im Vormonat. Allerdings holte Airbus im August mit 102 Neubestellungen mehr Aufträge herein als in jedem vorangegangenen Monat des Jahres.

Die Nordex-Papiere gaben ihren Anfangsgewinn von bis zu 1,3 Prozent rasch ab und folgten dem Gesamtmarkt mit minus 3,0 Prozent deutlich nach unten. Der Windkraftanlagenbauer zog in den Sommermonaten zwölf neue Aufträge auf dem Heimatmarkt an Land. Das Unternehmen werde für unterschiedliche Kunden Anlagen mit einem Volumen von insgesamt über 123 Megawatt in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen liefern, hiess es.

Nach dem jüngsten Rutsch um mehr als 10 Prozent erholten sich die Titel der Lufthansa gegen den schwachen Markttrend. Die Aktien der Kranich-Linie stiegen um 2,2 Prozent, nachdem sie am Morgen mit 8,102 Euro noch einen weiteren Tiefststand seit November erreicht hatten.

Auch Fraport erholten sich vom Tief seit Juli und gewannen an der MDax-Spitze 2,4 Prozent. Zuvor hatte Eurowings-Chef Jens Bischof in der "Süddeutschen Zeitung" von einem positiven Trend bei Geschäftsreisen berichtet. Die Zahl der Buchungen habe sich in den letzten Wochen verdoppelt und er rechne mit einer Fortsetzung des Trends im Herbst.

Für den Euro wurden zuletzt 1,1827 Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1860 Dollar festgesetzt.

Am Anleihemarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,39 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,01 Prozent auf 145,29 Punkte. Der Bund-Future stieg um 0,14 Prozent auf 174,65 Zähler./edh/men

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---