FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Zertifikate-Anleger erkennen weiteres Aufwärtspotenzial für DAX, Gold und

Silber. Der politische Fokus hin zu sauberem Wasserstoff weckt das Interesse an

branchenspezifischen Portfolios. Bei den Einzelwerten überzeugen Netflix,

Activision, SAP und Varta.

23. Juli 2020. Frankfurt (Börse Frankfurt). Steigende Aktienkurse wo man

hinschaut. Was nach Meinung von Simon Görich immer noch fehlt, sind

flankierende Konjunkturdaten. Daher sieht der Händler der Baader Bank die

Hausse nach wie vor getrieben von der Liquiditätsschwemme der Zentralbanken. In

diesem Umfeld vertrauten Zertifikate-Anleger zumeist auf weiter anziehende

Kurse, insbesondere am deutschen Aktienmarkt.

Das sieht Markus Königer ähnlich. Mit DAX-Hebelprodukten (WKNs DDB5ER, DFK95R)

positionierten sich die Kunden der ICF Bank überwiegend long.

Sauberer Wasserstoff beflügelt Fantasie

Auffällig viel Nachfrage sieht Königer nach einem Zertifikat (WKN VP2HYD) mit

Aktien von Unternehmen aus der Wasserstoffindustrie. Der zugrunde liegende

Solactive Hydrogen Top Selection Index enthält 15 Unternehmen aus den USA und

Europa, die aus erneuerbaren Energien gewonnenen Wasserstoff als künftigen

Treibstoff voranbringen. "Für viele ist nachhaltiger Wasserstoff die Zukunft",

stellt Königer fest. Dieser soll nach dem Willen der Politik auf lange Sicht

möglichst die Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas ablösen und damit zur

Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen.

Enormes Marktpotenzial

Etwa zielt Brüssel auf die Installation von sauberem Wasserstoff im Umfang von

40 Gigawatt (GW) bis 2030. Elektrolyseure mit einer Kapazität von sechs GW

würden demnach in der EU innerhalb der nächsten vier Jahre eine Millionen

Tonnen Wasserstoff erzeugen. Gegenwärtig könnte ein GW produziert werden. Das

Thema ist derzeit in aller Munde. BCC Research und die Industrieinitiative

Hydrogen Council schätzen, dass die weltweiten Investitionen in

Wasserstoffanlagen bis 2024 auf 26,8 Milliarden US-Dollar ansteigen werden. In

2019 hätten Unternehmen 16,1 Milliarden US-Dollar in den Aufbau des Sektors

gesteckt.

Zukunftsthemen ziehen

Während der vergangenen zwei Wochen setzten Investoren verstärkt auf Zuwächse

einzelner Technologiewerte. Görich nennt beispielhaft gern gehandelte Calls auf

Netflix (WKN KB4MB0), Activision (WKN KA5PY5) und SAP (WKN CL1EEJ).

Bei Königer gehört der Nasdaq 100 zu den meist gehandelten Underlyings. Seine

Kunden erwarteten vom technologielastigen Index zunächst keine weiteren

Zuwächse, Anleger positionierten sich zumeist short (WKNs HZ72VY, PZ6993,

PX8EXD). Dis bisherige Jahresbilanz des Nasdaq kann sich hingegen sehen lassen.

Seit dem März-Tief von knapp 7.000 Punkten gewann das Barometer auf 10.870

Punkte hinzu.

Varta läuft der Konkurrenz davon

Varta zählt bei Königer zu den meist gehandelten Einzelwerten. Das liege unter

anderem an der Zusammenarbeit des Unternehmens mit Apple. Gefragt sind dem

Händler zufolge überwiegend Hebelprodukte, die von steigenden Kursen der Varta-

Aktie profitieren. Dazu gehörten Knock-Out-Produkte (WKNs DFJ6AE, HZ4JLF), aber

auch ein gekapptes Bonus-Zertifikat auf Varta (WKN HZ3RAF). Rege gekauft würde

zudem ein Express-Zertifikat auf Varta (WKN A2UUPJ).

"Vor der Kooperation mit Apple hatten Anleger den Batteriehersteller nicht so

sehr auf dem Schirm", stellt Königer fest. Das deutsche Unternehmen mit Sitz in

Ellwangen liefert wieder aufladbare Lithium Ionen Knopfzellen-Akkus für

kabellose Apple-Kopfhörer. Diese gelten in der Branche aufgrund ihrer hohen

Energiedichte als führend und müssten seltener aufgeladen werden.

Vie Aufmerksamkeit für Varta wegen Kooperation mit Apple.

Starke Nachfrage nach Gold

Ausgesprochen großes Interesse verbucht Königer an Gold-Derivaten. Anleger

deckten sich zumeist mit Long-Produkten auf das Edelmetall (WKNs VP5P3C,

VP5RTM, VP468X) ein. Viele Analysten erkennen nach dem überdurchschnittlichen

Zuwachs weiteres Aufwärtspotenzial. Seit Jahresbeginn legte der Goldpreis von

1.515 auf 1.877 US-Dollar und damit knapp 24 Prozent pro Feinunze zu. Getrieben

werde der Preis laut Egon Weinberg von der Commerzbank derzeit stark vom

Investment. In China und Indien schwächele hingegen die Goldnachfrage. "Wir

halten daher Preisrücksetzer jederzeit für möglich."

Silber auf der Überholspur

Silberderivate belegten in der ICF-Bank-Statistik ebenfalls einen vorderen

Rang. Anleger geben sich laut Königer überwiegend bullish (WKNs VP5DM5, PH1752,

PN0CD3, TT21EX). Vor allem bei Silber "steppt" nach Meinung von Weinberg

derzeit "der Bär". Silber erreichte in den vergangenen Tagen mit 22,80 US-

Dollar pro Feinunze den höchsten Stand seit Oktober 2013. "Dahinter stehen wohl

die massiven Unterstützungsprogramme der Zentralbanken und Regierungen."

von: Iris Merker

23. Juli 2020, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)