FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 12. Juni 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt).Wie alle Corona-geplagten
Volkswirtschaften arbeitet sich auch Japan Schritt für Schritt aus der Krise. Sony
helfen die Gaming-Umsätze dabei und Panasonic profitiert von guten Batterieumsätzen.
Die Aktien von Yamato und Unitika liegen fast wieder auf dem Vorkrisenniveau.
So manch einer reibt sich angesichts der beispiellosen Aufholjagd an den
Aktienmärkten verwundert die Augen. Als gehöre der konjunkturelle Absturz bereits
der Vergangenheit an, machten der deutsche Aktienindex und der S&P 500 seit dem Tief
Mitte März über 40 Prozent wieder wett. Der Dow Jones Industrial legte gleichzeitig
gut 45 Prozent zu und der Nasdaq 100 schaffte gar einen neuen Rekord. "An der Börse
wird die Zukunft gespielt", stellt Roland Stadler von der Baader Bank fest. "Und in
dieser spiegelt sich eine Wirtschaft wider, die sich rasch Richtung Normalität
bewegt." Ob Aktionäre damit richtig liegen sei offen. Aktuelle Konzernergebnisse
lieferten wenig Aussagekraft. Die Daten für das zweite Halbjahr würden schon eher
Klarheit schaffen. "Am Jahresende wissen wir mehr."
Talsohle liegt hinter uns
Für Folker Hellmeyer von Solvecon lag der Tiefpunkt konjunktureller Anpassung mit
hoher Wahrscheinlichkeit im April. Den Rest des Jahres werde das weltweite
Bruttoinlandsprodukt vermutlich zwischen 2,8 und 3,0 Prozent steigen, gefolgt von
einem dynamischen Wachstum im Folgejahr. Zusätzlich würde die Produktion von
Aufholeffekten profitieren, während eine höhere Lagerhaltung als Folge der Corona-
Erfahrungen kurzfristige Impulse senden könnte. Das gelte auch für die
Neuausrichtung der Globalisierung. Mittel- bis langfristig sieht Hellmeyer positive
Entwicklungen für westliche Standorte durch Produktionsverlagerungen. Die allerorts
verkündeten staatlichen Konjunkturhilfen schöben zudem investitionsgetriebenes
Wachstum an.
Yamato und Unitika besser als der Markt
Zwei massive Hilfspakete im Umfang von umgerechnet 994 und 919 Milliarden Euro
schnürte allein Japan, was am heimischen Aktienmarkt gut aufgenommen wurde. Mit
einem Plus von rund 36 Prozent arbeitet sich der Nikkei 225 schrittweise an das
Vorkrisenniveau heran. Der Topix mit allen im amtlichen Handel zugelassenen
japanischen Aktien erholte sich um etwa 28 Prozent auf 1.590 Punkte.
Dabei gehört die Aktie von Yamato (WKN 864712) mit einem Anstieg von fast 80 Prozent
auf 20,60 Euro seit Mitte März zur Spitzengruppe im japanischen Leitindex. Der
Logistik-Konzern mit seinen rund 250.000 Tausend Mitarbeitern konnte Ausfälle im
internationalen Warenverkehr unter anderem durch ein höheres Paketaufkommen im
Online-Geschäft während der Covid-19-Beschränkungen teilweise ausgleichen, wie
Stadler feststellt.
Die überdurchschnittliche Rallye der Unitika-Aktie (WKN 862874) von 1,73 auf 2,88
Euro erschließt sich Stadler auf den ersten Blick nicht. Zumindest das
grenzüberschreitende Geschäft des in Osaka ansässigen Herstellers von Textilien,
Kunststoffen und Kohlefaserprodukten habe sicher unter dem Shutdown gelitten.
Batteriegeschäft von Panasonic floriert
Die Aktie von Panasonic (WKN 853666) machte seit dem Tief rund 30 Prozent auf 7,77
Euro gut. "Panasonic legte eine düstere Bilanz vor", beschreibt Walter Vorhauser von
der Oddo Seydler Bank. Es gebe aber auch Lichtblicke. "Das Geschäft mit Fahrzeug-
Akkus zusammen mit Tesla (WKN A1CX3T) läuft." Nachdem die gemeinsame Batteriefabrik
in Nevada Ende vergangenen Jahres erstmals Gewinne eingefahren habe, sprechen die
beiden Konzerne Vorhauser zufolge nun über eine mögliche Erweiterung am Standort.
"Auch soll eine Leistungsverbesserung der Akkus durch andere Materialien und
Technologien erreicht werden." Insbesondere arbeiteten die Partner an einer
Alternative zu Kobald oder zumindest an der Verringerung des Kobalt-Anteils.
"Der chinesische Tesla-Partner CATL bietet inzwischen auch Eisenphosphat-Batterien
an, die kein Kobalt enthalten." Mit der Cell-to-Pack-Technologie von CATL könnten
die Zellen auch direkt in ein Batteriepack eingebaut werden. Damit würden die Kosten
auf unter 80 Dollar/kWh für das Batteriepaket und unter 60 Dollar/kWh für die Zellen
gedrückt werden, wie Reuters berichtet.
Hoffnungsträger PS5
Die Aktie des Technikriesen Sony (WKN 853688) erholte sich seit dem Tief von 46,34
auf 61,80 Euro und damit um rund 33 Prozent. "Es läuft ganz gut für den Konzern"
meint Vorhauser. Während der Corona-Pause profitierte der drittgrößte japanische
Elektronikkonzern dem Händler zufolge von guten Geschäften mit der Playstation 4.
"Alle hatten Zeit zu spielen." Das Gaming-Segment stehe immerhin für ein Viertel der
Konzernumsätze. Derzeit befinde sich die neue Spielekonsolen-Generation in den
Startlöchern. Sony hat gestern Details über die Spiele zum Launch der PS5 geben. Der
Marktstart sei für Ende 2020 geplant.
von: Iris Merker
12. Juni 2020, © Deutsche Börse AG
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