Frankfurt/New York (Reuters) - An der Börse sind die Bullen los: Die im Fachjargon sogenannten Optimisten deckten sich in Erwartung eines Wachstumsschubs beim wichtigen Handelspartner USA erneut mit Aktien ein.

Ein überraschender Aufschwung in dortigen Dienstleistungssektor bescherte den Börsen am Donnerstag neue Kursrekorde und hievte den Dax erstmals über die Marke von 14.000 Punkten. Selbst die Unruhen in Washington brachten Investoren nicht aus dem Konzept.

Der Dax markierte mit 14.007,47 Punkten den zweiten Tag in Folge eine Bestmarke und schloss 0,5 Prozent fester bei 13.968,24 Zählern. Der US-Standardwerteindex Dow Jones erreichte ebenfalls ein Rekordhoch und stieg auf 31.193,40 Stellen. Der EuroStoxx50 gewann 0,5 Prozent auf 3628,88 Punkte.

Genährt wurden die Konjunkturhoffnungen vor allem von der Mehrheit der Demokraten in beiden Kammern des US-Kongresses. Dieser Partei gehört auch der künftige Präsident Joe Biden an. "Die Konstellation lässt weitere fiskalpolitische Stimulierungsmaßnahmen in den USA erwarten", sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. "Schon kurzfristig könnten neue Corona-Hilfsmaßnahmen beschlossen werden, die von den Republikanern bislang abgelehnt wurden."

INFRASTRUKTUR-WERTE GEFRAGT

Vor diesem Hintergrund griffen Investoren erneut bei Infrastrukturwerten zu. Der europäische Branchenindex stieg um bis zu 2,6 Prozent auf ein Elf-Monats-Hoch von 525,72 Punkten. An der Wall Street kletterte der börsennotierte iShares-Fonds mit Werten aus diesem Sektor um bis zu 2,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 32,18 Dollar.

Der Konjunkturoptimismus spiegelte sich auch am Rohstoffmarkt wider. So übersprang der Preis für Nickel erstmals seit einem knappen Jahr wieder die Marke von 18.000 Dollar je Tonne. Wegen des wachsenden Bedarfs für Elektroauto-Batterien werde sich dieses Industriemetall langfristig weiter verteuern, prognostizierte Commerzbank-Experte Briesemann. Kupfer war mit 8182 Dollar so teuer wie zuletzt vor acht Jahren.

CUREVAC UND BAYER IM AUFWIND - RYANAIR UNTER DRUCK

Ein weiterer Stimmungsaufheller war die Entwicklungs- und Vertriebsallianz zwischen CureVac und Bayer für einen Coronavirus-Impfstoff. Der Wirkstoff ähnele dem von BioNTech und Moderna, kommentierte Analyst Alistair Campbell von der Investmentbank Liberum. "Die Chancen stehen daher gut, dass er funktioniert." Die in den USA notierten Aktien der Tübinger Biotechfirma CureVac steuerten mit einem Plus von zeitweise gut 20 Prozent auf den drittgrößten Tagesgewinn der Firmengeschichte zu. Bayer-Titel gewannen knapp zwei Prozent.

In London rückten die Papiere von Sainsbury fast acht Prozent vor und waren mit 250,3 Pence so teuer wie zuletzt vor zwei Jahren. Dank eines starken Weihnachtsgeschäfts hob die Supermarktkette ihre Gesamtjahresziele an. Bemerkenswert sei der Boom des Online-Geschäfts, das bereits 44 Prozent zum Gesamtumsatz beitrage, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

BITCOIN IM HÖHENRAUSCH

Unabhängig davon setzte Bitcoin seinen Höhenflug fort. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise stieg um bis zu sieben Prozent auf ein Rekordhoch von 39.646,04 Dollar. Dabei hatte sie vor gerade einmal drei Wochen die psychologisch wichtige 20.000er Marke durchbrochen und ihren Kurs binnen drei Monaten fast vervierfacht.

Analyst Timo Emden von Emden Research wies darauf hin, dass der Börsenwert sämtlicher Kryptowährungen erstmals die Schwelle von einer Billion Dollar überschritten hat. "Die Anleger hat endgültig das Krypto-Fieber gepackt." Auch für Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade, ist ein Ende der Fahnenstange noch nicht in Sicht. "Die eigentliche Rally hat gerade erst begonnen."