FRANKFURT (awp international) - Der deutsche Aktienmarkt hat zum Wochenstart seinen jüngsten Erholungskurs gebremst fortgesetzt. Der Dax sank zwar wieder unter die mittags überwundene Marke von 13 000 Punkten, hielt aber noch einen soliden Vorsprung. Händler verwiesen auf wieder vermehrte Sorgen, ob nach den Wartungsarbeiten der Gasfluss durch die Pipeline Nord Stream 1 wieder aufgenommen werden wird. Zuletzt notierte der deutsche Leitindex noch 0,82 Prozent im Plus zu 12 970,78 Punkten, nachdem er am Freitag um satte 2,8 Prozent gestiegen war.

Der MDax der mittelgrossen Börsenunternehmen legte am Montag um 1,32 Prozent auf 25 895,55 Punkte zu. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um knapp ein Prozent nach oben.

"Die Anspannung bei den Investoren ist förmlich zu spüren und das Handelsvolumen bleibt dadurch weiterhin dünn", konstatierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect. "In Anbetracht der beginnenden Berichtssaison, der EZB Sitzung und der Gaslieferungsfrage durch Russland für Europa in dieser Handelswoche stehen einige Unwägbarkeiten im Raum. Dennoch sind die Bewertungsniveaus vieler Branchen aktuell sehr verlockend und bieten langfristig Potential", bemerkte Lipkow.

Die Aktien von BASF verbuchten nach einer Analystenstudie einen Kursgewinn von 3,1 Prozent. Matthew Yates von der Bank of America empfahl die Papiere der Ludwigshafener mit einem Kursziel von 50 Euro zum Kauf und machte damit eine Kehrtwende nach seiner zuletzt skeptischen Einstufung. Der Markt unterschätze das Potenzial der Absicherungsgeschäfte der Öl- und Gastochter Wintershall, schrieb Yates.

Die Papiere von Covestro gewannen nach einem Interview von Finanzvorstand Thomas Toepfer 2,8 Prozent hinzu. Das operative Ergebnis (Ebitda) im zweiten Quartal werde am oberen Rand der prognostizierten Spanne von 430 bis 560 Millionen Euro liegen, verriet Toepfer der "Börsen-Zeitung". Allerdings rechnen viele Experten mit soliden Zahlen der Chemiebranche im zweiten Quartal. Wichtiger werden die Ausblicke für den Rest des Jahres angesichts einer drohenden Gasknappheit und einer möglichen Konsumschwäche infolge der hohen Inflation.

Die Volkswagen-Vorzugsaktien gehörten mit einem Plus von 3,5 Prozent zu den Top-Werten im Dax. Der VW-Konzern will seine Sportwagentochter Porsche möglichst noch in diesem Jahr an die Börse bringen, geplant ist bislang eine Notierung im vierten Quartal. Porsche will in den kommenden Jahren seine Profitabilität deutlich steigern und strebt langfristig einen operativen Gewinn von 20 Prozent des Umsatzes an. Im vergangenen Jahr hatte die Marge bei der Renditeperle des Wolfsburger Autokonzerns bei 16 Prozent gelegen. Mittelfristig will Porsche über die kommenden Jahre den Umsatz um jährlich durchschnittlich 7 bis 8 Prozent steigern und 17 bis 19 Prozent Marge erzielen.

Die Aktien von Delivery Hero wischten anfängliche Verluste weg und legten zuletzt als MDax-Spitzenreiter um 4,7 Prozent zu. Zur Eröffnung hatten sie in Reaktion auf reduzierte Wachstumsziele des britischen Konkurrenten Deliveroo um 1,6 Prozent nachgegeben.

Der Gaskonzern Uniper zapfte seine verbleibenden Liquiditätsreserven an. Die bestehende Kreditfazilität der staatlichen KfW in Höhe von 2 Milliarden Euro sei nun vollständig in Anspruch genommen worden, teilte das Unternehmen mit. Es beantragte nun einer Erhöhung der KfW-Kreditlinie. Die Uniper-Anteilsscheine stiegen um 1,1 Prozent.

Die Titel von Alstria Office verteuerten sich um 5,5 Prozent. Die Büroimmobilien-Gesellschaft sicherte sich einen Kredit in Höhe von 500 Millionen Euro. Der Erlös soll komplett dafür genutzt werden, um - vorbehaltlich eines entsprechenden Hauptversammlungsbeschlusses - eine Sonderdividende an die Aktionäre zu zahlen.

Der Euro notierte zuletzt bei 1,0129 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0059 Dollar festgesetzt.

Die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen stieg von 0,95 Prozent am Freitag auf 1,04 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,57 Prozent auf 134,97 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,95 Prozent auf 151,50 Zähler./edh/mis

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---