Frankfurt (Reuters) - Angesichts der verhaltenen Töne aus Unternehmen haben sich die Anleger in Europa weiter zurückgezogen.

Der Dax gab am Dienstag um bis zu 0,3 Prozent auf 15.901 Punkte nach. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50 verlor in der Spitze 0,8 Prozent auf 4314 Zähler. Anleger warteten nervös auf die am Mittwoch anstehenden Inflationsdaten aus den USA, von denen sie sich Hinweise erhofften, wann die US-Notenbank Fed das Ende des Zinserhöhungszyklus einläutet.

Auf die Stimmung drückten auch chinesische Handelsdaten, die eine Abkühlung des globalen Wachstums signalisierten. Das Exportwachstum schwächte sich im April deutlich ab und die Einfuhren sanken sogar überraschend um fast acht Prozent. "Der Welthandel geht damit zurück", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Die chinesischen Handelsdaten seien ein Warnsignal. "Wenn es um den chinesischen Markt geht, stellen sich Anleger jetzt die Frage nach der Stärke der Erholung", konstatierte auch Frank Benzimra, Asien-Experte bei Societe Generale.

Die schwachen Handelsdaten aus China belasteten die besonders von der Nachfrage in der Volksrepublik abhängigen Luxusfirmen wie Hermes, Pernod Ricard und Kering, deren Anteilsscheine zwischen ein und rund zwei Prozent nachgaben.

Unter Druck geriet auch der europäische Immobiliensektor. In Stockholm ließen die verschobene Dividende und die gestrichene Ausgabe von Bezugsrechten SBB weiter abstürzen. Die Titel der schwedischen Immobilienfirma büßten in der Spitze um 9,5 Prozent ein. Am Vortag haben die Anteilsscheine bereits fast 20 Prozent verloren, nachdem das Kreditrating auf Ramschniveau gesenkt worden war.

S&P Global Ratings begründete die Senkung des langfristigen Kreditratings auf "BB+" von zuvor "BBB-" mit der "anhaltend hohen Verschuldung und angespannten Liquidität" bei SBB. Andere schwedische Immobilienfirmen wie Castellum, Wallenstam, Fabege gaben jeweils rund vier Prozent nach.

DAIMLER TRUCK KANN NICHT ÜBERZEUGEN

Trotz eines Gewinnsprungs im Auftaktquartal blieb Lkw-Bauer Daimler Truck vorsichtig mit Blick auf das Gesamtjahr und beließ das Gewinnziel stabil. Zwar habe sich die Versorung mit Halbleitern verbessert. Allerdings schürten Cyberattacken auf Zulieferer Sorgen über die Stabilität der Lieferkette. Die Titel rutschten um 4,5 Prozent ab und waren damit größter Dax-Verlierer. Dagegen schoben sich die Aktien von Fresenius mit einem Plus von sieben Prozent an die Dax-Spitze, obwohl der Gesundheitskonzern mit einem deutlichen Ergebnisrückgang ins Jahr gestartet ist. Die Quartalszahlen seien etwas besser ausgefallen als erwartet, sagte ein Händler. Anleger zeigten sich erleichtert, dass das operative Ergebnis weniger stark zurückgegangen ist als befürchtet.

Ein unter den Erwartungen liegendes Ergebnis drückte dagegen den niederländische Düngemittelhersteller OCI in Amsterdam um mehr als vier Prozent. In London büßte zudem die Direct Line Insurance Group mehr als fünf Prozent ein, nachdem der britische Versicherer davor gewarnt hatte, dass die Kfz-Schäden den Gewinn im laufenden Jahr belasten werden.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)