FRANKFURT (awp international) - Eine massive Gewinnwarnung des Chemiekonzerns BASF sowie latente Sorgen um eine vielfach erhoffte US-Zinssenkung haben den Dax am Dienstag nach unten gedrückt. Der Leitindex gab bis zum Nachmittag um 1,00 Prozent auf 12 418,54 Punkte nach, womit er sein Tagestief bei unter 12 400 Zählern allerdings hinter sich liess. Der Index für mittelgrosse Unternehmen MDax verlor zuletzt 0,70 Prozent auf 25 705,97 Punkte, beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,51 Prozent nach unten.

Die BASF-Aktien sackten bis zum Nachmittag um 4,33 Prozent ab. Der Chemiekonzern hatte seine Jahresziele wegen der weltweit schlechteren Wirtschaftslage und anhaltender Handelskonflikte kassiert. Auch für die Aktien anderer Chemieunternehmen wie Covestro , Evonik und Wacker Chemie ging es zunächst deutlich nach unten. Eine Bestätigung der Jahresziele durch Lanxess beruhigte die Anleger am Nachmittag immerhin etwas. Die Aktien der Kölner reduzierten ihr Minus auf ein halbes Prozent.

Die nun wieder verstärkt aufgekommenen Konjunkturängste waren zuletzt noch in den Hintergrund gerückt. So hatten die Annäherung der USA und Chinas in ihrem Handelsstreit sowie die Hoffnung auf noch mehr Billiggeld der Notenbanken den Börsen jüngst Rückenwind geliefert. Der Dax war in der vergangenen Woche mit 12 656 Punkten denn auch auf einen Höchststand seit August vergangenen Jahres geklettert.

Für einen ersten Dämpfer hatte dann aber ein überraschend starker US-Arbeitsmarktbericht gesorgt. Denn die guten Daten machen ein vorschnelles Eingreifen der US-Notenbank nicht unbedingt erforderlich. Noch gehe der Markt davon aus, dass die Zinsen gesenkt werden, schrieb CMC-Marktexperte Jochen Stanzl in einem aktuellen Kommentar. "Aber selbst wenn die Notenbank die Zinsen senkt, dürften die Effekte dieser Massnahme erst in sechs Monaten sichtbar werden."

Bis dahin könne es gut sein, dass auf die Investoren in der Berichtssaison noch viele Gewinnwarnungen warten. US-Notenbankpräsident Jerome Powell wird ab Mittwoch in Washington dem Parlament Rede und Antwort zu seiner Geldpolitik stehen. Anleger erhoffen sich davon entsprechende Hinweise.

Am Dienstag haben die Aktien der Deutschen Bank ihre Talfahrt vom Vortag aber zunächst fortgesetzt und um 3,45 Prozent nachgegeben. Bereits zum Wochenstart hatte der angekündigte Radikalumbau die Anleger letztlich nicht vom Hocker gerissen: Die Aktien hatten nach anfänglichen Gewinnen deutlich nachgegeben. Analysten und Investoren sind nicht bereit, Vorschusslorbeeren zu verteilen. Nach den vielen Enttäuschungen der vergangenen Jahre wollen sie offenbar erst Beweise, dass die Restrukturierung funktioniert.

Nach dem Beschluss Frankreichs, ab 2020 eine Umweltsteuer auf Flugtickets zu erheben, gerieten zudem die Papiere europäischer Airlines unter Druck. Im Dax verlor etwa die Lufthansa 2,59 Prozent. Die Steuer soll je nach Art des Tickets zwischen 1,50 und 18 Euro betragen, wie die französische Verkehrsministerin Élisabeth Borne mitteilte. Das Geld werde in umweltfreundlichere Infrastrukturen investiert, vor allem in das Schienensystem.

Deutz -Papiere litten weiter unter Interview-Aussagen des Chefs Frank Hiller über die schwindende Nachfrage beim Motorenbauer. Mit einem Minus von zuletzt 14,62 Prozent besetzten sie mit weitem Abstand den letzten Platz im Nebenwerteindex SDax . Bereits am Vortag waren sie um mehr als sechs Prozent abgesackt.

Positiv wurde dagegen weiter eine vorläufige Neubewertung des Immobilienportfolios durch TLG Immobilien aufgefasst. Die Aktie zog am Nachmittag um 1,32 Prozent an und war damit im SDax am stärksten gefragt. Im MDax profitierten die Aktien der Deutsche Wohnen , LEG Immobilien und TAG Immobilien , im Dax gehörten zusätzlich die Papiere von Vonovia zu den wenigen Gewinnern.

Am Rentenmarkt legte die Umlaufrendite von minus 0,37 Prozent auf minus 0,36 Prozent zu. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 144,96 Punkte. Der Bund-Future fiel um 0,01 Prozent auf 173,28 Punkte.

Der Euro fiel auf 1,1205 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1215 Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,8881 Euro gekostet./kro/mis

--- Von Karolin Rothbart, dpa-AFX ---