FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 30. Mai 2017. Angesichts fehlender Richtung an den Börsen bewerten ETF-Anleger die Aussichten europäischer Aktien uneinheitlich. Indexfonds mit Unternehmen aus China und Brasilien stehen hingegen auf den Einkaufslisten.

ETF-Anleger lassen es zurzeit etwas ruhiger angehen. "Bei überschaubaren Umsätzen hielten sich Zu- und Abflüsse insgesamt in etwa die Waage", beschreibt Florian Lenhart von der UniCredit das Geschehen im ETF-Handel. Der Wochenauftakt lasse ebenfalls noch zu wünschen übrig. "Feiertagsbedingt wurde gestern in den USA und London nicht gehandelt, das spüren wir in der Regel."

Kein eindeutiger Trend

Mit Blick auf das entwickelte Europa macht Lenhart schwindendes Interesse an DAX-Werten (WKNs ETFL01, ETFL06, A0X899) aus. Wenn gehandelt würde, überwögen die Verkäufe. Gleichzeitig deckten sich Investoren zumeist mit Euro Stoxx 50-ETFs (WKNs DBX1ET, 593395, ETF001) verschiedener Emittenten ein. "Hier verbuchen wir nahezu ausschließlich Käufe."

Indexfonds, die an den breiter engagierten Stoxx Europe 600 (WKN A0X9R1) gekoppelt sind, der die 600 nach Börsenwert größten Unternehmen 18 europäische Länder enthält, kämen hingegen überwiegend aus den Depots raus. Unterm Strich verabschiedeten sich Anleger zudem von ihren TecDAX-Positionen (WKN 593397). "Dabei fällt ein sehr großer Verkauf deutlich ins Gewicht."

Die Kunden der Commerzbank scheinen zusätzliches Potenzial in hiesigen Bluechips zu vermuten. "DAX-Werte belegen in unserer Kaufstatistik den Spitzenplatz", meldet Carsten Schröder. Auf Rang zwei der meist gesuchten ETFs folgten MSCI Europe-Tracker (WKN ETF111). Von Euro Stoxx 50-ETFs (WKN ETF050) trennten sich Anleger in Summe.

Gegensätzliches Anlegerverhalten verbuchen die ETF-Spezialisten auch im Handel mit US-Portfolios. Während Schröder mehrheitliche Abgaben bei S&P 500-Positionen registriert, spricht Lenhart von Nachfrage nach Indexfonds auf das viel beachtete marktbreite Barometer.

Es fehlen die Signale

"Für eine kurze Handelswoche hatten wir mit knapp 30.000 ETF-Trades ganz gut zu tun", beschreibt Schröder die vergangenen Handelstage. Über alle Anlageklassen hinweg dominierten bei der Commerzbank mit 55 Prozent die Zuflüsse. Während das gesamte ETF-Geschäft aller Voraussicht nach ab morgen wieder in gewohnten Bahnen laufen werde, fehlten beim deutschen Aktienindex noch die Impulse. "Der DAX bewegt sich innerhalb einer sehr engen Spanne", meint Schröder, der sich mehr Fluss in die eine oder andere Richtung wünscht.

Anleger wittern Schnäppchen in Brasilien

ETFs mit chinesischen Konzernen stoßen nach Beobachtung von Lenhart auf regen Zuspruch. "Generell ist das Kaufinteresse an Schwellenländer-Aktien groß." Etwa positionierten sich Anleger in an der Börse Hongkong notierten Großunternehmen (WKN A0DK6Z) mit Geschäft in China ebenso wie in Aktien, die im CSI 300 (WKN DBX0NK) enthalten sind. Letzterer umfasse die 300 an der Shanghai Stock Exchange oder Shenzhen Stock Exchange gelisteten A-Aktien mit der größten Marktkapitalisierung gemessen am Streubesitz.

Nach dem Einbruch am brasilianischen Aktienmarkt rund um die Korruptionsvorwürfe gegen Präsident Michel Temer sieht so mancher UniCredit-Kunde in den niedrigen Notierungen Einstiegschancen, wie Lenhard schätzt. Auf den Einkaufslisten stünden beispielsweise Tracker des MSCI Brazil (WKN A0HGWA). Mitte Mai hatte der zugrundeliegende Index von 1.985 auf 1.660 Punkte eingebüßt und macht seitdem tendenziell Boden gut. Aktuell notiert der MSCI Brazil bei 1.745 Zähler.

Kurzläufer überzeugen

Das Geschäft mit Renten-ETFs beschreibt Lenhard als insgesamt ausgeglichen. "Auffallend ist der Trend weg von langlaufenden europäischen Staatsanleihen hin zu Kurzläufern." Ein Beispiel dafür seien rege gefragte Bundesanleihen (WKN 628948) mit Restlaufzeiten zwischen 2,5 und 5,5 Jahren.

Zu den beliebtesten Rentenprodukten zählt Schröder Unternehmensanleihen im Markit iBoxx USD Liquid Investment Grade Corporates 100 Index (WKN A14RGV). "Die Produkte wurden sehr aktiv in beide Richtungen gehandelt."

Finanzwerte stehen im Fokus

Bei den Branchen stünden bei der Commerzbank Finanzwerte mit gut einem Drittel der Umsätze mit Sektor-ETFs im Vordergrund. "Hier hatten wir sehr starke Nachfrage auf beiden Seiten", informiert Schröder. Auf niedrigerem Niveau deckten sich Anleger zudem zumeist mit Automobil- und Energiewerten ein.

Fast nur Käufe meldet Lenhard sowohl für Bankaktien etwa im Euro Stoxx Banks (WKN 628930) als auch Werte aus dem Gesundheitssektor. Gleichzeitig verabschiedeten sich seine Kunden per Saldo von ihren Engagements in Finanzwerten.

von: Iris Merker

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