FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Von der globalen wirtschaftlichen Erholung profitieren Unternehmen aus dem exportstarken Chinas in besonderem Maße.

3. September 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es geht aufwärts mit der chinesischen Wirtschaft. Der von Caixin ermittelte Einkaufsmanager-Index für das verarbeitende Gewerbe markierte Anfang der Woche mit 53,1 Punkten den höchsten Wert seit fast zehn Jahren.

Ohne den an Fahrt aufnehmenden weltweiten Güterhandel wäre dies nicht möglich. Laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft erholt dieser sich deutlich schneller als nach der Finanzkrise und bewegt sich demnach nur noch etwa 9 Prozent unter dem Niveau vom Februar. Auch die Schiffsbewegungen in Asien, Europa und den USA normalisierten sich. Die Frachtkapazität erreiche überall wieder das für Ende August auch ohne Krise zu erwartende Niveau. Asien habe im Juli gar das sonst übliche Handelsvolumen übertroffen.

Aufruf zum Aktienkauf zeigt Wirkung

Entsprechenden Aufwind verspüren einige chinesische Aktien, wobei Marc Richter auf die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der auf dem Festland und in Hongkong notierten Werte verweist. Der auf der Insel gelistete HangSeng habe bislang etwa die Hälfte der Corona-Verluste wieder wettgemacht. "Viele Indizes anderer Länder sind vergleichsweise besser vorangekommen", stellt der Baader Bank-Händler fest. Gründe sieht Richter unter anderem in den politischen Unruhen vor Ort sowie der harten Linie Pekings.

Sehr gut gelaufen sei hingegen der CSI 300 mit den 300 größten in Schanghai und Shenzhen gelisteten Unternehmen. "Mit 4.800 Punkten notiert der Index mittlerweile deutlich über dem Vorkrisenniveau." Das liege nicht nur an der konjunkturellen Erholung. Auch die Aufforderung der chinesischen Regierung an die Bürger, die Heimat mit dem Kauf von heimischen Aktien zu unterstützen, habe Wirkung gezeigt. "Am Tag nach dem Appell schnellten die Aktienkurse in die Höhe." Die Anzahl der Depots habe kräftig zugelegt. "Alle scheinen dabei zu sein."

Tencent: Auf Wachstumskurs

Mit einem soliden Geschäftsmodell begründet Walter Vorhauser den Erfolg der Tencent-Aktie (WKN A1138D). Zwar drücke die Einstufung von WeChat als Bedrohung der nationalen Sicherheit in den USA den Kurs etwas. Mittel- bis langfristig erkennt der Händler der Oddo Seydler Bank Aufwärtspotenzial. Die Zahlen für das zweite Quartal deuteten auf ein solides Wachstum.

Rund 34 Prozent der Einnahmen erziele das Unternehmen mit Online-Spielen. Diese seien im Jahresvergleich um 40 Prozent gestiegen. Top-Smartphone-Spiele wie Peacekeeper Elite und Honor of Kings hätten Einbußen bei den PC-Spielen überkompensiert. WeChat - in China als Weixin bekannt - und Zusatzdienste wie QQ, Tencent Music und Huya Mehrwertdienste wie steuerten 23 Prozent zum Gesamtumsatz zu. Gewachsen sei der Bereich um 29 Prozent. Das Online-Werbegeschäft stehe für 16 Prozent, die Einnahmensteigerung von 13 Prozent im Vorjahresvergleich falle etwas moderater aus. "Dafür kann sich das Wachstum von 30 Prozent im Bereich Fintech und Business Services sehen lassen." Dazu gehörten der digitale Bezahldienst und die Cloud.

BYD Electronic: Versteckte Perle

Als "versteckte Perle" bezeichnet Vorhauser die Aktie von BYD Electronic (WKN A0M0HG). "Der Kurs des in Hongkong gelisteten Werts hat sich seit Juni fast verdreifacht." Im zweiten Quartal sei der Umsatz von BYD Electronic um 67 Prozent und der Nettogewinn um beeindruckende 329 Prozent gestiegen. Der frühere Ableger von BYD ist heute ein eigenständiges Unternehmen, das Komponenten für Anbieter von Mobiltelefonen produziert. BYD Electronic betreibt unter anderem Fertigungsstätten in Ungarn, Rumänien, Indien und natürlich China.

Die Entwicklung der BYD-Aktie (WKN A0M4W9) kann sich nach Ansicht von Richter ebenfalls sehen lassen. Der Wert des Anbieters von Batterien, Elektroautos, -LKW und -bussen notiert mit 9,32 Euro mehr als doppelt so hoch wie im März-Tief. "BYD ist im E-Mobil-Bereich gut aufgestellt", meint der Händler. Wie flexibel das Unternehmen auf veränderte Rahmenbedingungen reagiert habe die Pandemie gezeigt. "Während Corona stellte das Management kurzfristig auf die Herstellung von Masken um."

Weichei Power: Wasserstoff

Motorenproduzent Weichei Power (WKN A0M4ZC) schwimmt Richter zufolge derzeit auf der grünen Welle. Das Unternehmen profitiere von Chinas massiven Wasserstoff-Ausbauplänen. Gerade für Nutzfahrzeuge biete sich Technologie als Dieselersatz an. Gemeinsam mit Ballard Power und Ceres Power ziele Weichei auf den Aufbau von Gemeinschaftsunternehmen in China. Allein mit Ballard Power wolle Weichei bis 20231 etwa 2.000 Brennstoffzellen für den Einsatz in Bussen jährlich produzieren. "Die Aktie ist volatil und daher eher nichts für schwache Nerven." Über eine Beimischung könnten Anleger aber nachdenken.

Von: Iris Merker

3. September 2020, © Deutsche Börse AG

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