FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Anleger nutzen die steigenden Preise zum Ausstieg aus europäischen Aktien. Auch Tracker von US-Aktien werden verkauft. Gefragt sind zuum Teil DAX-Werte, marktbreite Indizes, japanische Aktien und Unternehmen aus Schwellenländern. Bei Festverzinslichem punkten Wandelanleihen und europäische Staatspapiere.

10. April 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Einlenkende Töne beim Schlagabtausch in Sachen Strafzölle sorgen am Aktienmarkt für versöhnlichere Stimmung und zumeist steigende Kurse. Auf Wochensicht gewann der deutsche Aktienindex deutlich hinzu und notiert am Morgen um 12.375 Punkte. Der Euro Stoxx 50 legte um gut 2,5 Prozent auf 3.435 Zähler zu.

Diesem positiven Trend scheinen ETF-Anleger bislang kaum etwas abzugewinnen. Händler berichten von einer Abkehr aus Indexfonds mit europäischen Aktien. Etwa seien Stoxx Europe 600- und FTSE Developed Europe-Produkte in Summe abgestoßen worden. "Investoren trauen der Erholung nicht so recht", urteilt Rick van Leuuwen von IMC Markets und macht dies unter anderem an der großen Nachfrage nach Gold fest.

"Euro Stoxx 50-ETFs (WKNs A14UTF, 593395) gingen vor dem Hintergrund einer für uns insgesamt etwas ruhigeren Osterzeit tendenziell aus den Depots raus", untermauert Oliver Kilian. Nach dem Zuspruch der vergangenen Wochen machten die Kunden der UniCredit zudem mit kleinen und mittleren Unternehmen im MSCI EMU Small Cap Index (WKN LYX0W3) Kasse und trennten sich auch zumeist von ihren US-Aktien etwa im MSCI USA (WKNs A0REJY, A1XB5V) und Russel 2000 (WKN A1XEJT). Besonders stark abgestoßen worden seien S&P 500-Produkte (WKNs A0YEDG, LYX0FS, A1C5E9).

Japanische Unternehmen etwa im MSCI Japan und TOPIX (WKN A0ESMK) wurden laut Kilian hingegen gern gehandelt und unterm Strich gekauft.

Deutsche Bluechips uneinheitlich

Die Aussichten hiesiger Standardwerte bewerten Anleger unterschiedlich. Während die UniCredit über regen Handel mit DAX-ETFs auf beiden Seiten unterrichtet, meldet van Leuuwen überwiegende Käufe.

"Unsere Kunden positionierten sich per Saldo in DAX-Werten" informiert Andreas Bartels von der Commerzbank, der mit knapp 37.000 ETF-Transaktionen auf eine aktive kurze Woche blickt. Vor dem Hintergrund der Berg- und Talfahrt an US-amerikanischen Aktienbörsen verbucht der Händler die größten Umsätze mit entsprechenden Produkten. Anders als bei der Unicredit werden in den Orderbüchern der Commerzbank S%P 500-ETFs in der Summe nachgefragt. "S&P 500-Tracker sind bei uns die mit Abstand meist gehandelten Indexfonds auf der Kaufseite."

Über alle Anlageklassen hinweg überwögen aber die Abflüsse. Einen ungewöhnlichen dritten Rang der Verkaufsstatistik belege ein iShares-Produkt (WKN A2ANH3) mit Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern, die einen Großteil des Einkommens mit digital ausgerichteten Dienstleistungen erwirtschaften.

Risiken auf viele Schultern verteilen

Einen klaren Trend hin zu breiter aufgestellten Portfolios erkennen sowohl van Leuuwen als auch Kilian. "Anleger langten bei MSCI World-ETFs (WKNs A0RPWH, A0HGV0, A1XB5U, A0NCFR) richtig zu", informiert der UniCredit-Händler. Der zugrunde liegende Index enthält über 1.600 Aktien aus 23 Industriestaaten.

Emerging Markets überzeugen

Die Tendenz hin zu Schwellenländer-Aktien setzt sich fort. MSCI Emerging Markets-Tracker (WKN A111X9, A1C9B1) führt Kilian mit einem deutlichen Kaufüberhang. Nach wie vor setzten Investoren zudem auf Indexfonds, die sich auf einzelne Märkte wie dem koreanischen (WKN A0HGWD) und den taiwanesischen (WKN DBX1MT) konzentrieren.

Wandelanleihen machen Schule

Im Handel mit Anleihen-ETFs finden Investoren nach längerer Abstinenz wieder zu europäischen Staatspapieren. Kilian spricht von Nachfrage nach fünf- bis zehnjährigen Bundesanleihen (WKN 628949) sowie italienischen (WKN A1JXZH) und spanischen Bonds (WKN A1JXZK). Als auffällig bezeichnet der Händler das Interesse an Wandelanleihen. Tracker des Thomson Reuters Monthly Europe Focus Convertible Index (WKN A12CZS, A14PYG) kämen besonders häufig zum Zug. Das Barometer misst die Wertentwicklung des europäischen Markts für investierbare Papiere mit einem ausgewogenen Profil.

Von: Iris Merker

10. April 2018, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)