"Wir werden Uber Eats richtig herausfordern. Wir werden ein größeres Angebot haben und schneller sein als unsere Wettbewerber", kündigte Firmenchef Niklas Östberg in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters an. So schnell wie möglich - am liebsten noch im August - soll es nun im Land der aufgehenden Sonne losgehen. Japan ist der erste Markt, in den die Berliner seit Ausbruch der Corona-Pandemie neu eintreten.

Die Pandemie, die weltweit zu Ausgangssperren und geschlossenen Restaurants führte, hat Essenslieferdiensten einen Boom und Delivery Hero im zweiten Quartal fast eine Umsatzverdoppelung beschert. Auch die Konsolidierung in der Branche wurde noch mal angeschoben. So schnappte sich Just Eat Takeaway.com nach dem Deutschland-Geschäft von Delivery Hero, dem britischen Anbieter Just Eat auch noch den US-amerikanischen Rivalen Grubhub. Östberg schließt aktuell Zukäufe zwar nicht aus: "Im Moment sind für uns Investitionen in die Technologie und den Ausbau des Angebots wichtiger." Erst im Dezember kauften die Berliner für vier Milliarden Dollar Woowa Brothers in Südkorea.

Seit einiger Zeit liefert Delivery Hero, das in mehr als 40 Ländern präsent ist, nicht mehr nur Mahlzeiten aus, sondern abhängig von den Regionen auch Lebensmittel, Medikamente, Blumen und Elektronikgeräte. "Am Ende geht es um alles, was geliefert werden kann", sagt Östberg. Trotzdem würden Essenslieferungen auch langfristig mehr als die Hälfte des Geschäfts ausmachen.

Während Delivery Hero im Nahen Osten Gewinne schreibt, ist das Unternehmen in Asien - seinem bei Weitem größtem Markt - wie auch auf Konzernebene davon weit entfernt. "Ich denke, dass wir uns verdoppeln oder verdreifachen müssen, um dies zu erreichen", sagt der Mitgründer. Dies hänge auch damit zusammen, dass er die Gebühren, die Restaurants für die Vermittlung von Kunden zahlten, nicht anheben wolle. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz in Asien um 234 Prozent auf 280 Millionen Euro.

Aktuell gilt das 2011 gegründete Unternehmen als wahrscheinlichster Aufsteiger in den Dax, wenn der insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard den deutschen Leitindex verlässt. Östberg gibt sich bedeckt: "Das haben nicht wir zu entscheiden." Allerdings sollte neben SAP ein weiteres Technologieunternehmen im Dax vertreten sein.