HANAU (awp international) - Für deutsche Goldanleger zählen einer Umfrage zufolge der Schutz vor Inflation und die Aussicht auf eine im Vergleich zu anderen Anlagen bessere Entwicklung zu den wichtigsten Gründen für den Kauf des Edelmetalls. Knapp die Hälfte der 1700 Befragten schätzt Gold als Inflationsschutz, wie aus einer am Dienstag in Hanau veröffentlichten Umfrage durch den Edelmetallkonzern Heraeus hervorgeht. Sie fürchten demnach Auswirkungen der milliardenschweren Konjunkturpakete führender Industriestaaten im Kampf gegen die Folgen der Corona-Krise auf die Stabilität von Währungen.

"Die Märkte werden derzeit mit Liquidität geflutet, daher fürchten viele Anleger mittelfristig steigende Verbraucherpreise", sagt Edelmetall-Experte Alexander Zumpfe von Heraeus. Mittlerweile schätzten knapp 63 Prozent der Befragten das Edelmetall als einen "sicheren Hafen in turbulenten Corona-Zeiten". Ausserdem hätten angesichts der Corona-Krise 44 Prozent der Befragten ihre Anlagestrategie geändert - besonders Gold habe von diesen Umschichtungen profitiert.

Als wichtiges Argument für den Kauf von Gold gilt auch die Hoffnung auf weitere Kursgewinne. Mehr als die Hälfte der befragten Goldanleger gehe davon aus, dass sich das Edelmetall in den kommenden zwölf Monaten besser entwickeln wird als Aktien, Immobilien oder andere Rohstoffe, ergab die Umfrage. Im Juli hatte eine Rally eingesetzt, die den Preis für die Feinunze (31,1 Gramm) Anfang August auf ein Rekordhoch bei etwa 2070 US-Dollar getrieben hatte.

In den vergangenen Wochen fiel der Goldpreis wieder zurück. Zuletzt kostete eine Feinunze noch rund 1935 Dollar - damit aber immer noch rund ein Viertel mehr als Ende 2019. Zum Vergleich: Der Dax gab in diesem Zeitraum leicht nach. Wer allerdings zum Beispiel in US-Technologieaktien investiert hatte, kam auf eine höhere Rendite. So zog der Nasdaq-100-Index in diesem Jahr bereits um rund ein Drittel an.

Auch unter den Edelmetallen gab es Anlagen, die mehr brachten als Gold. So verteuerte sich Silber in diesem Jahr bereits um fast 50 Prozent. Gold war zudem zuletzt sowohl mittel- als auch langfristig trotz des Anstiegs um fast 70 Prozent in den vergangenen fünf Jahren beziehungsweise rund 60 Prozent seit August 2010 nicht immer die beste Wahl. So summiert sich zum Beispiel das Dax-Plus in den vergangenen zehn Jahren auf 120 Prozent.

Deutsche Goldanleger setzen der Umfrage zufolge vor allem auf Handfestes. So seien vor allem Barren und Münzen gefragt. Fast drei Viertel der Befragten besitzen Barren, knapp 60 Prozent Münzen. Dabei bewahrt mehr als ein Drittel das Gold daheim auf. Börsengehandelte Fonds (ETF), die mit physischen Gold hinterlegt sind, spielten dagegen kaum eine Rolle. Gekauft wurde das Gold der Umfrage zuletzt vor allem online. Rrund 80 Prozent der Befragten nutzten das Internet für den Goldkauf./jkr/jsl/mis/zb