Frankfurt (Reuters) - Wieder aufgeflammte Zinssorgen und die Furcht vor weiter zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China belasten die europäischen Aktienmärkte.

Der Dax gab zum Wochenauftakt mehr als ein Prozent auf 15.285 Punkte nach. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, fiel um 1,6 Prozent auf 4188 Zähler.

Noch immer hallten die überraschend starken Job-Zahlen in den USA vom Freitag an den Märkten nach. "Die Sorge ist natürlich, dass die viel besser als erwarteten Daten eine schlechte Nachricht sind, wenn die Fed dies als Unterstützung für zwei weitere Zinserhöhungen ansieht und die Zinsen länger hoch hält", sagte Tapas Strickland, Marktexperte bei der National Australia Bank. Die Furcht vor länger anhaltenden hohen Zinsen durch die US-Notenbank Fed angesichts des brummenden Job-Motors hatte schon am Freitag die Börsen belastet.

Hinzu kam die Furcht vor negativen Folgen auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und China durch den Abschuss eines mutmaßlichen chinesischen Spionageballons in den USA am Wochenende. Dieser Vorfall mache es wahrscheinlich, dass die USA die Verwendung chinesischer Technologien und gleichzeitig den Export von US-Technologie weiter begrenzten, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Die Folge könnte ein Handelskrieg 2.0 sein."

Auch positive Wirtschaftsdaten konnten gegen die Gewinnmitnahmen zum Wochenstart nichts ausrichten. So blickten Börsianer so optimistisch auf die Konjunktur im Euro-Raum wie seit fast einem Jahr nicht mehr. Das entsprechende Barometer stieg im Februar bereits den vierten Monat in Folge - und zwar überraschend stark um 9,5 auf minus 8,0 Punkte. Das teilte die Investment-Beratungsfirma Sentix am Montag zu ihrer Umfrage unter mehr als 1300 Investoren mit.

Zugleich stiegen die Aufträge der deutschen Industrie im Dezember wegen der verbesserten Nachfrage aus dem Inland und der Euro-Zone so stark wie seit über einem Jahr nicht mehr. Für die Industrie seien die wieder besser funktionierenden Lieferketten zwar eine gute Nachricht, da liegengebliebene Aufträge abgearbeitet werden können, sagte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Der nun schon seit längerem schwache Auftragseingang trübt hingegen den weiteren Ausblick."

AURUBIS UNTER DRUCK - ROVIO HEBT AB

Bei den Einzelwerten brachen die Titel von Europas größter Kupferhütte Aurubis nach einem Gewinnrückgang rund fünf Prozent ein. Ein Händler sprach von "gemischten" Zahlen mit einer etwas besser als erwarteten Rentabilität im ersten Quartal. Nach der vorangegangenen Rally gebe es nun Gewinnmitnahmen, sagten Börsianer. Einige Anleger hätten auf einen noch optimistischeren Ausblick gehofft.

Dagegen katapultierte die Aussicht auf eine Übernahme die Aktien des finnischen Handyspiele-Entwicklers Rovio nach oben. Die Papiere gewannen in Helsinki in der Spitze 13,6 Prozent, nachdem der Entwickler des Erfolgsspiels "Angry Birds" mitgeteilt hat, unverbindliche Gespräche mit bestimmten Parteien über ein mögliches Übernahmeangebot aufgenommen zu haben. Darunter sei auch der israelische Videospiele-Anbieter Playtika, der seit längerem Interesse zeigt und vor mehr als zwei Wochen ein aufgebessertes Übernahmeangebot vorgelegt hatte.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)