FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat am Dienstag in Erwartung bald steigender Zinsen wieder deutlich Federn gelassen. Anziehende Anleiherenditen waren im Gegenzug Ausdruck der neuerdings spürbaren Zinsangst. Nach einem am Vormittag erreichten Tief seit Weihnachten, das unter 15 700 Punkten lag, konnte der Leitindex seine Verluste im Verlauf aber etwas reduzieren.

Über die Ziellinie ging der Dax 1,01 Prozent tiefer bei 15 772,56 Punkten. Er schloss damit unter seiner 50-Tage-Durchschnittslinie, die unter Anlegern ein beliebter mittelfristiger Indikator ist. Zeitweise hatte er sogar die noch längerfristig relevante 100-Tage-Linie angerissen. Der MDax verlor am Dienstag letztlich 1,25 Prozent auf 34 155,36 Zähler.

Die Erwartung höherer Zinsen vor allem in den USA setzt die Aktienmärkte seit geraumer Zeit immer wieder unter Druck. Dies zeigte sich am Dienstag auch erneut an den US-Börsen, die nach einem langen Wochenende mit deutlichen Verlusten starteten. Mit Blick auf die beginnende Berichtssaison sei das Enttäuschungspotenzial angesichts der steigenden Inflation nicht unerheblich, erklärte Analyst Christian Henke vom Broker IG. Die anziehenden Renditen am Anleihemarkt schlügen den Anlegern zunehmend auf den Magen.

Henke verwies dabei auf die bislang veröffentlichten Quartalszahlen der grossen US-Banken, die nicht überzeugt hätten. Am Freitag hatte JPMorgan enttäuscht, an diesem Dienstag folgte gleichermassen die Investmentbank Goldman Sachs . Die Papiere der Deutschen Bank reagierten darauf, indem sie im Dax-Mittelfeld etwa 0,8 Prozent verloren.

Europaweit blieben die Anleger angesichts der erwarteten Zinserhöhungen nervös, was die auf Wachstum getrimmten Technologiewerte betrifft. Im Dax rutschten die Titel des Chipkonzerns Infineon um 2,8 Prozent ab. Die dort vertretenen Online-Werte zeigten sich aber wechselhaft mit frühen Verlusten und zeitweise Gewinnen. Zalando verteidigten ein knappes Plus von 0,2 Prozent, Hellofresh und Delivery Hero schlossen aber mit Abgaben von bis zu 1,4 Prozent.

Besonders ausgeprägt waren die Verluste am Dienstag wieder unter den Gesundheitswerten, die in den vergangenen beiden Jahren deutlich von der Pandemie profitiert hatten. Als Dax-Schlusslicht sackten die Papiere des Laborausrüsters Sartorius um drei Prozent ab und jene des Pharmakonzerns Merck KGaA um zwei Prozent. Besonders auffällig zeigte sich der Kursrutsch aber bei den Aktien des Impfstoff-Herstellers Biontech , die im deutschen Tradegate-Handel mehr als acht Prozent verloren auf den tiefsten Stand seit Mai 2021.

Im MDax stand Hugo Boss mit Geschäftszahlen im Blick. Der Modekonzern übertraf dank eines starken vierten Quartals seine Jahresziele. Nach frühen Schwankungen schlossen die Papiere 1,1 Prozent höher. Die Anteilsscheine des Online-Gebrauchtwagenhändlers Auto1 hingegen sackten nach Vorlage von Verkaufszahlen auf ein Rekordtief. Am Ende büssten sie 3,9 Prozent ein.

Auf europäischer Bühne verlor der EuroStoxx wie der Dax etwa ein Prozent auf 4257,82 Punkte. Der Pariser Leitindex Cac 40 verbuchte auch fast ein Prozent Minus, der Londoner FTSE 100 schlug sich mit einem Abschlag von 0,6 Prozent etwas besser. In New York büsste der Dow Jones Industrial zuletzt 1,4 Prozent ein und der technologielastige Nasdaq 100 sogar 1,8 Prozent.

Der Euro rutschte am Dienstag deutlich unter 1,14 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,1336 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1367 (Montag: 1,1403) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8797 (0,8770) Euro.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von minus 0,17 Prozent am Vortag auf minus 0,15 Prozent. Der Rentenindex Rex sank um 0,08 Prozent auf 143,21 Punkte. Der Bund-Future notierte mit minus 0,08 Prozent bei 169,54 Zählern./tih/stw

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---