FRANKFURT (awp international) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben den jüngsten geopolitischen Schrecken vorerst hinter sich gelassen. Der Dax knüpfte am Dienstag an seine Erholung an, die am Vortag nach dem zeitweisen Fall unter die 13 000-Punkte-Marke im Tagesverlauf begonnen hatte. Nach einem Spitzenanstieg um 1,2 Prozent wurden die Investoren aber wieder vorsichtiger. Zuletzt rückte der Leitindex nur noch um 0,68 Prozent auf 13 216,11 Punkte vor.

Wegen des zugespitzten Konflikts zwischen den USA und dem Iran war der Dax zu Wochenbeginn noch ein Vierwochentief gefallen. Als Treiber der Erholung sahen die Charttechniker von Index-Radar nun aber die Schnäppchenjäger wieder am Werk. "Bereits bei kleineren Rückschlägen wird der deutsche Aktienindex wieder gekauft", sprach Andreas Büchler einmal mehr von einem positiven Signal.

Die Experten der Postbank sehen in dem jüngsten und einem potenziell noch kommenden Kursrückschlag eine gute Einstiegsgelegenheit, da es den Anlegern im Zinstal weiter an Alternativen mangele. Ähnlich sieht es auch Frank Wohlgemuth von der National-Bank. "Der Vergleich zwischen den an den Aktien-und Rentenmärkten zu erzielenden Renditen spricht weiterhin eine eindeutige Sprache", so der Marktexperte.

Die Erholung erstreckte sich in Europa auf andere Indexkollegen des Dax, wenngleich auch hier die Intensität nachliess. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx stieg zuletzt nur noch leicht um 0,25 Prozent auf 3761,97 Zähler. Der MDax der mittelgrossen Aktienwerte gewann 0,43 Prozent auf 28 313,24 Punkte. In New York, wo die Börsen am Montag schon im Plus aus dem Handel gegangen waren, steuert der Dow Jones Industrial nun auf einen stabilen Start zu.

Im Zuge der Marktberuhigung legten auch die Ölpreise als jüngster Profiteur des Konflikts zwischen dem Iran und den USA am Dienstag nicht mehr weiter zu. Nachdem die Aktien der Lufthansa an den vergangenen beiden Handelstagen aus Sorge vor steigenden Treibstoffkosten auf ein Tief seit Oktober gedrückt wurden, erholten sie sich am Dienstag immerhin um 1 Prozent.

Der Favorit im Dax waren die Infineon -Titel, die an den vergangenen Tagen ebenfalls schwer vom Iran-Konflikt und damit einher gehenden Konjunktursorgen getroffen worden waren. Sie stiegen am Dienstag um 3,3 Prozent. Händler verwiesen als Stimmungstreiber auf einen positiv aufgenommenen Geschäftsausblick des US-Branchenkollegen Microchip.

Die wenigen Verlierer kamen im Gegenzug nun aus den defensiven Sektoren, die sich an den vergangenen Tagen noch am stabilsten gezeigt hatten. Beiersdorf und Eon waren mit Abschlägen von 0,3 und 0,7 Prozent am Nachmittag die einzigen Mitglieder im deutschen Leitindex mit negativen Vorzeichen.

Im MDax belastete eine Abstufung von Delivery Hero durch die Commerzbank die Aktien des Essenslieferdienstes. Nach ihrem starken Lauf seit Mitte Dezember infolge einer angekündigten Übernahme in Südkorea empfiehlt Analyst Stephan Klepp nun, die Aktien im Depot zu reduzieren. Sie hielten mit einem 2,4-prozentigen Minus abgeschlagen die rote Laterne im MDax.

Die Aktien von Evotec dagegen waren im MDax mit 2,5 Prozent der grösste Gewinner. Der Wirkstoffforscher kann sich im Zuge einer erweiterten Zusammenarbeit mit dem Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb über eine Millionenzahlung freuen. Ein Händler wertete es positiv, dass die vor gut drei Jahren begonnene Kooperation nun Erfolge zu zeigen scheine.

Der Euro ist am Dienstag leicht gefallen, was am Markt mit einer Dollarstärke auf breiter Front begründet wurde. Zuletzt wurden 1,1168 Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,1194 Dollar festgesetzt.

Nachdem Bundesanleihen zuletzt wegen ihres sicheren Charakters gefragt waren, galt dies am Dienstag nicht mehr. Sinkende Kurse gingen damit einher, dass die Umlaufrendite von minus 0,30 Prozent am Vortag auf minus 0,29 Prozent stieg. Der Rentenindex Rex fiel um 0,06 Prozent auf 144,10 Punkte. Der Bund-Future legte aber knapp um 0,07 Prozent auf 172,29 Punkte zu./tih/mis

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---