WALLDORF (awp international) - Europas grösster Softwarehersteller SAP ist dank besserer Geschäfte mit Mietsoftware über das Internet - der sogenannten Cloud - gut ins Jahr gestartet. Positiv überraschte vor allem die hohe Profitabilität in den ersten drei Monaten. Diese zog im Vergleich zum Vorjahr an, wie das mit einem Marktwert von rund 110 Milliarden Euro mit Abstand wertvollste börsennotierte Unternehmen Deutschlands am Dienstag in Walldorf mitteilte. Bei der Profitabilität hatten einige Analysten erneut mit einem leichten Rückgang gerechnet.

Damit hat SAP gute Voraussetzungen geschaffen, die Marge im Gesamtjahr endlich wieder zu steigern. Diese war in den vergangenen Jahren vor allem wegen der Investitionen in den Ausbau des Cloud-Geschäfts peu á peu gesunken. Investoren erwarten, dass Vorstandschef Bill McDermott und sein Finanzchef Luka Mucic das Versprechen einer wieder anziehenden Marge halten.

An der Börse kamen die Geschäftszahlen des ersten Quartals gut an. Die seit dem Anfang November erreichten Rekordhoch von 100,70 Euro unter Druck stehende Aktie des Dax-Schwergewichts legte um bis zu vier Prozent auf 90,74 Euro zu - und das obwohl der starke Euro auf die bilanzierten Erlöse und Gewinne drückte. Mit dem Kursanstieg konnte sich die Papier wieder deutlich von dem Zwischentief von Anfang März absetzen.

Der Euro-Höhenflug sorgte in den ersten drei Monaten trotz des boomenden Cloud-Bereichs und des gut laufenden Kerngeschäfts mit klassischer Software für einen stagnierenden Umsatz von 5,26 Milliarden Euro. Ohne Währungseffekte wäre der Erlös indes um 9 Prozent gestiegen. Das um Sondereffekte und Währungsschwankungen bereinigte Betriebsergebnis sei um 14 Prozent auf knapp 1,24 Milliarden Euro gestiegen.

Die operative Marge legte dementsprechend auf 23,5 Prozent zu nach 22,7 Prozent im Vorjahreszeitraum. Die Zahlen fielen etwas besser als von Analysten erwartet aus. Der Umsatz lag im Rahmen der Prognosen der von Bloomberg befragten Analysten.

Zum Ablauf des ersten Quartals beschäftigte SAP 91 120 Mitarbeiter - das waren 5369 mehr als vor einem Jahr.

SAP erhöhte wegen der Übernahme von Callidus zudem die Prognosen für den Umsatz im laufenden Jahr - und das obwohl das Unternehmen jetzt im Gesamtjahr mit einem etwas stärkeren Gegenwind durch den starken Euro rechnet als zuletzt. Der Umsatz soll im laufenden Jahr jetzt auf 24,8 bis 25,3 Milliarden Euro steigen nach 23,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Die um 200 Millionen Euro erhöhte Spanne geht auf den Kauf des auf Cloud-Lösungen für den Vertrieb spezialisierten US-Anbieters Callidus zurück. Der Zukauf ist auch der Grund für die erhöhte Erwartung beim Umsatz mit Cloud-Software. Hier rechnet SAP jetzt mit bis zu 5,15 Milliarden Euro im laufenden Jahr - das wären währungbereinigt bis zu 36,5 Prozent mehr als 2017.

Beim operativen Ergebnis rechnet SAP im laufenden Jahr mit einem Wert zwischen 7,35 und 7,5 Milliarden Euro - das wäre währungsbereinigt ein Plus von bis zu elf Prozent. Hier hatte SAP nur das untere Ende der Spanne leicht angehoben. Die für den Umsatz und operatives Ergebnis abgegebenen Prognosen ergeben bei der Marge rechnerisch einen Wert zwischen 29,1 und 30,2 Prozent. 2017 hatte die Marge 28,9 Prozent betragen.

Baader-Bank-Analyst Knut Woller lobte vor allem die überraschend starke Marge. Der Höhepunkt der Investitionen dürfte nun hinter SAP liegen. Diese hatten in den vergangenen Jahren auf der Profitabilität gelastet. Er bestätigte seine Kaufempfehlung und das Kursziel von 112 Euro. Er gehört damit zum grossen Lager der Optimisten unter den Experten. 14 der 22 von dpa-AFX erfassten Experten empfehlen das Papier zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt dabei mit knapp 104 Euro knapp über dem bisherigen Rekordhoch./zb/das/jha/