FRANKFURT (awp international) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben den jüngsten geopolitischen Schrecken vorerst hinter sich gelassen. Der Dax knüpfte am Dienstag an seine Erholung an, die am Vortag nach dem zeitweisen Fall unter die 13 000-Punkte-Marke schon im Tagesverlauf begonnen hatte. Gegen Mittag ging es für den Leitindex am Dienstag um 0,92 Prozent auf 13 248,12 Punkte nach oben.

Als Treiber der Erholung vom jüngsten Vierwochentief nach der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani sehen die Charttechniker von Index-Radar die Schnäppchenjäger wieder am Werk. "Bereits bei kleineren Rückschlägen wird der Deutsche Aktienindex wieder gekauft", sah Andreas Büchler einmal mehr ein positives Signal.

Die Experten der Postbank sehen in den jüngsten und potenziell noch kommenden Kursrückschlägen eine gute Einstiegsgelegenheit. Die US-Konjunktur erhole sich, die Geldpolitik sei stabil, hiess es in einem Kommentar vom Dienstag. Die Zinsen blieben im Zinstal und so mangele es Anlegern weiter an Alternativen zu Aktien.

Die Erholung spielte sich zuvor bereits an den Börsen in New York und Asien ab und erstreckte sich nun in Europa auch auf andere Indexkollegen des Dax. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx stieg um 0,69 Prozent auf 3778,34 Zähler. Der MDax der mittelgrossen Aktienwerte folgte dem Dax mit plus 0,74 Prozent auf 28 402,04 Punkte nach oben.

Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets wies darauf hin, dass die Ölpreise als jüngster Profiteur des Konflikts zwischen dem Iran und den USA am Dienstag nicht mehr weiter zulegen konnten. Nachdem die Aktien der Lufthansa an den vergangenen beiden Handelstagen aus Sorge vor steigenden Treibstoffkosten auf ein Tief seit Oktober gedrückt wurden, erholten sie sich am Dienstag immerhin um gut 1 Prozent.

Favorit im Dax waren die Infineon -Titel, die an den vergangenen Tagen ebenfalls schwer vom Iran-Konflikt und damit einher gehenden Konjunktursorgen getroffen worden waren. Sie stiegen am Dienstag um 3 Prozent. Händler verwiesen als Stimmungstreiber auf einen positiv aufgenommenen Geschäftsausblick des US-Branchenkollegen Microchip.

Im MDax belastete eine Abstufung von Delivery Hero durch die Commerzbank die Aktien des Essenslieferdienstes. Nach ihrem starken Lauf seit Mitte Dezember infolge einer angekündigten Übernahme in Südkorea empfiehlt Analyst Stephan Klepp nun, die Aktie im Depot zu reduzieren. Im mittelgrosse-Werte-Index hielten die Papiere mit einem 2,7-prozentigen Minus abgeschlagen die rote Laterne.

Die Aktien von Evotec dagegen wurden im MDax mit fast 4 Prozent zum grössten Gewinner. Der Wirkstoffforscher kann sich im Zuge einer erweiterten Zusammenarbeit mit dem Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb über eine Millionenzahlung freuen. Ein Händler wertete es positiv, dass die vor gut drei Jahren begonnene Kooperation nun Erfolge zu zeigen scheine.

Im SDax erging es unter anderem den Aktien von Nordex positiv mit einem Anstieg um 3 Prozent. Der Windkraftanlagen-Hersteller hatte sich Ende vergangenen Jahres mehrere Grossaufträge in Europa und der Türkei gesichert./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---