Bei der Kernmarke Lufthansa werden Neueinstellungen ausgesetzt oder verschoben, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Auch durch unbezahlten Urlaub oder Teilzeit sollen Personalkosten gesenkt werden. Lehrgänge für neue Mitarbeiter an Bord wurden abgesagt. "In den administrativen Bereichen kürzt die Kernmarke Lufthansa das Projekt-Volumen um zehn Prozent, das Sachkostenbudget um 20 Prozent", erklärte der Dax-Konzern, dessen Aktien in den vergangenen Tagen wegen der Ausbreitung des Coronavirus in Europa stark sanken. Die Ergebnisbelastung durch den Ausfall von Flügen nach China sei noch nicht absehbar. Dazu werde sich der Konzern auf der Bilanzpressekonferenz am 19. März äußern.

Die Lufthansa-Gruppe hat bis zum Ende des Winterflugplans Ende März alle Passagierflüge nach Festland-China ausgesetzt. Weltweit haben zwei Dutzend Airlines Chinaflüge eingestellt. Auch die Flüge nach Hongkong wurden reduziert. Das Frachtgeschäft mit China läuft auf Sparflamme. Seit Januar sind Flüge der Lufthansa-Gruppe in den Iran wegen des militärischen Schlagabtauschs des Landes mit den USA gestrichen. Rein rechnerisch stehen 13 Flugzeuge der Lufthansa-Gruppe am Boden.

Während in China, dem Ursprungsland des Virus, die Krankheitswelle langsam abebbt, breitet sich die Infektion in Europa weiter aus ? am schnellsten in Italien. Wegen der Erkrankung von Personen aus Italien mussten schon zwei Hotels in Österreich und auf Teneriffa abgeriegelt werden. Erste Fluggesellschaften und Hotels boten Kunden, die nach Italien fliegen oder von dort reisen wollten, kostenfreie Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten an. Die Lage in Europa werde genau beobachtet, sagte ein Lufthansa-Sprecher. "Unsere Verbindungen von und nach Italien finden wie geplant statt."

Die Luftfahrt befürchtet große Einbußen, wenn es zu einer noch monatelangen europaweiten Epidemie kommen sollte. Der internationale Airline-Verband IATA warnte vergangene Woche ? noch vor der starken Ausbreitung in Italien ? die Nachfrage werde in diesem Jahr um 0,6 Prozent sinken statt wie zuvor angenommen um knapp fünf Prozent wachsen. Airlines in der Region Asien-Pazifik müssten knapp 28 Milliarden Dollar weniger Umsatz befürchten, alle anderen rund 1,5 Milliarden Dollar.

In dieser Woche kippten bereits United Airlines und Air New Zealand ihre Gewinnprognosen. Der Chef von Scandinavian Airlines (SAS), Rickard Gustafson, sagte, wenn die Krankheitswelle auf die bis April laufende Wintersaison beschränkt bleibe, rechne er nur mit begrenzten Gewinneinbußen. Sollte es aber bis in die Sommermonate hinein gehen, könnte das gravierende Folgen für SAS und die gesamte Branche habe. Die Airline hielt trotz eines stark gestiegenen operativen Verlustes über den Winter am Gewinnziel von drei bis fünf Prozent Rendite für das Gesamtjahr fest.

Air France KLM kalkuliert für das erste Quartal mit 150 bis 200 Millionen Euro weniger Betriebsergebnis. Der Konzern kündigte am Mittwoch an, nicht-kritische Investitionen zum Beispiel in Immobilien, neue IT oder Werbung zurückzufahren. Die zweitgrößte australische Fluggesellschaft Virgin legt sieben Flugzeuge ihrer Billigmarke Tigerair still und kündigte an, die Kapazität im restlichen Geschäftsjahr um drei Prozent und im Folgejahr um fünf Prozent zu kürzen. Damit begegne die Airline der wachsenden Zahl von Stornierungen und sinkenden Buchungszahlen, erklärte Virgin-Chef Paul Scurrah. Personalabbau in Cockpit und Kabine seien möglich, ergänzte er.