STUTTGART (BOERSE STUTTGART GMBH) - Aktien-Marktbericht der Börse Stuttgart

Direkt vom Parkett: Meistgehandelte Aktien

Deutschland

Die abgelaufene Handelswoche war von der EZB-Zinssatzentscheidung am Donnerstag geprägt. Die EZB erhöhte ihre Leitzinsen um 75 Basispunkte auf 1,25 Prozentpunkte. Es war die erste Zinserhöhung der EZB in solch einer hohen Dimension. In der anschließenden Pressekonferenz zur EZB-Zinsentscheidung kündigte die EZB-Präsidentin Christine Lagarde weitere Zinsschritte an. Zudem erwartet die EZB im letzten Quartal 2022 und im ersten Quartal 2023 eine Schrumpfung der Wirtschaft. Der DAX gab nach diesen Äußerungen nach, konnte sich jedoch im weiteren Handelsverlauf wieder erholen und ging mit einem geringfügigen Minus aus dem Handel. Die EZB-Präsidentin räumte zusätzlich ein, die Inflationsentwicklung lange falsch eingeschätzt zu haben. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe zog nach dem EZB-Zinssatzentscheid an und liegt aktuell bei 1,73%.

Allianz

Die Aktienanleger in Stuttgart handelten in den letzten Handelstagen die Allianz-Aktie mit deutlichem Abstand am häufigsten. Die Analysten von Barclay erhöhten das Kursziel für die Allianz-Aktie von 211 auf 214 Euro und beließen ihre Einschätzung auf „Equal Weight“. Auch die UBS bestätigte die „Buy“ Einstufung mit einem Kursziel von 241 Euro. Der Allianz-Aktie gelang zum Wochenauftakt der Sprung über die 170 Euro-Marke. Im weiteren Wochenverlauf fiel die Aktie wieder unter die 170er Marke.

Volkswagen Vz.

Der Autobauer will Ende September/ Anfang Oktober bei einem positiven Kapitalmarktumfeld seine Sportwagentochter, die Porsche AG, an die Börse bringen. Insgesamt sollen bis zu 25% der Vorzugsaktien der Porsche AG an der Börse platziert werden. Die Vorzugsaktien sind aktuell im Besitz der Volkswagen AG. 49 % der Gesamterlöse aus dem Börsengang will Volkswagen an seine Aktionäre im Dezember in Form einer Sonderdividende ausschütten. Die Marktteilnehmer erwarten für die Porsche AG eine Bewertung von bis zu 80 Milliarden Euro.

International

Bei den amerikanischen Indizes gab es im Wochenverlauf keine großen Veränderungen. Der FED-Vorsitzende, Jerome Powell, verdeutlichte nochmals auf einer Veranstaltung, die Inflation durch eine restriktive Geldpolitik einzudämmen. Nach der CME FedWatch erwarten inzwischen 86% der Marktteilnehmer eine Leitzinserhöhung von 0,75% auf der nächsten FED-Sitzung. In der Vorwoche waren es lediglich 74%. Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich weiterhin sehr robust, die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe sind zum wiederholten Male geringer ausgefallen, als von den Experten erwartet.

BYD

Die BYD-Aktie war die am zweithäufigsten gehandelte Auslandsaktie in den letzten Handelstagen am Börsenplatz Stuttgart. Im August konnte BYD trotz Stromausfällen und COVID-Einschränkungen über 174.000 Fahrzeuge ausliefern. Zum Jahresende möchte BYD die Auslieferungen auf 280.000 Fahrzeuge monatlich steigern. Zusätzlich will der E-Autobauer ab 2024 einen Produktionsstandort in Thailand mit einer Jahreskapazität von 150.000 Fahrzeugen aufbauen.

NVIDIA

Die NVIDIA-Aktie wurde in der abgelaufenen Handelswoche sehr rege in Stuttgart gehandelt. Die USA haben die Exportregeln nach China für Halbleiter, die Anwendungen zur künstlichen Intelligenz ermöglichen, verschärft. Der Halbleiterentwickler erwartet durch Exportbeschränkungen für sein drittes Quartal Umsatzeinbußen von 400 Millionen US-Dollar. Im letzten Quartal erzielte NVIDIA einen Umsatz von 6,7 Milliarden US-Dollar bei einem Nettogewinn von 656 Millionen US-Dollar.

Spezialeinblick

DAX-Bewertung scheint nur auf den ersten Blick attraktiv

Mit dem Gewinnwachstum im zweiten Quartal überzeugten die Unternehmen in Europa und übertrafen teilweise deutlich die Prognosen. Die Aussichten fallen allerdings nicht so erfreulich aus. So dürfte das weltweite Wirtschaftswachstum weiter an Dynamik verlieren und sich negativ auf die Nachfrage auswirken. Hohe Energiepreise sowie immer stärker steigende Löhne führen auf der anderen Seite zu steigenden Kosten. Anziehende Leitzinsen verschlechtern zudem die Refinanzierungsbedingungen und Unternehmen müssen mit höheren Kreditzinsen kalkulieren. Unter dem Strich dürften die Faktoren mittelfristig die Gewinnmargen spürbar belasten.

Zugleich sind die erwarteten Gewinne ein wichtiger Faktor bei der Bewertung des Aktienmarktes. Mit den deutlichen Verlusten beim DAX seit Jahresbeginn von rund 20 Prozent fielen populäre Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf einen Faktor von elf. Eigentlich wäre der DAX somit attraktiv bewertet, denn der Zehn-Jahres-Durchschnitt des KGVs liegt bei rund 13.

Allerdings erwarten Analysten bisher, dass die Unternehmen von 100 Euro Umsatz einen Nachsteuergewinn von knapp acht Euro verdienen. Sinkendes Umsatzwachstum und zunehmender Kostendruck dürften aber eher dazu führen, dass sich die DAX-Gewinnmarge in Richtung des 20-Jahresdurchschnitts von 4,5 Prozent bewegt. Unterstellt man allerdings einen Gewinnrückgang von etwa 40 Prozent, liegt das DAX-KGV nicht bei elf, sondern wesentlich höher bei knapp 20. Unter dieser Annahme wäre der Markt aus Bewertungssicht nicht mehr als günstig zu einzuschätzen.

Disclaimer:

Der vorliegende Marktbericht dient lediglich der Information. Für die Vollständigkeit und Richtigkeit übernimmt die Boerse Stuttgart GmbH keine Gewähr. Insbesondere wird keine Haftung für die in diesem Marktbericht enthaltenen Informationen im Zusammenhang mit einem Wertpapierinvestment übernommen. Hiervon ausgenommen ist die Haftung für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit.

Quelle: Boerse Stuttgart GmbH, www.boerse-stuttgart.de

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