NEW YORK (awp international) - Nach den kräftigen Verlusten vor dem Wochenende dürften die US-Börsen am Montag wieder zulegen. Die Anleger sind nach wie vor hin- und hergerissen zwischen Corona-Sorgen und der Hoffnung auf eine rasche wirtschaftliche Erholung. Rund eine Stunde vor dem Start taxierte der Broker IG den Leitindex Dow Jones Industrial 0,8 Prozent fester bei 25 208 Punkten. Am Freitag noch hatte er um 2,8 Prozent nachgegeben und einen Wochenverlust von mehr als drei Prozent verzeichnet.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte am Sonntagabend einen neuen Rekordwert der täglich gemeldeten Neuinfektionen mit dem Corona-Virus bekannt gegeben. Unter den Ländern mit besonders vielen Neuinfektionen ragten erneut Brasilien und die USA heraus. Dabei handele es sich immer noch um die erste Infektionswelle in den USA, die sich rasant weiter ausbreite, hob Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Capital hervor. "Je länger sich diese Welle fortsetzt, desto grösser wird der Schaden für die Wirtschaft am Ende sein."

Trotzdem sind die bisherigen Verluste der vergangenen Handelstage und -Wochen an den Börsen noch recht moderat, wie Marktanalyst Michael Hewson von CMC Markets UK schrieb. Die Sorgen über eine womöglich längere Zeit in Anspruch nehmende Erholung schienen jedoch noch nicht allzu ausgeprägt.

Unter den Einzelwerten dürften im Dow vor allem die Aktien von Boeing herausstechen, die vorbörslich um 5,1 Prozent stiegen. Nach einem mehr als einjährigen Startverbot für den Mittelstreckenjet 737 Max kann der Flugzeugbauer nun wieder Testflüge starten. Die US-Luftfahrtbehörde FAA gab dafür am Sonntag grünes Licht. Bis zu einer Wiederzulassung des Modells für den Flugverkehr wären aber auch dann noch mehrere Hürden zu nehmen. Boeing-Kunden wurde laut der Nachrichtenagentur Bloomberg der September als frühester Zeitpunkt genannt.

Um knapp 14 Prozent legten die Papiere des Kosmetikkonzerns Coty vorbörslich zu, nachdem dieser eine Partnerschaft mit Kim Kardashian West bekanntgab. Coty erwirbt dabei einen Anteil von 20 Prozent an der Make-Up-Marke KKW für 200 Millionen US-Dollar (rund 177 Mio Euro). Während sich West nach eigener Aussage auf die kreativen Bereiche konzentrieren will, übernimmt Coty die Verantwortung für das Tagesgeschäft.

Facebook stehen angesichts weiterer Werbeboykotte im Blick und gaben vor dem Handelsstart um 4,2 Prozent nach. Aus Protest gegen den Umgang des Unternehmens mit Hasskommentaren und abwertenden Inhalten in seinen Diensten haben sich mittlerweile Dutzende Unternehmen einem Aufruf zum Werbeboykott angeschlossen. Die von Bürgerrechtsorganisationen Mitte Juni ins Leben gerufene Initiative #StopHateForProfit führte auf ihrer Webseite am Sonntag in einer Liste gut 90 Unternehmen an, die ihre Werbung auf Facebook in den USA erst einmal stoppen. Unter ihnen befindet sich nicht nur der Lebensmittelhersteller Unilever oder Auto- und Motorradbauer Honda, die sich bereits am Freitag dem Boykott angeschlossen hatten. Auch Coca-Cola beispielsweise und der Schokoladenhersteller Hershey zählen inzwischen dazu.

Southwest Airlines und Warner Music (WMG) dürften von Analystenkommentaren profitieren. Analystin Catherine O'Brien von Goldman Sachs hob die Aktie der Fluggesellschaft angesichts der allmählichen Erholung von der Corona-Abriegelung von "Sell" auf "Buy". Sie rechnet in erster Linie wegen des heimischen Netzwerkes der Fluggesellschaft und ihrer im Vergleich zur Branche führenden Bilanzsituation mit einer rascheren und stärkeren Erholung der Nachfrage.

Zu Warner Musik äusserte sich JPMorgan-Analystin Alexia Quadrani positiv. Als einziges, rein auf Musikinhalte ausgerichtetes Unternehmen sei WMG gut aufgestellt, um vom weltweit sich fortsetzenden Wachstum im Bereich Musik-Streaming zu profitieren. Während Southwest Airlines vorbörslich um 1,6 Prozent zulegten, stiegen WMG um 4,0 Prozent./ck/jha/