NEW YORK (awp international) - Die New Yorker Wall Street wird am Donnerstag zum Handelsstart wohl den dritten Tag in Folge Verluste verbuchen. Zudem dürften nun auch die zuletzt ungeachtet der herben US-Wirtschaftseintrübung von Rekord zu Rekord eilenden technologielastigen Nasdaq-Börsen schwach starten. Der düstere Ausblick der US-Notenbank (Fed) am Vortag samt der Enttäuschung über ausgebliebene weitere geldpolitische Massnahmen haben die Anleger ernüchtert. Zudem verunsichern neue Infektionszahlen, darunter Zahlen aus Florida und Texas.

Der Broker IG taxierte den US-Leitindex rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsbeginn 3,3 Prozent tiefer auf 26 100 Punkte. Am Mittwoch hatte der Dow wie bereits am Tag zuvor rund ein Prozent eingebüsst, während der Nasdaq 100 den vierten Handelstag in Folge im Handelsverlauf einen historischen Höchststand markiert hatte. Zu verdanken war dies nicht zuletzt der Rekordjagd von Tech-Giganten wie Apple , Microsoft oder auch Amazon gewesen.

Nun hat der zuletzt für Marktanalysten grossteils "unerklärliche Optimismus" infolge der Wiedereröffnung der Volkswirtschaften nach dem Lockdown wegen der Coronavirus-Pandemie hat einen heftigen Dämpfer bekommen. Die Anleger dürften wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommen, kommentierte etwa Marktbeobachter Timo Emden. Die jüngst begonnene Konsolidierung dürfte angesichts des düsteren Ausblicks der Fed für die weltgrösste Volkswirtschaft weiter Rückenwind erhalten.

Hinzu kamen weitere trübe Daten vom Arbeitsmarkt an diesem Tag: Die Corona-Pandemie hinterlässt weiter ihre Spuren. In der Woche bis zum 6. Juni stellten 1,5 Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe. Im Vergleich zur Vorwoche sank die Zahl damit allerdings um 355 000 Anträge.

Unter den Einzelwerten büssten im Dow vorbörslich die Ölwerte ExxonMobil und Chevron zwischen 4,5 und 6 Prozent ein. Angesichts der Wirtschaftslage und der von der Fed umrissenen weiteren Entwicklung sind die Ölpreise seit dem Vortag erneut auf Talfahrt gegangen und hatten bereits beide Aktien bereits da belastet.

Um 10 Prozent sackten vorbörslich die Papier des zweitgrössten US-Autobauers Ford ab. Dieser ruf in Amerika wegen möglicher Defekte bei der Türverriegelung zahlreiche Fahrzeuge in die Werkstätten zurück. Insgesamt sind rund 2,15 Millionen Wagen betroffen.

Amazon gaben um 2,3 Prozent nach. Die EU-Wettbewerbshüter planen nach langen Ermittlungen laut einem Bericht des "Wall Street Journal" nun ein offizielles Kartellverfahren gegen den Online-Einzelhändler, das in der kommenden Woche eingeleitet werden könnte. Wie die Zeitung unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, geht es um den Verdacht illegaler Geschäftspraktiken im Umgang mit Händlern auf der Plattform. Vor etwa einem Jahr hatte die EU-Kommission gegen den US-Onlinehändler eine offizielle Untersuchung eingeleitet.

Im Fokus steht ausserdem noch eine Übernahme: Im Geschäft mit Essenslieferungen wird wohl bald ein transatlantisches Schwergewicht entstehen. Die britisch-niederländische Firma Just Eat Takeaway.com übernimmt den US-Rivalen Grubhub vollständig. Zugleich hat damit der Fahrdienst-Vermittler Uber , der bislang ebenfalls als möglicher Käufer von Grubhub galt, das Nachsehen. Durch den Zusammenschluss entsteht den Unternehmen zufolge der grösste Essenslieferkonzern ausserhalb Chinas. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2021 abgeschlossen werden. Vorbörslich machten die Grubhub-Aktien einen Sprung um rund 7 Prozent nach oben, während Uber um 7 Prozent nachgaben.

Der Biotech-Konzern Regeneron steht indes mit dem Start einer klinischen Studie zur Bekämpfung von Covid-19 im Blick. Vor dem Handelsstart ging es für die Nasdaq-100-Aktie um 1,7 Prozent nach oben./ck/mis