FRANKFURT (awp international) - Gestützt auf gut aufgenommene Unternehmensberichte hat sich der Leitindex Dax am Mittwoch über der Marke von 15 100 Zählern stabilisiert. Nach dem Kursrutsch vom Vortag behauptete er sich gegen Mittag knapp mit 0,03 Prozent im Plus, zuletzt stand er bei 15 124,78 Punkten. Ein am Morgen befürchteter Rückschlag in Richtung 15 000 Punkte blieb aus.

Der MDax jedoch gab zuletzt knapp um 0,04 Prozent auf 31 770,11 Punkte nach. Auch dort gab es viele Quartalsberichte - mit den anspringenden Commerzbank -Aktien als auffälligster Gewinner. Auch der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 bewegte sich moderat in der Verlustzone.

Das beherrschende Thema bleibt zur Wochenmitte die Inflation und die damit verbundene Gefahr steigender Zinsen. Am Nachmittag rücken die in den USA veröffentlichten Verbraucherpreise ins Blickfeld, bei denen Experten mit einem stärkeren Anstieg rechnen. "Schliesslich ist der April genau einer der Monate, für die alle Welt aufgrund der Basiseffekte eine deutlich höhere Inflation erwartet", schrieb Esther Reichelt von der Commerzbank. Auch Engpässe in vielen Bereichen der Wirtschaft gelten als Preistreiber.

In Deutschland ging es in der Berichtssaison noch einmal rund. Vor dem Feiertag Christi Himmelfahrt an diesem Donnerstag, an dem die Börsen geöffnet haben, legten besonders viele Unternehmen ihre Quartalszahlen vor, darunter auch mehrere Dax-Konzerne. In den meisten Fällen fielen bei diesen die Reaktionen der Anleger positiv aus.

Allen voran galt dies für Bayer mit einem Kurssprung von 4,1 Prozent. Unter anderem dank einer starken Nachfrage nach Agrarprodukten war der Chemie- und Pharmakonzern überraschend gut ins Jahr gestartet. Laut dem Goldman-Sachs-Analysten Keyur Parekh hat insbesondere der Gewinn je Aktie im Kerngeschäft die Erwartungen übertroffen.

Die Aktien der Deutschen Telekom folgten auf dem zweiten Platz um etwa zwei Prozent nach oben. Der Konzern punktete mit einem soliden ersten Quartal mit einem Barmittelfluss, dessen Stärke laut einem Händler das Highlight war. Nach dem guten Jahresstart wurde auch die Prognose für 2021 leicht hochgeschraubt.

Steigende Kurse gab es ansonsten noch bei RWE und Deutsche Wohnen mit Aufschlägen von 1,30 und 0,8 Prozent. Jefferies-Analyst Ahmed Farman lobte, der Energiekonzern RWE habe in einem vom Winterwetter belasteten Quartal ergebnisseitig stark abgeschnitten. Der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen war dank höherer Mieten mit mehr Gewinn in das neue Jahr gestartet.

Die Aktien des Versicherers Allianz wurden nach den Zahlen des Versicherers und einem robustem Start zuletzt nur noch knapp im Plus gehandelt. Gleiches galt für die Merck -Papiere, die sich nach dem Zwischenbericht nur wenig vom Fleck bewegten.

Allgemein unter Druck blieben im Dax die Autowerte, allen voran setzten die Volkswagen -Aktien ihre jüngste Talfahrt um 1,1 Prozent fort. In der Branche bereiten den Anlegern derzeit die knappe Verfügbarkeit von Halbleitern und die damit verbundenen Produktionsbehinderungen Kopfzerbrechen.

Zum Schlusslicht im Dax wurden aber einmal mehr die Aktien von Delivery Hero , die ihre Talfahrt um 3,5 Prozent fortsetzten und auf ein Tief seit Ende März rutschten. Der Essenslieferdienst strebt rund zwei Jahre nach dem Ausstieg zurück an den deutschen Markt. Ab August will er dort unter der Marke Foodpanda wieder auftreten.

Im MDax hoben sich die Papiere der Commerzbank mit einem Kurssprung um 7,4 Prozent sehr positiv ab. Das Bankhaus hat trotz erheblicher Kosten für den Umbau zu Jahresbeginn überraschend schwarze Zahlen geschrieben und die Ertragsprognose erhöht.

Ein klares Plus gab es dort auch bei den wie gewohnt schwankungsreichen Varta -Aktien, die zuletzt um 2,6 Prozent zulegten. Börsianer zogen vom Quartalsbericht ein gemischtes Fazit. Der Batteriehersteller vermeldete aber einen ersten Kunden aus der Automobilindustrie für seine auf Elektroautos ausgerichteten Hochleistungszellen.

Unter den Nebenwerten waren nach Zahlen auch einige Aktien negativ auffällig. Für die Aktien des O2-Mutterkonzerns Telefonica Deutschland ging es um drei Prozent bergab und für jene von Lanxess sogar um 3,8 Prozent. Der Chemiekonzern übertraf zwar die Erwartungen, laut dem Morgan-Stanley-Analysten Charles Webb aber nicht in dem Masse wie zuletzt einige Konkurrenten.

Im SDax erwischte es die Papiere von SAF-Holland , Zooplus und Süss Microtec mit Abschlägen von 2,5 bis 6,3 Prozent relativ schwer. Positive Erscheinungen waren dort aber die Aktien von Patrizia Immobilien, des Online-Händlers Westwing , des Hafenbetreibers HHLA und des Graphitkonzerns SGL mit Anstiegen zwischen 2,1 und 2,9 Prozent./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---