FRANKFURT (awp international) - Nach dem US-Arbeitsmarktbericht hat der Dax am Freitag seine Erholung fortgesetzt. Am Vortag war er sehr schwach in den traditionell schwierigen Börsenmonat September gestartet, nun aber kamen die Schnäppchenjäger. Nach den Jobdaten konnte der Leitindex seine Gewinne etwas ausbauen, zuletzt legte er 2,08 Prozent auf 12 893,16 Zähler zu. Damit ist der Abstand zum Jahrestief von 12 391 Punkten wieder grösser geworden.

Die Blicke waren auf den US-Jobbericht für August gerichtet - mit dem Fazit, dass sich die US-Notenbank Fed auf ihrem steilen Straffungskurs wohl bestätigt sieht. Die US-Wirtschaft hat im August mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet. Ein Jobmarkt in guter Verfassung sorgt für den nötigen Spielraum, um die hohe Inflation weiter mit kräftigen Zinserhöhungen zu bekämpfen. Experten zufolge verfestigt sich damit die Ansicht, dass die Fed ihren Leitzins im September nochmals um 0,75 Prozentpunkte erhöhen wird.

Aber auch in der Eurozone bahnt sich möglicherweise ein höheres Tempo der Zinserhöhungen an. Dafür spricht an diesem Freitag, dass sich der Preisauftrieb in der Eurozone auf Erzeugerebene nach einer Pause wieder verstärkt hat. Etwas erleichtert zeigten sich Börsianer, weil nach einem dreitägigen Lieferstopp nach vorläufigen Netzdaten wieder russische Gaslieferungen in Deutschland durch die Pipeline Nord Stream 1 angekündigt sind.

Laut dem DZ-Bank-Analysten Sven Streibel untermauern die zuletzt starken Schwankungen, dass sich der Aktienmarkt weiter in einem Krisenmodus befindet. Er reduzierte daraufhin sein diesjähriges Dax-Ziel auf 14 000 Punkte. "In dem gegenwärtigen Stimmungsmix aus Zins- und Konjunkturängsten ist durchaus noch mit der einen oder anderen Schwächephase bei Aktien zu rechnen", kommentierte auch der Deka-Bank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Für den langfristig orientierten Anleger seien solche Phasen aber auch wieder interessante Kaufgelegenheiten.

Auch der breite Aktienmarkt erholte sich am Freitag nach dem tiefroten Vortag: Der MDax mit den mittelgrossen deutschen Werten zog um 2,04 Prozent auf 24 914,72 Punkte an, während das Eurozonen-Barometer EuroStoxx um 1,5 Prozent stieg. Die Indikationen für die US-Börsen waren ebenfalls freundlich.

Auf Unternehmensseite sorgte ein Übernahmeangebot für SLM Solutions für Gesprächsstoff: Die Papiere sprangen um 73 Prozent auf 19,70 Euro nach oben. Sie näherten sich damit dem 20 Euro hohen Barangebot des japanischen Nikon-Konzerns , der einen weltweit führenden Anbieter für 3D-Metalldruck schaffen will.

Wichtige Stützen für den Dax waren die zuletzt recht stark gesunkenen Aktien aus zyklischen Branchen, darunter vor allem der feste Automobilsektor mit Kursgewinnen von bis zu fünf Prozent bei Volkswagen und der VW-Holding Porsche SE. Bei den beiden Aktien wird bald mit Neuigkeiten zum geplanten Börsengang der Sportwagentochter Porsche AG gerechnet.

Als weniger zyklische Branche erholten sich aber auch die Versorger - unter anderem wegen der anhaltenden Diskussion über längere Laufzeiten für Atomkraftwerke. Zwei Meiler könnten laut dem "Handelsblatt" am Netz bleiben, ein Börsianer glaubt dabei an ein Kraftwerk von Eon . Die Eon-Titel legten 3,2 Prozent zu.

Die Henkel-Aktien hinkten dem Markt wegen einer Analystenabstufung nach. Nach einer Verkaufsempfehlung durch Goldman Sachs waren sie mit einem knappen Abschlag von 0,03 Prozent der zuletzt einzige Dax-Verlierer. Analyst Olivier Nicolai von der Investmentbank positionierte sich in seiner Studie vorsichtig hinsichtlich des Ausblicks für die Klebstoffsparte.

Der Euro kostete zuletzt 1,0009 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0004 Dollar festgelegt. Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 1,50 Prozent am Vortag auf 1,47 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,02 Prozent auf 131,54 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,02 Prozent auf 147,70 Punkte zu./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---