Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor einer anziehenden Inflation lässt Aktienanleger nicht los.

Die Aussicht auf weitere Konjunkturhilfen in den USA verhinderten aber größere Kursverluste, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi. Dax und EuroStoxx50 fielen am Dienstag um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 13.864,81 beziehungsweise 3685 Punkte. An der Wall Street rutschte der Technologie-Index Nasdaq um 1,6 Prozent ab. Wegen der Spekulationen auf eine anziehende Teuerung flogen auch ertragsschwache Staatsanleihen aus den Depots. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf bis zu minus 0,287 Prozent.

US-Notenbankchef Jerome Powell bekräftigte allerdings, dass sein Haus auf absehbare Zeit an ihren jetzigen Wertpapierkäufen festhalten wird, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die konjunkturelle Erholung sei weiterhin "uneinheitlich und noch längst nicht abgeschlossen", sagte er bei seiner halbjährlichen Anhörung vor dem US-Kongress. Es sei ermutigend, dass sich die Fed nicht von tagesaktuellen Themen beirren lasse, sagte Anlagestratege Michael Skordeles von der Beratungsfirma Truist. In Teilbereichen gebe es zwar Inflation, große Teile der Wirtschaft benötigten aber weiterhin Unterstützung.

KUPFER UND ÖL BLEIBEN TEUER - BITCOIN BRICHT EIN

Genährt wurden die Inflationssorgen unter anderem von steigenden Rohstoffpreisen. So legte Kupfer zeitweise 2,3 Prozent zu und war mit 9305 Dollar je Tonne so teuer wie zuletzt vor neuneinhalb Jahren. Dem Branchenverband ICSG zufolge hat die Kupfernachfrage das Angebot zwischen Januar und November 2020 um 589.000 Tonnen übertroffen. "Das Defizit war damit deutlich größer als im Vorjahr", sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Einige Investoren nutzten die Gelegenheit für Gewinnmitnahmen. Am Abend kostete das Industriemetall nur noch 9147 Dollar.

Auch bei industriell genutzten Edelmetallen machten Anleger Kasse. Platin und Palladium, die für Katalysatoren benötigt werden, verbilligten sich um gut drei Prozent auf 1232 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) beziehungsweise um 2,4 Prozent auf 2337 Dollar.

Am Rohölmarkt dazu kletterte der Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee wegen Spekulationen auf eine anziehende Nachfrage um bis zu 2,4 Prozent auf ein 14-Monats-Hoch von 66,79 Dollar je Barrel (159 Liter). Ähnlich wie bei Kupfer setzten auch hier Gewinnmitnahmen ein, die den Preis bis zum Abend auf 65,34 Dollar drückten.

BITCOIN-KURSSTURZ ZIEHT TESLA INS MINUS

Steil Abwärts ging es für Bitcoin. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise fiel zeitweise auf knapp 45.000 Dollar und lag damit etwa ein Viertel unter ihrem Rekordhoch vom Montag. "Der Markt war reif für eine scharfe Korrektur nach dem vorangegangenen parabelförmigen Anstieg", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.

Die Aktien der deutschen Bitcoin Group, die eine Kryptowährungsbörse betreibt, verloren daraufhin knapp acht Prozent. An der Wall Street rutschten die Titel des Elektroauto-Bauers Tesla, der mit der Bekanntmachung eines milliardenschweren Investments in Bitcoin maßgeblich zur jüngsten Kryptowährungsrally beigetragen hatte, um vier Prozent ab.

REISEWERTE IM AUFWIND - ENGLAND STELLT LOCKERUNGSPLAN VOR

Bei Papiere von Reise-Unternehmen griffen Investoren dagegen beherzt zu. Am Montag hatte der Premierminister Boris Johnson einen Stufenplan zur Lockerung der Pandemie-Beschränkungen vorgestellt und einen sprunghaften Anstieg bei den Reisebuchungen ausgelöst. Die Aktien der British Airways-Mutter IAG sowie der Billig-Flieger Ryanair und EasyJet stiegen um bis zu 5,2 Prozent. Der europäische Branchenindex kletterte zeitweise auf ein Zwölf-Monats-Hoch von 258,79 Punkten.

Die Fortschritte bei den Corona-Massenimpfungen in Großbritannien und die Aussicht auf eine Normalisierung der Wirtschaft gäben auch dem Pfund Sterling Rückenwind, sagte Neil Jones, Chef-Devisenhändler der Mizhuo Bank. Die Währung könne die Marke von 1,45 Dollar antesten. Am Dienstag kletterte sie um jeweils 0,4 Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 1,4116 Dollar beziehungsweise ein Zwölf-Monats-Hoch von 1,1604 Euro.