Frankfurt (Reuters) - Europas Börsen nehmen den Schwung der vergangenen Tage mit in den Februar.

Dax und EuroStoxx50 legten am Dienstag jeweils etwa ein Prozent auf 15.619,39 beziehungsweise 4214,04 Punkte zu. Es gebe aber keine klaren Grund für die aufgehellte Stimmung, sagte Analyst Charalambos Pissouros vom Brokerhaus JFD. Er halte die jüngste Erholung daher für eine Reaktion auf die Kursverluste der vorangegangenen Wochen.

Auch Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets mahnte zur Vorsicht. "Die Märkte benötigen dringend eine Perspektive, dass sich die Wirtschaft nach der laufenden Welle an Corona-Infektionen weiter positiv entwickeln wird." Investoren ignorierten bislang die Rekord-Fallzahlen und setzten auf eine Besserung im Frühjahr. "Dies sind jedoch lediglich Hoffnungen, die sich im schlimmsten Falle auch nicht bestätigen könnten." An der Wall Street erlahmte die Kaufbereitschaft der Anleger bereits. Der US-Standardwerteindex Dow Jones kaum vom Fleck.

WIE GEHT DIE EZB MIT DEM INFLATIONSDRUCK UM?

Gleichzeitig rätselten Börsianer, wie die Europäische Zentralbank (EZB) reagieren werde, wenn die am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehenden Inflationsdaten für die Euro-Zone ebenso über den Markterwartungen lägen wie die deutschen. Experten erwarten einen Rückgang der Teuerungsrate auf 4,4 von fünf Prozent im Jahresvergleich. Einige Anleger setzten darauf, dass die EZB am Donnerstag Signale für eine straffere Geldpolitik aussenden werde. Dies hievte den Euro auf 1,1243 Dollar.

Für Katharine Neiss, Chef-Volkswirtin für Europa beim Vermögensverwalter PGIM, wäre dies aber der falsche Weg. "Eine weitere Stützung der Wirtschaft durch eine Ausweitung der Anleihekäufe ist aktuell eher geboten als ein Drehen an der Zinsschraube." Die Inflation sei zwar schmerzhaft für die Geldbörsen der Verbraucher. Die EZB könne aber weder die Chip-Knappheit beenden noch die gestiegenen Energiepreise drücken.

Am Rohölmarkt wuchs am Tag vor den Beratungen der großen Exportstaaten über ihre Fördermengen die Anspannung. Die Sorte Brent aus der Nordsee notierte nach zwischenzeitlichen Verlusten am Abend 0,4 Prozent im Plus bei 89,64 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Analysten der Bank Goldman Sachs rechneten mit einer Anhebung der Produktionsquoten um mehr als die zuletzt üblichen 400.000 Barrel pro Tag. Insidern zufolge hat ein Komitee der "Opec+", zu der neben den Mitgliedern des Exportkartells weitere Förderländer wie Russland gehören, diese Option bei vorbereitenden Gesprächen aber nicht diskutiert.

HEIDELBERGCEMENT UND UPS ERFREUEN MIT ZAHLEN

Am deutschen Aktienmarkt gehörte HeidelbergCement mit einem Kursplus von 2,6 Prozent zu den Favoriten. Die starken Geschäftszahlen des Bauindustrie-Zulieferers hätten ihn nicht überrascht, schrieb Analyst Matthew Donen vom Research-Haus Morningstar. "Wir gehen davon aus, dass die staatlichen Konjunkturmaßnahmen die langfristige Nachfrage stützen und ein günstiges Preisumfeld schaffen werden, das dazu beitragen wird, die Kosteninflation sowie potenzielle zusätzliche Umweltkosten auszugleichen."

Im Rampenlicht stand außerdem Siltronic, da die Bundesregierung die milliardenschwere Übernahme des Chipindustrie-Zulieferers durch den taiwanischen Rivalen GlobalWafers platzen ließ. Das habe sich bereits abgezeichnet, sagte ein Börsianer. Zudem sei Siltronic als unabhängiges Unternehmen möglicherweise mehr wert. Die Aktie stieg um 3,9 Prozent.

Den Papiere von UPS winkte an der Wall Street mit einem Plus von fast 16 Prozent der größte Tagesgewinn der Firmengeschichte. Sie erreichten zudem ein Rekordhoch von 233,72 Dollar. Das Quartalsergebnis des Paketzustellers habe ihre Erwartungen übertroffen, lobte Analystin Helane Becker vom Vermögensverwalter Cowen. Gleiches gelte für die angehobene Dividende. Im Windschatten von UPS gewinnen die Titel der Rivalen FedEx und Deutsche Post bis zu drei Prozent.