Frankfurt (Reuters) - Ermutigende Firmenbilanzen und Konjunkturdaten geben den europäischen Börsen am Dienstag erneuten Auftrieb.

Den Kursverlusten an der Wall Street können sich Dax & Co allerdings nicht entziehen. Der deutsche Leitindex schloss kaum verändert bei 16.040,47 Punkten, nachdem er im Tagesverlauf auf ein Rekordhoch von 16.095,84 Punkten geklettert war. Der EuroStoxx50 bröckelte bis zum Abend um 0,2 Prozent auf 4342,46 stellen ab. An der Wall Street gab der US-Standardwerteindex Dow Jones ein halbes Prozent nach.

"Die bisherige Aktienrally ist beeindruckend", sagte Ankit Gheedia, Chef-Anlagestratege für Europa bei der Bank BNP Paribas. Die Hausse werde so lange anhalten, so lange die Firmen ihre Gewinnmargen hoch halten können. Mittelfristig sei hier kein Rückgang in Sicht.

Unterstützung erhielt der Aktienmarkt auch vom überraschenden Anstieg des ZEW-Indexes, der die Stimmung der deutschen Börsenprofis widerspiegelt. Den Experten zufolge würden die wieder aufflammende Coronavirus-Pandemie und die Lieferengpässe die Erholung der Konjunktur nur verzögern, nicht gefährden, sagte NordLB-Chefvolkswirt Christian Lips.

BITCOIN UND ETHEREUM SETZEN REKORDJAGD FORT

Nervös machten Investoren allerdings die nahenden US-Inflationsdaten. Experten erwarten für Oktober einen Anstieg der saisonbereinigten Rate um 5,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Im September hatte die Teuerung bei 5,4 Prozent gelegen. "Wenn die Inflationsrate über den Erwartungen ausfällt, wird dies als Argument dienen, dass die US-Notenbank die Zinsen rascher anheben muss", sagte Analyst Peter Fertig vom Analysehaus Quantitative Commodity Research. "Aber die Fed hält sich nicht an das Handbuch."

Daher wichen einige Anleger zur Absicherung gegen Inflationsrisiken auf Kryptowährungen aus. Bitcoin und Ethereum kletterten daraufhin auf Rekordhochs von 68.550 beziehungsweise 4841,77 Dollar. Sollte Bitcoin sein aktuelles Niveau nachhaltig verteidigen können, sei ein Test der Marke von 100.000 Dollar vor Ende des Jahres drin, sagte Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Brokerhaus IG.

BAYER ÜBERZEUGT MIT ZAHLEN - GE SPALTET SICH AUF

Am deutschen Aktienmarkt gehörte Bayer mit einem Kursplus von 1,5 Prozent zu den Favoriten. Das Quartalsergebnis des Pharma- und Agrarchemiekonzerns habe auf ganzer Länge die Erwartungen übertroffen, lobte Analyst Alistair Campbell von der Investmentbank Liberum.

Gefragt waren auch die Titel von General Electric (GE), die an der Wall Street um bis zu 7,1 Prozent auf ein Dreieinhalb-Jahres-Hoch von 116,12 Dollar stiegen. Der Siemens-Rivale will sein Medizintechnik-, Luftfahrt- und Energie-Geschäft in drei eigene Firmen aufspalten.

MÜNCHENER RÜCK UND PAYPAL UNTER DRUCK

Lange Gesichter gab es dagegen bei Münchener Rück, deren Papiere sich um 2,5 Prozent verbilligten. Der weltgrößte Rückversicherer rechnet bis ins kommende Jahr hinein mit Belastungen aus der Coronavirus-Pandemie. Vor diesem Hintergrund sei die Schaden/Kosten-Quote im abgelaufenen Quartal hinter den Erwartungen zurückgeblieben, monierte Analyst Philip Kett von der Investmentbank Jefferies.

Auch PayPal konnte mit der Quartalsbilanz nicht überzeugen. Die Aktien des US-Zahlungsabwicklers brachen um mehr als zwölf Prozent ein und waren mit 200,80 Dollar so billig wie zuletzt vor einem Jahr. Die Quartalszahlen seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben, monierte Analyst Christopher Brendler vom Research-Haus D.A. Davidson. Auf dieser Basis schraube er seine Prognosen für PayPal zurück und senke das Kursziel auf 275 von 325 Dollar.