Frankfurt (Reuters) - Ermuntert von erneuten Kursrekorden an der Wall Street und starken Konjunkturdaten decken sich Anleger mit europäischen Aktien ein.

Der Dax stieg am Freitag um ein Prozent auf 15.352 Punkte, der EuroStoxx50 legte um 0,4 Prozent auf 4015 Zähler zu. Der breit gefasste Stoxx600 markierte mit 443,86 Stellen sogar ein Rekordhoch. "Die Käufer halten das Zepter wieder fest in der Hand", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Einige hoffen, dass das Kurspotential doch noch nicht ausgereizt war."

Die deutsche Industrie-Produktion und die Exporte der heimischen Firmen stiegen überraschend stark. Bei Letzteren lag das Plus mit 1,2 Prozent sogar mehr als doppelt so hoch wie erwartet. Die Zahlen sähen aber nur auf den ersten Blick gut aus, warnte LBBW-Analyst Jens-Oliver Niklasch. Die Materialknappheit in einigen Branchen bremse den Aufschwung. "In den kommenden Monaten sollte sich das Bild aber vor dem Hintergrund der guten Auftragslage weiter aufhellen."

Daneben fieberten Börsianer den US-Arbeitsmarktdaten entgegen. "Fast eine Million neu geschaffene Stellen außerhalb der Landwirtschaft werden erwartet", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Dann wird sich zeigen, ob die guten Zahlen durch die Rally im US-Standardwerteindex Dow Jones in den vergangenen Tagen bereits ausreichend gewürdigt wurden und es deshalb zu einem Verkauf der guten Nachrichten kommt."

INDUSTRIEMETALLE AUF REKORDHOCHS

An den Industriemetall-Märkten waren die Konjunkturoptimisten in der Überzahl. Gleichzeitig spekulierten sie auf Angebotsengpässe. Daher stieg der Preis für Kupfer um bis zu 1,6 Prozent auf ein Rekordhoch von 10.253 Dollar je Tonne. Die Terminkontrakte für Eisenerz kosteten in China und Singapur mit 1231 Yuan (190,51 Dollar) beziehungsweise 205,90 Dollar ebenfalls so viel wie noch nie. Gleiches galt für den chinesischen Stahl-Future, der 2,4 Prozent auf 5589 Yuan (866 Dollar) gewann. Da die Handelsvolumina auf dem aktuellen Kursniveau hoch seien, könne mit weiteren Kursgewinnen gerechnet werden, sagte Rohstoff-Händlerin Anna Stablum vom Brokerhaus Marex Spectron.

Rohöl-Anleger blieben dagegen vorsichtig. Die Sorte Brent aus der Nordsee notierte kaum verändert bei 68,09 Dollar je Barrel (159 Liter). Die steigenden Corona-Fallzahlen im wichtigen Abnehmerland Indien dämpften die Kauflaune, sagte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates. Neue Pandemie-Beschränkungen könnten die Nachfrage schmälern.

ADIDAS-AKTIE SPRINTET IM DAX VORAN - SIEMENS GEFRAGT

Spitzenreiter im Dax war Adidas, nachdem der Sportartikel-Hersteller dank eines Umsatz- und Gewinnsprungs seine Gesamtjahresziele angehoben hatte. Das US-Geschäft laufe besser als erwartet, kommentierte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Außerdem seien die Befürchtungen um Einbußen in China wegen dortiger Boykott-Aufrufe überzogen. Adidas-Titel steuerten mit einem Plus von zeitweise knapp neun Prozent auf den größten Tagesgewinn seit zwei Jahren zu. In ihrem Windschatten rückten die Papiere des Erzrivalen Puma knapp zwei Prozent vor.

Auch Siemens blickt nach einem starken Jahresauftakt optimistischer in die Zukunft. Die Zahlen des Münchener Technologiekonzerns hätten durch die Bank die Markterwartungen übertroffen, sagte ein Börsianer. Siemens-Aktien gewannen drei Prozent.

Abwärts ging es dagegen für die Papiere der British Airways-Mutter IAG. Sie gaben in London bis zu 1,5 Prozent nach. Die Fluggesellschaft erwartet nur eine leichte Erholung des Geschäfts bis Juni. Dass sie nicht einmal eine Spanne für die Kapazitäten in der wichtigen Sommer-Reisesaison genannt habe, enttäusche, schrieb Analyst Adam Tomlinson von der Investmentbank Liberum.