Frankfurt (Reuters) - In der Hoffnung auf nahende Zinssenkungen in den USA und der Euro-Zone strömen weitere Anleger in die europäischen Aktienmärkte.

Der Dax stieg am Freitag um bis zu 0,8 Prozent und markierte mit 17.816,52 Punkten den siebten Tag in Folge ein Rekordhoch. "Es ist die erfolgreichste Serie seit 2015", sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. Der EuroStoxx50 stieg zeitweise um 0,6 Prozent auf ein erneutes 23-Jahres-Hoch von 4904,85 Zählern. Am Nachmittag grenzten beide Indizes ihre Gewinne jedoch etwas ein.

An den US-Börsen notierten die Futures vorbörslich kaum verändert, nachdem die US-Leitindizes S&P 500 und Nasdaq am Donnerstag Schlusskurs-Rekorde verbucht hatten. "Experten sind sich nicht einig, ob zu viel Optimismus oder zu viel Skepsis die Kurse an den Börsen dieser Welt nach oben treibt", sagte Molnar weiter. "Beides ist der Fall: Nur dass die Optimisten die Aktien schon haben, während die Pessimisten bei jedem neuen Rekordhoch zähneknirschend klein beigeben, einsteigen und so die Rally befeuern."

Die positive Stimmung speise sich aus den jüngsten US-Inflationsdaten, die die Markterwartung einer Zinssenkung der Notenbank Fed im Juni untermauerten, erläuterte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. Bei Anlegern gilt als sicher, dass auch die Europäische Zentralbank (EZB) zu diesem Zeitpunkt mit einer Lockerung ihrer Geldpolitik beginnen wird. Die europäische Inflation ging im Februar zwar zurück, allerdings nicht so stark wie erhofft.

Am deutschen Aktienmarkt rissen sich Anleger um die Papiere von Daimler Truck. Sie stiegen mit einem Plus von zeitweise 18,4 Prozent so stark wie noch nie auf ein Rekordhoch von 44,72 Euro. Der Nutzfahrzeug-Bauer hatte dank Preiserhöhungen im vergangenen Jahr ein Rekordergebnis erzielt. Die Analysten der Bank JPMorgan lobten zudem den "sehr starken Ausblick auf 2024". Überraschend starke Gesamtjahreszahlen ermunterten Anleger auch zum Einstieg bei Leonardo. Die Aktien des Rüstungskonzerns stiegen in Mailand um 4,7 Prozent und waren mit 20,68 Euro so teuer wie zuletzt vor knapp 17 Jahren. Die Analysten der Banca Akros hoben den Auftragseingang und den Free Operating Cash Flow als besonders ermutigend hervor. Beim Konkurrenten Rheinmetall brachte ein Großauftrag die Anleger in Kauflaune. Die Titel markierten ein Rekordhoch von 433,80 Euro.

Der Automobilzulieferer Valeo senkte dagegen wegen eines schwächelnden Absatzes von Elektrofahrzeugen sein Umsatzziel für 2025. Valeo-Titel gaben daraufhin in Paris 3,6 Prozent auf 10,33 Euro nach. Auch die vom Volkswagen-Konzern vorgelegten Zahlen kamen nicht gut an. Europas gößter Autobauer rechnet mit einem langsameren Umsatzwachstum in 2024 im Vergleich zum Vorjahr. Die Papiere rutschten um mehr als vier Prozent ab. Aktien des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (K+N) brachen in Zürich um mehr als 14 Prozent ein. Nach dem Ende des Corona-Booms baut der Logistikkonzern Stellen ab und zahlt weniger Dividende.

BITCOIN ERNEUT GEFRAGT

Für Bitcoin ging es ebenfalls erneut aufwärts. Allerdings konnte die älteste und wichtigste Cyber-Devise ihre jüngsten Hochs zunächst nicht übertreffen. Sie legte zwei Prozent auf 62.699 Dollar zu. Der nächste Anlauf zum Sprung über das bisherige Rekordhoch von knapp 69.000 Dollar sei aber nur eine Frage der Zeit, sagte James Butterfill, Chef-Analyst des auf digitale Werte spezialisierten Vermögensverwalters CoinShares. Denn die neu zugelassenen börsennotierten Bitcoin-Fonds (ETF) aus den USA benötigten pro Tag 2800 Bitcoin. Es kämen täglich aber nur 900 neue digitale Münzen hinzu.

(Bericht von Anika Ross, Hakan Ersen.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)