FRANKFURT (awp international) - Am deutschen Aktienmarkt bleiben die Anleger angesichts des anstehenden Leitzinsentscheids der Europäischen Zentralbank (EZB) vorsichtig. Nach dem positiven Wochenstart fiel der Dax am Dienstagmorgen wieder etwas zurück und lag zuletzt mit 0,16 Prozent im Minus bei 15 775,12 Punkten.

Für den MDax der mittelgrossen Werte ging es um 0,08 Prozent auf 27 183,26 Zähler nach unten. Auch in Europa trat der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 mit minus 0,10 Prozent bei 4250,06 Punkten in etwa auf der Stelle.

Experten hatten die moderaten Kursgewinne im Dax an den vergangenen beiden Handelstagen ohnehin als technische Gegenbewegung gewertet. Zudem werden grosse Kurssprünge vor dem Entscheid der Währungshüter am Donnerstag generell nicht erwartet. Investoren wollten nicht auf dem falschen Fuss erwischt werden, sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Daher sei Zurückhaltung jetzt das "Motto der Stunde".

Unklar ist, ob die EZB erneut an der Zinsschraube dreht oder eine Pause einlegt. Vor diesem Hintergrund stehen an diesem Handelstag hierzulande die ZEW-Konjunkturerwartungen besonders im Blick. Experten rechnen mit einem weiteren Rückgang auf bereits sehr niedrigem Niveau. Die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sehen zwar wenig Überraschungspotenzial im Vergleich zu den Markterwartungen - schwache Daten dürften aus ihrer Sicht aber für eine Zinspause der EZB sprechen.

Auf Unternehmensseite waren denn auch die besonders zinsempfindlichen Immobilienwerte wie schon tags zuvor gefragt, Vonovia etwa verteuerten sich um rund ein Prozent.

Dagegen setzte ein Kursrutsch beim US-Softwarekonzern Oracle den Aktien des deutschen Wettbewerbers SAP zu - die Papiere landeten mit minus 1,4 Prozent am Dax-Ende. Die Amerikaner hatten den Markt mit einem sich verlangsamenden Wachstum im Cloud-Geschäft im vergangenen Quartal enttäuscht, für die Oracle-Aktien war es im nachbörslichen US-Handel deutlich nach unten gegangen. Bei SAP sprach ein Händler nun von Gewinnmitnahmen, nachdem die Aktien zuvor in diesem Jahr rund ein Drittel gewonnen hatten.

Während ferner Aktien von Airbus mit minus einem Prozent und MTU mit 0,8 Prozent Minus nach dem jüngsten Kursrutsch unter Druck blieben, bewegten zahlreiche Analystenkommentare. Entgegengesetzte Richtungen nahmen so die Aktien der Konsumgüterhersteller Beiersdorf und Henkel - die Hanseaten zählten mit rund 1,1 Prozent Zuwachs zu den Dax-Favoriten zählten, dagegen ging es für den Wettbewerber um knapp 1,3 Prozent bergab. Händler verwiesen auf eine Studie der französischen Exane BNP Paribas, die sich lobend zu Beiersdorf geäussert und den Wert hochgestuft habe. Bei Henkel aber strichen die Experten ihr bisher positives Votum.

Im MDax waren derweil die Aktien des Kochboxenversenders Hellofresh nach einer positiven Einschätzung der US-Bank JPMorgan gefragt, sie verteuerten sich zeitweise um fast 8 Prozent und erreichten ein Hoch seit rund 13 Monaten. Branchenkenner Marcus Diebel setzte das Papier auf seine "Analyst Focus List" und vergab den Status "Positive Catalyst Watch", womit er kurzfristig besonders optimistisch für die Kursentwicklung ist. Er sprach von starker Dynamik bei den wichtigsten Geschäftskennziffern (KPI), geringen Erwartungen und einer immer noch attraktiven Bewertung.

Dürr-Papiere profitierten indes nur kurz mit bis zu 3 Prozent Kursplus von einer Empfehlung der Societe Generale. Zuletzt betrug der Kurszuwachs lediglich noch 0,1 Prozent. Auf dem letzten Platz im Mittelwerteindex standen derweil die Papiere des Verpackungsspezialisten Gerresheimer . Sie setzten mit zuletzt mehr als sechseinhalb Prozent Abschlag den Rückfall vom kürzlich erreichten Hoch fort./tav/mis