FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Verkaufsdruck erhöht die Rendite für Staatsanleihen der Industriestaaten. Im Handel mit Corporate Bonds bevorzugen Anleger höherverzinsliche Werte. Neue grüne Anleihe von Vossloh stark gefragt. K+S-Bilanzierung verunsichert. Ramford Bond in der Zeichnung.

19. Februar 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Preise von Gütern steigen. Auf diese Reflationierung reagieren Anleger nach Ansicht von Arthur Brunner von der ICF Bank tendenziell mit Verkäufen von Staatsanleihen zugunsten von Sachwerten wie Aktien. Als Folge nehme der Ertrag für Staatspapiere zu. "Zehnjährige US-Treasuries kommen aktuell auf 1,3 Prozent." Die Rendite gleichlaufender japanischer Staatsanleihen erreichte in dieser Woche den höchsten Stand seit über zwei Jahren.

Hierzulande musste die Bundesregierung Brunner zufolge für die Aufstockung einer 30-jährigen Anleihe im Volumen von 1,5 Milliarden Euro erstmals seit langem wieder einen positiven Zins bezahlen. Mit Bestellungen in Höhe von "nur" 1,62 Milliarden Euro war auch die Nachfrage vergleichsweise gering. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future (DE0009652644) notiert am Freitagmorgen bei 174,36 Punkten, nach 175,43 Prozent zum Wochenauftakt.

Auch langfristig teurer

Der im Monatsvergleich überraschend starke Auftrieb der deutschen Erzeugerpreise um 1,4 Prozent im Januar und 0,9 Prozent im Vorjahresvergleich ist für Brunner ein Vorläufer für die Verbraucherpreise. An den Finanzmärkten wird laut Michael Heise von HQ Trust zudem auch langfristig mit deutlich höherer Inflation gerechnet. Basierend auf dem "Five-Year-Five-Year-Forward"-Plan erwarteten Investoren für 2026 bis 2031 eine Teuerung von 2,4 Prozent in den USA. Mit 1,3 Prozent planten Anleger für Europa einen niedrigeren Wert ein.

Im Handel mit Unternehmensanleihen sieht Brunner rege Nachfrage nach hochverzinslichen Papieren. Interesse bestehe etwa an einem 80 Millionen Euro schweren, bis Februar 2024 laufenden Mutares-Bond (NO0010872864), der jährlich 6 Prozent bringt. Auch eine im Juli 2022 fällige Paragon-Anleihe (DE000A2GSB86) mit einem Kupon von 4,5 Prozent werde gekauft. Nach gut 68 Prozent zum Wochenbeginn kostet das Papier aktuell 75 Prozent. Zu den Favoriten zählten zudem Bonds der SGL TransGroup (SE0013101219), Tempton Personaldienstleistungen (NO0010861792 und Gross & Partner (DE000A254N04). Ein neues The Grounds Real Estate Development-Papier () komme ebenfalls gut an.

Vertrauen in Thyssenkrupp

Als sehr beliebt bezeichnet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank eine Anleihe von Thyssenkrupp (DE000A2TEDB8) mit einem Kupon von 2,875 Prozent. Das Verhandlungsende mit Liberty Steel über den Verkauf des Stahlgeschäfts habe anders als bei der Aktie kaum negative Kursreaktionen bei diesem Papier. "Verunsicherung ist nicht spürbar."

K+S-Bilanzierung verunsichert

Dem gegenüber reagierten Anleger zunächst verschnupft auf Meldungen über eine Bafin-Untersuchung hinsichtlich einer von K+S im November vorgenommenen Sonderabschreibung in Höhe von zwei Milliarden Euro. "Eine Anleihe des Unternehmens (DE000A1PGZ82) kam deutlich unter Druck", berichtet Brunner. Mittlerweile habe sich der Wert wieder etwas stabilisiert. Dennoch herrsche Unsicherheit bezüglich der Bilanzierung. "Anleger reagieren sehr sensibel auf schlechte Nachrichten."

Vossloh platziert grüne Anleihe

Mit ihrer neuen Hybrid-Anleihe (DE0007667107) sammelte die Vossloh AG laut Rainer Petz von Oddo BHF 150 Millionen Euro erfolgreich am Kapitalmarkt ein. Die Nachfrage sei groß ausgefallen, deshalb bewege sich der Zinssatz die kommenden fünf Jahre mit 4 Prozent am unteren Ende der vorgesehenen Spanne.

Ramfort-Bond in der Zeichnung

Seit Dienstag dieser Woche bis voraussichtlich 11. März kann eine neue, fünfjährige Anleihe von Ramfort (DE000A3H2T47) mit einem Kupon von 6,75 Prozent an der Börse Frankfurt gezeichnet werden. Das Unternehmen plant die Aufnahme von insgesamt 10 Millionen Euro bei einer Mindestanlange von 1.000 Euro. Die Erlöse der Emission werden laut dem Unternehmen zum größten Teil in Wohn- und Büroimmobilien fließen. Insgesamt soll so der Gesamtbestand innerhalb der kommenden drei Jahre auf über 100 Millionen Euro wachsen.

von: Iris Merker

19. Februar 2021, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)