Die Stimmung blieb angespannt, da sich Investoren von der Teuerung Hinweise auf die künftigen Zinsschritte der US-Notenbank Fed erhofften. Der Dax machte anfängliche Verluste am Mittwoch im Handelsverlauf wieder wett und notierte am Mittag mit 13.564 Punkten leicht fester. Der EuroStoxx50 zeigte sich mit 3717 Zählern ebenfalls stabil.

"Die wichtigste Frage für viele Händler und Anleger ist heute, ob die Inflation in den USA ihren Höhepunkt erreicht hat", sagte Naeem Aslam, Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Von Reuters befragte Ökonomen sehen die jährliche Gesamtinflation bei 8,7 Prozent. Damit läge die Teuerung in den USA zwar um ein Vielfaches höher als die von der Fed angestrebte Inflationsrate von zwei Prozent, aber unter dem zuvor erreichten 40-Jahres-Hoch von 9,1 Prozent.

"Sollte sich wirklich andeuten, dass der Inflations-Gipfel überschritten ist, dann hält das die Chance auf eine Zinsanhebung um 'nur' 50 Basispunkte am Leben", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Mehrheitlich gehen Börsianer aber von einer Zinserhöhung um erneut 0,75 Prozent aus, der sie bei der nächsten Fed-Sitzung eine fast 70-prozentige Wahrscheinlichkeit beimessen.

DOLLAR STABIL - ANLEIHEN GEFRAGT

Auch am Devisenmarkt wollten Anleger im Vorfeld der Inflationsdaten keine riskanten Wetten mehr eingehen. Der Dollar-Index notierte gegenüber einem Korb der wichtigsten Währungen mit einem Wert von 106,2 weitgehend stabil. "Ein starker Verbraucherpreisindex in dieser Woche könnte bedeuten, dass die Fed zu ihrem aggressiven Zinserhöhungskurs zurückkehrt, was den Dollar wieder stärken würde", sagte David Chao, Marktstratege bei Invesco.

Unterdessen griffen Investoren bei Staatsanleihen zu. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe gab im Gegenzug um drei Basispunkte auf 0,89 Prozent nach. Anleger rechneten am Anleihemarkt mittlerweile fest mit einer zweiten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank um 0,5 Prozentpunkte im September. "Die EZB wird definitiv versuchen, so viel wie möglich vorzuziehen", sagte Ben Laidler, Stratege beim Broker eToro. "Ich denke, das macht Sinn, wenn man bedenkt, dass sie zu spät ins Rennen gegangen sind." Die EZB hat mit einer Anhebung der Zinssätze um 0,5 Prozentpunkte im Juli ihren Straffungszyklus deutlich später als die Fed begonnen.

E.ON HOLT AUF - HEIDELBERGER DRUCK HEBT AB

Bei den Einzelwerten glich E.ON anfängliche Kursverluste im Handelsverlauf wieder aus und notierte stabil. Die Halbjahreszahlen seien etwas besser ausgefallen als erwartet, sagte ein Händler. Zudem bestätigte der Energiekonzern seine Prognose für das Gesamtjahr. Ob die Kosten der Energiewende allerdings kompensiert werden können, bleibe abzuwarten, gab Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets zu Bedenken.

Evotec-Aktien rauschten rund zehn Prozent nach unten. Einem Händler zufolge stufte Morgan Stanley die Titel auf "Underweight" von "Overweight" herab. Ein kräftiges Ergebnisplus katapultierte dagegen die Anteilsscheine von Heidelberger Druck in der Spitze fast 19 Prozent nach oben. Neben dem operativen Ergebnis habe auch der Auftragseingang und der Umsatz Schätzungen im Vorfeld übertroffen, sagte ein Händler. Der Maschinenbauer profitiere von einer besseren Auslastung der Kapazitäten sowie von gesenkten Kosten, teilten die Analysten von Baader Helvea mit.

Mit den vorgelegten Quartalszahlen konnte auch Ahold Delhaize bei Anlegern punkten. Die Aktien des niederländischen Supermarktkonzerns stiegen an der Börse in Amsterdam um rund acht Prozent. Die Analysten von Jefferies bescheinigten dem Konzern ein starkes Quartal mit einem überraschend guten Ergebnis. Die angekündigte Verschiebung des geplanten Börsengangs der Online-Verkaufsplattform Bol.com wegen der ungünstigen Marktbedingungen sei nicht überraschend gekommen.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)