FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat zu Beginn des neuen Börsenjahres die viel beachtete Marke von 14 000 Punkten wieder überwunden. In der ersten Handelsstunde stieg der deutsche Leitindex am Montag um 0,88 Prozent auf 14 046,20 Punkte. Damit schüttelte er die Schwäche zum Ausklang des vergangenen Jahres erst einmal ab. Angesichts des Ukraine-Kriegs, hoher Energiepreise, einer hohen Inflation und steigender Leitzinsen zu deren Bekämpfung hatte der Dax 2022 rund zwölf Prozent eingebüsst - es war das schwächste Jahr seit 2018.

Auch die anderen Indizes konnten sich am Montag berappeln: Für den MDax der mittelgrossen deutschen Unternehmen, der im vergangenen Jahr sogar um rund 28 Prozent eingebrochen war, ging es um 1,45 Prozent auf 25 481,86 Punkte hoch. Der EuroStoxx 50 gewann 1,36 Prozent auf 3845,17 Zähler - 2022 hatte sich der Eurozonen-Leitindex ähnlich schwach wie der Dax entwickelt. Nun hoffen die Anleger für 2023 auf Besserung.

Da ausser der tonangebenden Wall Street unter anderem die Börsen in Grossbritannien, China, Hongkong und Japan geschlossen bleiben, ist mit einem ruhigen Handelstag zu rechnen. Den Anlegern bleibt damit etwas Zeit, sich neu zu orientieren - aber nicht viel, wie Marktbeobachter Stephen Innes von SPI Asset Management betont. "Die Treiber der hohen Inflation haben Bestand", fasste er die Lage zusammen. Er verwies auf wichtige Ereignisse im Laufe der Woche, darunter das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank Fed am Mittwoch und der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag. Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets sieht derweil 2023 weniger die Inflation als die Gefahr einer Rezession als Belastung.

Bereits am Montag standen Einkaufsmanagerindizes auf der Agenda. Am Wochenende war bekannt geworden, dass sich die Stimmung bei Chinas grossen und staatsnahen Unternehmen im Dezember noch deutlicher eingetrübt hat als von Experten erwartet. Hintergrund dürfte die Angst vor möglichen Folgen der neuen Corona-Politik der chinesischen Regierung sein. Diese hatte Anfang Dezember eine Kehrtwende vollzogen, nachdem sie zunächst im Gegensatz zu nahezu allen anderen Ländern keine Lockerungen ihrer ohnehin schon ungewöhnlich strengen Null-Covid-Politik vorgenommen hatte. Nun steigen die Infektionszahlen in dem Land allerdings rasant.

Am Montagvormittag folgten dann Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone und mehreren Mitgliedsländern. Diesen zufolge hat sich die Stimmung in den Industrieunternehmen des Währungsraums Ende des vergangenen Jahres weiter verbessert.

Unternehmensnachrichten aus Deutschland gab es zunächst kaum. Rheinmetall knüpfte dank eines Grossauftrags an das starke Vorjahr an: Mit plus 3,4 Prozent zählte die Aktie des Rüstungskonzerns und Autozulieferers zu den grössten MDax-Gewinnern. Im vergangenen Jahr hatte das Rüstungsgeschäft im Fokus gestanden, das von höheren Verteidigungsausgaben im Zuge des Ukraine-Krieges profitiert. Doch nun erhielt der Konzern von einem deutschen Auto-Premiumhersteller einen über eine Viertelmilliarde Euro schweren Auftrag für Schaltschutz-Teile in Elektroautos. Vergangene Woche hatte Rheinmetall einen Auftrag über 770 Millionen Euro von einem Industriekunden für Kältemittelverdichter vermeldet - ebenfalls ein Auftrag aus dem nicht-militärischen Bereich des Konzerns.

Der Laborzulieferer Sartorius , dessen Aktien bereits 2022 zu den grössten Dax-Verlierern gehört hatten, büsste indes am Indexende weitere dreieinhalb Prozent ein. Die Göttinger wollen auch in den kommenden Jahren wieder Übernahmen tätigen. Am Wochenende hatte Unternehmenschef Joachim Kreuzburg zudem der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass sich der Fachkräftemangel mittlerweile zu einem Arbeitskräftemangel ausgedehnt habe, der auch für Sartorius eine Herausforderung sei.

Andere Verlierer des vergangenen Jahres standen dagegen am Montag in der Gunst der Anleger, wie etwa die Kursgewinne des Autozulieferers und Reifenherstellers Continental , des Online-Modehändlers Zalando und des Immobilienkonzerns Vonovia im deutschen Leitindex zeigten. Weniger gefragt waren umgekehrt etwa die 2022 vergleichsweise starken Rückversicherer Munich Re und Hannover Rück ./gl/jha/