HAMBURG/MÜNCHEN (awp international) - Der Rückversicherungsmakler Aon findet einige Schätzungen zur Höhe der Corona-Schäden in der Branche überzogen. Er selbst halte die Summen von teilweise mehr als 100 Milliarden US-Dollar für zu hoch, sagte Aon-Deutschland-Chef Jan-Oliver Thofern am Montag in einer Online-Veranstaltung.

Aon zufolge haben Erst- und Rückversicherer weltweit bisher Schäden von etwa 26 bis 27 Milliarden Dollar verbucht. Und selbst mit 30 Milliarden Dollar wäre die Branche "noch ein grosses Stück entfernt von den 100 Milliarden oder gar mehr", sagte Thofern. Er erwartet, dass die bevorstehenden Zahlen der Unternehmen zum dritten Quartal etwas mehr Klarheit bringen. Allerdings werde es noch etwas länger dauern, "bis wir wissen, welche Schäden durch Covid-19 verursacht worden sind und damit für den Versicherungsmarkt relevant sind".

Der Rückversicherer Munich Re will sich weiterhin nicht mit einer Prognose aus dem Fenster lehnen. "Wir haben derzeit eine zweite Welle in Europa", sagte Vorstandsmitglied Doris Höpke mit Blick auf die zuletzt stark gestiegene Zahl der Neuinfektionen. Dabei sei weiterhin unklar, wann ein Impfstoff oder ein wirksames Medikament zur Verfügung stehe, sagte sie in einer Online-Konferenz des Dax-Konzerns .

Andere Experten liegen mit ihren Schätzungen zu den coronabedingten Versicherungsschäden weit auseinander. Im September hatte die Munich Re mehrere Studien zusammengetragen, bei denen die Spanne der erwarteten versicherten Corona-Schäden von 30 bis 107 Milliarden Dollar reicht. Die höchste Schätzung stammte vom Chef des Londoner Versicherungsmarkts Lloyd's, John Neal.

Die Rückversicherungsbranche trifft sich normalerweise im Oktober in Baden-Baden, um mit ihren Kunden die Konditionen für das folgende Jahr auszuloten. Wegen der Pandemie finden die Beratungen diesmal vorwiegend online statt./stw/nas/fba