Starke Quartalszahlen und Anzeichen für eine Belebung der europäischen Wirtschaft haben am Mittwoch Europas Aktienmärkte angetrieben.

Sorgen über erneute Einschränkungen in der Coronavirus-Pandemie traten in den Hintergrund. Der Dax ging mit einem Plus von 0,5 Prozent bei 12.660 Punkten aus dem Handel, der EuroStoxx50 gewann 0,4 Prozent auf 3266 Zähler. Gefragt waren vor allem Aktien, die gute Zahlen geliefert und optimistische Perspektiven für das laufende zweite Halbjahr in Aussicht gestellt hatten. An den US-Börsen sorgte ein überraschend starkes Wachstum im US-Dienstleistungssektor für Rückenwind.

Für gute Stimmung sorgten in Europa die Einkaufsmanagerindizes, die für Juli wieder Wachstum signalisierten. Der Einzelhandel in der Euro-Zone hat sein Vorkrisenniveau im Juni sogar schon wieder erreicht. Auch Fortschritte bei den Verhandlungen über ein weiteres Corona-Hilfspaket in den USA stützten die Stimmung, sagte Pierre Veyret, Analyst beim Brokerhaus ActivTrades. Finanzminister Steven Mnuchin sagte, eine Einigung sei bis Ende der Woche möglich. Die Präsidentin der Fed von San Francisco, Mary Daly, sagte, die Pandemie werde die US-Wirtschaft länger und stärker belasten als ursprünglich angenommen, weitere Hilfen seien nötig.

Der Dollar geriet in dem Zusammenhang unter Druck, zu einem Index verlor er 0,8 Prozent, der Euro verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 1,1890 Dollar. "Viele beurteilen die Lage inzwischen so, dass die USA im Kampf gegen die Gesundheitskrise und bei der Fähigkeit seiner Spitzenpolitiker, das dringend nötige Hilfspaket zu schnüren, hinter Europa zurückgefallen sind", sagte Ricardo Evangelista, Analyst beim Brokerhaus ActivTrades. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den USA sinkt zwar, liegt aber mit rund 50.000 pro Tag immer noch weitaus höher als in Europa.

Nach dem Sprung über die 2000-Dollar-Marke zieht auch der Goldpreis weiter an: Eine Feinunze kostete bis zu 2055,10 Dollar, das ist so viel wie nie zuvor. Es dürfte vor allem die Hoffnung auf weitere Stimulierungsmaßnahmen sein, welche den Preis nach oben treibe, sagte Commerzbank-Experte Carsten Fritsch. "Dank der Nervosität der Investoren und des schwachen US-Dollars ist kein baldiges Ende der Rally in Sicht", sagte Milan Cutkovic, Marktanalyst beim Brokerhaus AxiTrader.

CORONA BREMST BMW AUS

Zu den Gewinnern im Dax gehörten die Aktien der Deutschen Post mit einem Plus von 2,5 Prozent. Das Unternehmen profitiert vom Boom des Online-Handels in der Corona-Pandemie, Gewinn und Umsatz legten im Frühjahr zu. Vonovia-Titel gewannen zeitweise bis zu 4,6 Prozent. Der Immobilienkonzern erwartet für das kommende Jahr trotz der Pandemie keine Wachstumsdelle.

Um 3,5 Prozent abwärts ging es dagegen für BMW-Aktien. Die Coronakrise hat tiefe Löcher in die Bilanz gerissen, im Autogeschäft fiel wegen des Produktionsstopps im zweiten Quartal ein Betriebsverlust von 1,55 Milliarden Euro an. Der Münchner Konzern erwartet für die Premiumhersteller im Gesamtjahr wegen der Krise einen Absatzeinbruch um ein Fünftel.

In Amsterdam markierten die Aktien der Supermarktkette Ahold mit einem Plus von in der Spitze 7,5 Prozent ein Rekordhoch. Das Unternehmen hat im zweiten Quartal den Umsatz um 15,9 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro gesteigert, der Betriebsgewinn schnellte um 78 Prozent auf gut eine Milliarde Euro nach oben. Die Experten von KBC bezeichneten die Zahlen als "atemberaubend".