Frankfurt (Reuters) - Hin- und hergerissen zwischen Hoffen und Bangen halten sich Anleger mit Engagements an den europäischen Aktienmärkten zurück.

Dax und EuroStoxx50 notierten am Mittwochvormittag jeweils knapp im Plus bei 15.544 beziehungsweise 4168 Punkten.

"Die Inflationssorgen sind allgegenwärtig und die Renditen an den US-Anleihemärkten steigen weiter", sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG. "Allerdings ist die Berichtssaison gut angelaufen und die Anleger verdrängen die genannten Belastungsfaktoren." Wegen Spekulationen auf eine baldige Drosselung der Wertpapierkäufe durch die Notenbank Fed rentierten die richtungweisenden zehnjährigen T-Bonds mit 1,673 Prozent zeitweise so hoch wie zuletzt vor fünf Monaten. So lange die Zentralbanken aber nicht an der Zinsschraube drehen müssten, um der Inflation Herr zu werden, bleibe der Anlagenotstand bestehen, der Aktien favorisiere, warf Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets ein.

ENERGIEPREISE GEBEN NACH - CHINA WILL EINSCHREITEN

Mit Erleichterung registrierten Börsianer die Entspannung bei den Energiepreisen. Die chinesische Regierung will am heimischen Kohlemarkt einschreiten, um dem dortigen Preisanstieg Herr zu werden. Dies brockte den chinesischen Terminkontrakten auf Kokskohle Kursverluste von jeweils neun Prozent ein.

In ihrem Sog verbilligte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 0,9 Prozent auf 84,33 Dollar je Barrel (159 Liter). Kursrücksetzer seien hier aber nur von kurzer Dauer, warnte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda. Schließlich hinke das Angebot der Nachfrage weiter hinterher.

Vor diesem Hintergrund fielen Preise für Industriemetalle ebenfalls, weil die Furcht vor Angebotsausfällen schwand. Wegen hoher Energiekosten hatten einige Erzverarbeiter ihre Produktion gedrosselt. Kupfer und Aluminium büßten jeweils etwa ein Prozent auf 10.045 beziehungsweise 3084 Dollar je Tonne ein. Beide hatten in den vergangenen Tagen neue Rekordhochs nur knapp verfehlt.

DEUTSCHE BÖRSE ÜBERZEUGT MIT ZAHLEN - GUCCI ENTTÄUSCHT

Am deutschen Aktienmarkt rückte die Deutsche Börse ins Rampenlicht. Der Börsenbetreiber konnte seinen Gewinn dank Zukäufen im abgelaufenen Quartal überraschend stark um etwa ein Drittel auf 300,3 Millionen Euro steigern. Außerdem habe der Börsenbetreiber seine Kosten gut unter Kontrolle, lobte Analyst Martin Price von der Investmentbank Jefferies. Anleger nutzten die Veröffentlichung der Zahlen allerdings für Gewinnmitnahmen. Die Aktie verlor 0,5 Prozent, nachdem sie am Dienstag 1,6 Prozent zugelegt hatte.

In Paris rutschten die Titel von Kering sogar um vier Prozent ab, obwohl der Luxusgüter-Hersteller mit 4,2 Milliarden Euro einen Quartalsumsatz über Markterwartungen veröffentlicht hatte. Allerdings wuchs wegen der Coronavirus-Pandemie der Umsatz der Modetochter Gucci nur um 3,8 Prozent. Vor allem im wichtigen asiatischen Markt schwächelte die Modefirma. Es sei allerdings ermutigend, das sich das Wachstum im laufenden Quartal zu beschleunigen scheine, schrieben die Analysten der Bank JPMorgan.