FRANKFURT (awp international) - Eine sich abzeichnende Erholung an den US-Börsen hat dem Dax am Donnerstag zu Gewinnen verholfen. Der deutsche Leitindex schüttelte seine frühen Verluste ab und näherte sich wieder der psychologisch wichtigen Marke von 14 000 Punkten. Die Sorgen über rasant steigende Corona-Infektionen in China, die am Morgen noch auf die Stimmung gedrückt hatten, schwelen im Hintergrund dennoch weiter.

Im umsatzschwachen Handel legte der deutsche Leitindex am Nachmittag um 0,32 Prozent auf 13 970,24 Zähler zu. Der MDax der mittelgrossen Unternehmen zeigte sich minimal im Minus mit 0,12 Prozent auf 25 170,03 Punkte. Europaweit sah es ähnlich aus wie am deutschen Aktienmarkt.

Laut Marktanalyst Jochen Stanzl von CMC Markets sind "die Anleger hin- und hergerissen, wie sie die Situation in China bewerten sollen". Dabei verwies er auf die dort rasant steigenden Corona-Infektionen in Kombination mit den Lockerungen der Reisebedingungen.

Angesichts der Aufhebung der Reisebeschränkungen Chinas werde zum einen ein neuerlicher Anstieg von Covid-Fällen befürchtet, erklärte Stephen Innes, Managing Partner bei SPI Asset Management. Ausserdem wachse die Sorge, dass dadurch eine neue, gefährlichere Virusvariante entstehen und um die Welt gehen könnte. Andererseits sei mit der Öffnung Chinas nach drei Jahren staatlich verordneter Isolation aber auch viel Hoffnung verknüpft, denn so könnte womöglich eine tiefe Rezession abgewendet und die Stimmung für viele Finanzanlagen verbessert werden.

Die Papiere von Sartorius zählten mit plus 1,2 Prozent zu den stärksten Werten im Dax. Der Laborzulieferer kommt mit seinen Wachstumsplänen schneller voran und liegt etwa zwei Jahre vor dem eigenen Plan. 2022 sei das dritte Jahr einer intensiven Wachstumsphase gewesen, "das war eine sehr erfolgreiche Phase", sagte Vorstandschef Joachim Kreuzburg der dpa.

Im MDax büssten die Anteile der Lufthansa als Schlusslicht 3,5 Prozent ein. Nach einem starken Lauf seit Ende September litten sie nun unter Gewinnmitnahmen. Mit einem Plus von rund 27 Prozent im Jahresverlauf zählen sie dennoch zu jenen Aktien, die sich sehr stark entwickelt haben und in einer insgesamt eher trüben Rückschau auf 2022 ein Lichtblick sind.

Ansonsten zogen am vorletzten Handelstag des Jahres die Telekomunternehmen 1&1 , United Internet , Telefonica Deutschland und Deutsche Telekom Aufmerksamkeit auf sich. Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" aus einem internen Dokument der Telekom berichtete, könnte die Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen im Jahr 2024 für die Netzbetreiber "extrem teuer werden", da 1&1 als Bieterin hinzukomme. Diese Versteigerung könnte womöglich das teuerste Bieterverfahren seit der UMTS-Vergabe im Jahr 2000 werden, die damals 51 Milliarden Euro gekostet hatte, hiess es.

Einem Händler zufolge ist "die Geschichte zwar nicht neu und schwebt seit Monaten wie ein Damoklesschwert vor allem über den kleineren Auktionsteilnehmern". In einem schwachen und zum Jahresende hin auch noch umsatzarmen Marktumfeld sei der Bericht aber nicht hilfreich. Den Aktien der deutschen Telekombranche gelang im Zuge der sich aufhellenden Marktstimmung zuletzt jedoch der Sprung ins Plus.

Der Euro stieg und wurde am Nachmittag mit 1,0648 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0640 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei 2,46 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,11 Prozent auf 125,83 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,13 Prozent auf 133,67 Punkte zu./ck/jha/

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---