Der Dax gab am Montag vier Prozent auf 13,035 Zähler nach. Der EuroStoxx50verlor ebenfalls vier Prozent auf 3647 Punkte. Der Leitindex der Mailänder Börse brach gar um mehr als fünf Prozent ein. Damit steuerten alle drei Indizes auf ihren größten Tagesverlust seit dem 24. Juni 2016 zu - dem Tag nach dem Brexit-Referendum.

In Italien wurde laut dem Rundfunksender RAI der sechste Todesfall gemeldet, ganze Ortschaften wurden abgeriegelt, der Karneval in Venedig abgesagt. "Die Schließung öffentlicher Gebäude hat kalte Schauer über den Rücken der Händler gejagt, weil es so aussieht, als ob die Gesundheitskrise ein größeres Problem für Europa wird", sagte David Madden, Marktanalyst beim Online-Broker CMC Markets. Binnen weniger Stunden brach die Marktkapitalisierung in Europa um mindestens 350 Milliarden Euro ein.

Auch in Asien ging es zu Wochenbeginn teils steil bergab. In den USA verlor der Dow zeitweise knapp 1000 Punkte, was knapp vier Prozent entsprach. Die DZ Bank rechnet auch für die kommenden Wochen mit einer Konsolidierung nach der jüngsten Rekordjagd. Die Virus-Folgen würden am Markt unterschätzt, sagte Analyst Michael Bissinger. Im schlimmsten Fall könnte es für den Dax um etwa 30 Prozent nach unten gehen.

Schon jetzt hinterlässt die Lungenkrankheit Spuren in der Wirtschaft, allein der Einbruch des Tourismus dürfte nach Berechnungen der Bank ING die Wirtschaftsleistung in Asien um bis zu 115 Milliarden Dollar belasten. "Das Wachstum im ersten Quartal wird wohl zum Erliegen kommen", sagte Rupert Thompson, Chefinvestor bei der Fondsgesellschaft Kingswood. "Wir glauben aber weiterhin, dass der Ausbruch dem Muster vergangener Epidemien folgt und das Wachstum im zweiten und dritten Quartal wieder in Schwung kommt." Dabei hofften Börsianer auf Konjunkturhilfen von Regierungen und Notenbanken. So taxieren Investoren inzwischen die Wahrscheinlichkeit auf etwa 50 Prozent, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Einlagenzins auf minus 0,6 von derzeit minus 0,5 Prozent. Damit würden die Banken noch stärker unter Druck gesetzt, Kredite zu vergeben.

ÖL UND KUPFER UNTER DRUCK - FLUGGESELLSCHAFTEN EBENSO

Auch am Rohstoffmarkt spiegelte sich die Angst vor einem Rückschlag für die Weltwirtschaft wider. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um bis zu fünf Prozent auf 55,56 Dollar je Barrel (159 Liter). Der Preis für das wichtige Industriemetall Kupfer fiel um bis zu 1,6 Prozent auf 5671,50 Dollar je Tonne. Eine beschleunigte Ausbreitung des Coronavirus könnte einen nie dagewesenen Einbruch der weltweiten Geschäftstätigkeit auslösen, warnte Anlagestratege Stephen Innes vom Brokerhaus AxiTrader.

Fast alle Aktien in den wichtigen Indizes lagen im Minus, vor allem Fluggesellschaften flogen aus den Depots. Die Titel von Lufthansa, Air France-KLM und der British Airways-Mutter IAG verloren bis zu neun Prozent. Die auf innereuropäische Verbindungen spezialisierten Billig-Flieger Ryanair und EasyJet brachen sogar um mehr als 16 Prozent ein. Doch auch für Luxusgüter-Hersteller, Autobauer, Chipwerte, Bergbaukonzerne und Banken ging es kräftig abwärts - diese Branchen gelten als besonders anfällig für eine weltweite Konjunkturabkühlung. Der US-Investor Warren Buffett hält Aktien dennoch weiter langfristig für attraktiv. "Es ist schon erschreckend", sagte er dem TV-Sender CNBC. "Ich denke aber nicht, dass es eine Rolle spielen sollte bei dem, was man am Aktienmarkt macht." Er selbst werde jedenfalls wegen des Virus keine Aktien verkaufen.

FLUCHT IN GOLD UND STAATSANLEIHEN

Aus Furcht vor den Virus-Folgen flüchteten viele Anleger in "sichere Häfen". So stieg der Preis für die "Krisen-Währung" Gold zeitweise um 2,8 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 1688,66 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). In Euro war das Edelmetall mit 1560,39 Euro so teuer wie nie. Das war der achte Tag in Folge mit einem Rekordhoch.

Zuflucht suchten die verunsicherten Investoren auch bei Bundesanleihen und drückten die Renditen sämtlicher Papiere zeitweise unter null Prozent. Die 30-jährigen Titel rentierten im Handelsverlauf mit minus 0,043 so niedrig wie zuletzt vor vier Monaten. Gleiches galt für die zehnjährigen Papiere, deren Rendite auf minus 0,5 Prozent fiel. Ihr US-Pendants warfen mit plus 1,358 Prozent so wenig ab wie vor dreieinhalb Jahren. Negative Renditen bedeuten, dass Investoren draufzahlen, wenn sie Anleihen kaufen. Sie nehmen dies aber in Kauf, weil sie diese Papiere bei Bedarf schnell wieder zu Geld machen können.