FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Im aktuell unsicheren Marktumfeld setzen einige ETF-Anleger auf weiter steigende US-Aktien, gern unter Einbeziehung nachhaltiger oder Minimum Volatility-Faktoren. Investments mit europäischen und deutschen Nebenwerten werden zumeist verkauft.

4. Juni 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nachgebende Aktienmärkte und eine damit einhergehende wachsende Risikoscheu prägen laut Händler das ETF-Geschäft. "Rund 44.000 ETF-Trades in einer feiertagsreichen Woche sind ausgesprochen stark", beschreibt Carsten Schröder von der Commerzbank. Das meiste habe sich in den Aktiensegmenten entwickelter Märkte abgespielt. "Dort hatten wir mit 51 Prozent insgesamt einen leichten Kaufüberhang."

Raus aus Nebenwerten

Die starken Aktienverluste der vergangenen zwei Handelstage quittieren die Kunden von IMC mit Verkäufen insbesondere von Aktien kleinerer und mittlerer Unternehmen, wie Rick van Leeuwen feststellt. Etwa lösten viele Anleger ihre Euro Stoxx Small-Positionen (WKN A0DPMZ) auf. Tendenziell verabschiedeten sich Investoren zudem von Euro Stoxx 50-Werten sowie ETFs mit französischen und deutschen Bluechips. MSCI Europe- (WKNs A1191Q, A0X97P) und S&P 500-Tracker zählt van Leeuwen zu den Gewinnern. Ebenso rückten defensive Aktien beispielsweise aus der Lebensmittelbranche in der Anlegergunst nach vorn. "Sicherheit ist gefragt", fasst der Händler zusammen.

Schröder bestätigt die tendenzielle Abkehr von Nebenwerten und macht dies an überwiegenden Verkäufen von MDAX-ETFs (WKN ETFL44) fest. Dies spiegele die Vorsicht am Markt wider. Ansonsten kämen Euro Stoxx 50- MSCI World- (WKN A0HGV0) und MSCI Japan-Tracker (WKN A0RPWL) unterm Strich aus den Depots raus.

S&P 500-Aktien mit ethischem Anstrich gefragt

S&P 500-Produkte (WKN DBX0F2) führen Schröders Bestenliste auf der Kaufseite an und belegen gleichzeitig den zweiten Rang in der Liste der meist verkauften Aktien-ETFs. Dazu zähle eine vergleichsweise große Umschichtung von einem S&P 500-Tracker (WKN A1JVB5) in einen S&P 500 ESG-Wert (WKN A2PEZ8). Neben der Gewichtung nach Marktkapitalisierung fließen bei dieser hierzulande von der UBS seit März angebotenen Variante Nachhaltigkeitskriterien in die Zusammensetzung von Wertpapieren mit ein. "Seit rund einem Jahr gewinnt dieser Aspekt in unserem Geschäft stetig an Bedeutung", erinnert Schröder.

Schwankungsrisiko begrenzen

Im Zuge der höheren Volatilität an den Aktienmärkten registriert Schröder Zuspruch für Indexfonds, die sich am MSCI World Minimum Volatility Index (WKN A1J781) orientieren. Zudem lande eine S&P Minimum Volatility-Variante (WKN A2AUE8) mit Absicherungen zum Euro verstärkt in den Depots. Der Fonds kombiniert dazu Aktien mit Devisentermingeschäften.

Technologiewerte und europäische Immobilien gefragt

Den Löwenanteil der Umsätze mit branchenbezogenen ETFs sieht Schröder im Bereich Technologie. Mit einem leichten Kaufüberhang kämen Tracker des Stoxx Europe Technologie (WKN A0H08Q) und S&P Technology Select Sector Index (WKN A14QB5) häufig zum Zug. Zum Wochenbeginn verunsicherten Berichte über eine US-Kartelluntersuchung der Marktmacht großer Technologiekonzerne wie Google und Facebook. "Das zog die gesamte Branche in Mitleidenschaft." Immobilien belegten Rang zwei der meist gehandelten und in Summe gefragten Sektor-ETFs. Aktien etwa im Stoxx Europe 600 Real Estate (WKN A0Q4R4) träfen auf Interesse und würden mit deutlichem Überhang gekauft. Britische Immobilien etwa im UK Property Index (WKN A0MZWN) überzeugten ebenfalls.

Sicherheit geht vor

Den Handel mit Anleihen-ETFs beschreiben die Händler als eher unauffällig. Abgaben von US-Treasuries mit kurzer Laufzeit (WKN A0J202) stehen zumeist Käufe fünf- bis zehnjähriger Bundesanleihen im Deutsche Börse Eurogov Germany Index (WKN ETFL20) gegenüber, wie Schröder informiert. Van Leeuwen führt Hochzins-Unternehmensanleihen zumeist auf der Abgabenseite macht den gegenwärtigen "Risk-Off"-Modus unter Investoren dafür verantwortlich.

Von: Iris Merker

4. Juni 2019, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)