FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 18. August 2016. Die Emerging Markets-Börsen haben DAX, Euro Stoxx & Co in diesem Jahr den Rang abgelaufen. Gründe dafür gibt es viele.

Schwellenländer gehören zu den großen Gewinnern in diesem Jahr. Der MSCI Emerging Markets-Index hat seit seinem Tief im Februar, als er auf den niedrigsten Stand seit September 2011 fiel, um 33 Prozent zugelegt. "Weder das Brexit-Votum oder der gescheiterte Putschversuch in der Türkei noch der Rückgang der Rohstoffpreise fügten der Stimmung für Emerging Markets-Anlagen ernsten Schaden zu", kommentiert die DekaBank in ihren volkswirtschaftlichen Prognosen für August/September.

Die positive Entwicklung wird den DekaBank-Analysten zufolge jedoch nach wie vor weniger von starken Fundamentaldaten getrieben als vielmehr von der Erleichterung, dass die tiefe Krise in den beiden "Hauptsorgenländern" Brasilien und Russland langsam an Schärfe verliere. "Hintergrund sind das Vertrauen in eine weiterhin lockere Geldpolitik rund um den Globus und die Einschätzung, dass viele Emerging Markets-Anlagen trotz der Preisanstiege seit Ende Januar noch immer eher günstig bewertet sind."

Historisches Hoch für Samsung

Sehr gut gelaufen ist zum Beispiel die Aktie des südkoreanischen Elektronikriesen Samsung, der mit einer Gewichtung von 3,56 Prozent per Ende Juli im MSCI Emerging Markets Schwergewicht ist. An der Börse Frankfurt kletterten die Aktien (WKN 881823, 896360) diese Woche auf ein Allzeithoch von 538 Euro, Ende 2015 waren es 421, im Tief im Februar sogar nur 340 Euro.

"Nach einer Schwächephase 2015 ist Samsung wieder im Aufwind, die Wende bei den Smartphones scheint mit dem Erfolg des Galaxy S7 geschafft", berichtet Walter Vorhauser von Oddo Seydler. Im zweiten Quartal wurde der höchste Quartalsgewinn seit zwei Jahren eingefahren. "Samsung hat das Portfolio verringert und setzt jetzt mehr auf Design, das zahlt sich aus." Neben den Smartphones verkauften sich auch die Flachbildschirme gut. "Wachstumstreiber könnte mit dem Ablösen der Flüssigkristall- durch OLED-Bildschirme die Displaysparte werden."

Noch Potenzial für Baidu?

Ebenfalls Schwergewicht im MSCI Emerging Markets ist der Suchmaschinenbetreiber Baidu, auch als chinesisches Google bezeichnet. Die Aktie (WKN A0F5DE) hat sich nach dem Höhenflug bis zum Frühling 2015 allerdings nicht mehr so gut entwickelt. Aktuell kostet sie 152 Euro nach über 200 im April vergangenen Jahres, auch seit Jahresanfang liegt der Titel im Minus.

"Für das laufende Quartal musste die Umsatzprognose zurückgenommen werden", erklärt Vorhauser. "Die chinesische Regierung hat die Online-Werbung für Arzneimittel Beschränkungen unterworfen." Vorhauser sieht Baidu aber weiter auf Wachstumskurs. "Wie Google investiert Baidu auch in ganz andere Bereiche, etwa in Unternehmen aus der Autozulieferbranche, die Technik für selbstfahrende Autos produzieren."

Kursverdreifachung bei Thai Airways

Einen riesigen Sprung nach oben gemacht hat in diesem Jahr die thailändische Fluggesellschaft Thai Airways. Die Aktie wurde an der Börse Frankfurt im Februar noch zu 0,20 Euro gehandelt, jetzt sind es 0,62 Euro. "Damit gehört Thai Airways zu den Top-Performern unter den Schwellenländeraktien", bemerkt Jan Vrbsky von der Baader Bank.

Auch der russische Aktienmarkt kommt in diesem Jahr auf stattliche Gewinne. "Das liegt an der Stabilisierung des Ölpreises. Das Land leidet ja eigentlich noch sehr unter den Sanktionen", erklärt Vrbsky. Seit Jahresanfang haben ADRS von Lukoil (WKN A1420E) um 29 Prozent zugelegt, die Sberbank-Aktie hat sich sogar im Wert mehr als verdoppelt (WKN A1JB8N). Mit indischen Aktien lagen Anleger in diesem Jahr ebenfalls richtig, wie der Händler außerdem betont: Aktien des Autobauers Tata Motors (WKN A0DJ9M) kletterten an der Börse Frankfurt zum Beispiel um 27 Prozent nach oben.

Nur verhaltener Optimismus

Viele Analysten sehen Schwellenländer mittlerweile wieder etwas positiver. Das liegt zum einen an den Rohstoffpreisen, die zumindest ihren Abwärtskurs beendet haben, zum anderen daran, dass die Anfang des Jahres befürchtete "harte Landung" der chinesischen Volkswirtschaft wohl ausbleiben wird. Dazu kommt die unwahrscheinlicher gewordene Zinserhöhung in den USA. Nicht zuletzt waren die Kurse sehr tief gefallen.

Echte Euphorie herrscht aber nicht. "Die jüngsten Konjunkturdaten für die Schwellenländer zeichnen ein besseres Bild. Wir gehen davon aus, dass der Wachstumsvorsprung der Schwellenländer gegenüber den Industrieländern, der seit 2007 kontinuierlich kleiner geworden ist, 2016 wieder ansteigt", erklärt etwa Christian Nemeth von der Zürcher Kantonalbank. Eine deutliche Wachstumsbeschleunigung sei aber nicht zu erwarten, da insbesondere die großen Schwellenländer weiterhin mit strukturellen Problemen kämpften.

von Anna-Maria Borse

18. August 2016

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