FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Anleger erkennen Aufwärtspotenzial in SAP, Nio und Emissionsrechten. Hinsichtlich Tesla und Gold gehen die Erwartungen auseinander.

15. Januar 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Grundsätzlicher Optimismus an den Finanzmärkten seit Ende des vergangenen Jahres samt einiger Aktien- und Indexhöchststände prägten Market Maker zufolge den Handel mit Zertifikaten. "Insgesamt waren Produkte auf den DAX nach wie vor die beliebtesten", beschreibt Simon Görich von der Baader Bank. Passend zur Corona-Krise und dem damit einhergehenden Ausbau des Home-Office kämen auch US-Technologieaktien wie Apple, Microsoft und Alphabet als Basiswert häufig ins Spiel. Seit einigen Tagen gebe es auffällig viel Interesse an einem Tracker-Zertifikat mit Bezug zu an der ICE gehandelten C02-Emissionsrechten (DE000CU3RPS9).

Kurzfristig orientierte Investoren reagierten Görich zufolge auf Berichte in der Tagespresse. Rund um die Diskussionen über mögliche Staatshilfen seien TUI-Derivate verstärkt gekauft worden.

Bei Tesla scheiden sich die Geister

Die Rallye der Tesla-Aktie scheint nicht enden zu wollen. Mit der Aufnahme in den S&P 500 gab es einen zusätzlichen Schub nach oben, wie Kemal Bagci von der PNP Paribas feststellt. "Dennoch gehen Anleger aktuell vermehrt Short-Positionen ein.

Markus Königer von der ICF Bank spricht von starker Nachfrage nach Produkten auf den US-Hersteller von Elektroautos, Stromspeicher und Photovoltaikanlagen. Seine Kunden setzten unter anderem mit einem bis Februar 2021 laufenden Tesla-Derivat (DE000VQ13QH1) fast nur auf steigende Notierungen der Aktie.

Ist der Kurs fair?

"In unserer Umsatzstatistik belegen Tesla-Zertifikate Rang sieben", meldet Anouch Wilhelm von der Société Générale. Käufer eines zehnfach gehebelten Faktor-Long-Zertifikats (DE000SB5AZR6) trauten der Aktie scheinbar noch einiges zu. Mit einem gefragten Short-Zertifikat auf das Unternehmen (DE000SB4ZPT3) positionierten sich Anleger in Erwartung fallender Kurse.

Angesichts des Höhenflugs von Tesla bleibe es fraglich, ob die Aktie von VW zu billig oder die von Tesla zu teuer sei. Mit rund 800 Milliarden US-Dollar sei der US-Konzern an der Börse mittlerweile fast zehnmal so viel wert wie die Wolfsburger. Bloomberg erwarte Tesla-Umsätze in der Größenordnung von 31 Milliarden US-Dollar für 2020, gefolgt von 47 und 62 Milliarden US-Dollar für 2022 und 2023. Gleichzeitig rechne der Nachrichten- und Mediendienstleister mit einer Steigerung der VW-Umsätze von 267 Milliarden US-Dollar in 2020 auf 295 und 311 Milliarden US-Dollar in den Folgejahren.

Aufstiegserwartungen für Nio

Zu den beliebtesten Einzelwerten gehöre bei Königer ein Knock-out-Produkt auf Nio (DE000TT3ZC66) mit einer Schwelle von 34,72 US-Dollar. Mit der neuen Limousine des bisher nur in China aktiven Elektroautoherstellers stelle das Unternehmen dank eines neuartigen Feststoff-Akkus eine Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern in Aussicht. Noch in diesem Jahr plane das Unternehmen den Einstieg in Europa.

Gold: Keine klare Richtung

Gold belegt in Wilhelms Umsatzstatistik den zweiten Rang. Dabei verbucht der Derivate-Experte sowohl Short- (< DE000CJ7RLK1>) als auch Long-Positionierungen (DE000SB7X6X9).

Nachdem der Goldpreis zu Jahresbeginn nachgab, setzten die Kunden der BNP Paribas nun vermehrt auf steigende Notierungen. Gesucht sei beispielsweise ein Zertifikat auf Gold (DE000PF4SZD0) mit einer Knock-out-Schwelle von 1.809 US-Dollar. Aktuell kostet eine Feinunze des Edelmetalls um 1.839 US-Dollar.

SAP: Überwiegend bullish

Nach dem Kurssturz der SAP-Aktie Ende Oktober erholt diese sich langsam. Allein im Dezember konnte die Aktie um rund 6 Prozent zulegen. "Die Zahlen für das vierte Quartal werden mit Spannung erwartet und könnten den Kurs der Aktie maßgeblich beeinflussen" schätzt Bagci. Eine fortgesetzte Erholung erwarteten Käufer eines bis 18. Juni laufenden Zertifikats auf SAP (DE000PN0UEM0), das bei Ausübung unter einem Kurs von 102 Euro verfällt.

Königers Bestenliste enthält nur SAP-Derivate (DE000TT48NF6), die von steigenden Kursen der Aktie profitieren. Wilhelms sieht Nachfrage nach einem bis 18. Juni 2021 laufenden Discount-Zertifikat auf den deutschen IT-Konzern (DE000SB24TK4) mit einer Anrechnung der Kursentwicklung bis höchstens 150 Euro. Für Engagements in deutschen Aktien als Basiswert spricht für Wilhelms der Wegfall des Währungsrisikos, das die Renditen innerhalb kürzester Zeit neutralisieren könne.

Bitcoin-Zertifikat Spitzenreiter in 2020

Im vergangenen Jahr stieg das Handelsvolumen der Frankfurter Zertifikatebörse übrigens um 71 Prozent auf 21,1 Milliarden Euro. Insgesamt wurden 3,9 Millionen Orders ausgeführt. Damit lag die Zahl der Handelsaufträge 79 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die durchschnittliche Ordergröße sank von 5.700 auf 5.450 Euro.

Mit einem Umsatz von 199 Millionen Euro war ein Bitcoin-Zertifikat erneut das beliebteste Produkt (DE000VL3TBC7), das Königer zufolge beim Emittenten derzeit ausverkauft und daher nur über die Börse zu haben ist. Durch die begrenzte Verfügbarkeit liege der Spread mit aktuell 2 Prozent deutlich höher als üblich. "Die Nachfrage ist trotzdem hoch."

von Iris Merker

15. Januar 2021, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)