FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach der Rekordjagd an den Aktienmärkten machen Analysten weiteres Aufwärtspotenzial von der Zulassung zusätzlicher Impfstoffe abhängig, warnen aber gleichzeitig vor überzogenen Erwartungen.

11. Januar 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). An den Börsen überwiegt zum Jahresstart die gute Laune. Der deutsche Aktienindex stieg vergangene Woche zwischenzeitlich auf 14.131 Punkte und schloss erstmals oberhalb von 14.000 Punkten. Der Dow Jones Industrial verbuchte mit über 31.000 Punkten ebenfalls einen neuen Rekord. Am Morgen eröffnete der deutsche Aktienindex mit 13.986 Punkten erstmal leicht schwächer.

Gefeiert wurde unter anderem der so genannte "clean sweep" in den USA. Mit dieser gewonnenen Mehrheit in beiden Kammern des US-Kongresses werden die Demokraten beispielsweise leichter ihre Pläne zu höheren Corona-Hilfen verwirklichen können. Als "sweepy Joe" werde der künftige Präsident zudem in die Lage versetzt, seinen geplanten Green Deal leichter umzusetzen.

Statistisch betrachtet gibt die Kursentwicklung der ersten fünf Handelstage in rund 70 Prozent der Fälle die DAX-Richtung für das Gesamtjahr vor. Carsten Mumm von Donner & Reuschel warnt aber vor überzogenen Erwartungen. Ein Großteil der positiven Aussichten für 2021 sei bereits in den Kursen enthalten.

Zusätzliche Impfstoffe helfen

An den Börsen wird bekanntlich die Zukunft gehandelt. In dieser scheinen Anleger gegenwärtig eine Normalisierung des Lebens und damit auch der Wirtschaft zu erkennen. Steigende Covid-19-Zahlen und hochansteckende Virusmutationen interpretieren Investoren eher als letztes Aufbäumen der Pandemie. Es bestehe zwar eine Impflücke. Diese könne aber womöglich in absehbarer Zeit von den beiden hoffnungsvollen Kandidaten Johnson & Johnson und AstraZeneca geschlossen werden. Meldungen zu einem positiven Verlauf eines Zulassungsverfahrens für ein weiteres Vakzin dürften somit nach Ansicht von Commerzbank-Analyst Chris-Oliver Schickentanz für weiteren Stimmungsauftrieb an den Aktienmärkten sorgen.

Profis in Europa noch skeptisch

Professionelle Investoren geben sich derzeit ebenfalls insgesamt optimistisch. Gemessen am Global Investor Confidence Index (ICI) von State Street Global Markets stieg die Zuversicht der Profis im Dezember verglichen mit dem Vormonat weltweit um 13,3 auf 104,1 Punkte. Das entspreche dem höchsten Wert seit über zwei Jahren. Mit 112,6 Punkten sind demnach asiatische Investoren besonders bullish, gefolgt von US-Investoren mit 103,5 Punkten. Die Stimmung der Europäer sei hingegen um 4,6 auf 87,2 Punkte gesunken. Der ICI misst das tatsächliche Kauf- und Verkaufsverhalten institutioneller Investoren. Bei einem neutralen Wert von hundert belassen Anleger ihren langfristigen Anteil an Risikoanlagen unverändert. Oberhalb davon kaufen und darunter verkaufen sie.

Gefahren im Auge behalten

Bert Flossbach von Flossbach von Storch warnt vor neuen Risiken am Markt: "Wenn immer mehr das Gleiche glauben und auch dementsprechend handeln, wächst naturgemäß die Gefahr, dass es anders kommt als gedacht, sprich die Kurse von den bereits erreichten hohen Niveaus erst einmal deutlicher fallen." Zu den Risiken gehörten einbrechende Unternehmensgewinne, nachhaltig steigende Zinsen und überzogene Aktienbewertungen.

Technisch einiges ausgereizt

Aus technischer Perspektive macht die Helaba hinsichtlich des deutschen Aktienindex erste Warnsignale aus. Bei den Oszillatoren würden verstärkt negative Divergenzen ausgebildet, auch die Trendintensität gemessen am ADX-Wert falle angesichts des enormen DAX-Anstiegs deutlich zu gering aus, um als idealtypisch durchzugehen. Die nächsten Fibonacci-Levels befänden sich auf der Oberseite. Anlegern raten die Charttechniker der Landesbank, nach einem ausreichend guten Chance-Risikoverhältnis von mindestens zwei zu eins Ausschau zu halten.

Für Christoph Geyer von der Commerzbank helfen die kurzfristigen technischen DAX-Indikatoren derzeit nicht weiter. Nach Überwindung der 14.000 Punkte-Marke habe der DAX bereits eine Korrekturbewegung an die Ausbruchslinie gemacht. Zum Wochenauftakt sollte der Handel nach Ansicht technischen Analysten aber etwas verhaltener verlaufen.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Am Freitag beginnt in den USA die Berichtssaison, wie gewohnt öffnen unter anderem US-Banken wie JPMorgan, Citigroup und Wells Fargo ihre Bücher.

Freitag,15. Januar

14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze Dezember. Die vom Bureau of Economic Analysis zur Verfügung gestellten Daten deuten laut DekaBank auf eine extreme Volatilität in den Teilbereichen des Einzelhandels. Allerdings gebe es keine eins-zu-eins Beziehungen dieser Daten mit den offiziellen Einzelhandelsumsätzen. Hier rechnen Analysten im Durchschnitt mit einem Minus von 0,1 Prozent, während die DekaBank keine Änderung erwartet.

Von: Iris Merker

11. Januar 2021, © Deutsche Börse AG

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