NEW YORK (awp international) - Steigende Rohstoffpreise sowie zur Wochenmitte anstehende Inflationsdaten aus den USA sorgen zunehmend für Nervosität an den US-Börsen. Die Technologie-Börse Nasdaq dürfte am Dienstag ihre Talfahrt fortsetzen. Der Dow Jones Industrial , der tags zuvor erstmals über die Marke von 35 000 Punkten geklettert war, wird ebenfalls schwächer erwartet.

Der Broker IG taxierte das wichtigste Wall-Street-Barometer rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsauftakt 0,75 Prozent tiefer auf 34 484 Punkte. Für den technologielastigen Index Nasdaq 100 deutet sich laut IG ein weiterer Verlust von 1,9 Prozent auf 13 108 Punkte an, nachdem es zum Wochenauftakt bereits um 2,6 Prozent abwärts gegangen war.

Die Rendite der viel beachteten zehnjährigen US-Staatsanleihen zog zugleich wieder an und liegt aktuell bei 1,611 Prozent. Steigende Zinsen machen Techkonzernen meist besonders zu schaffen, da sie viel Geld für Wachstum und Investitionen benötigen und dadurch die Gefahr anziehender Finanzierungskosten grösser ist.

Marktanalystin Sophie Griffiths vom Broker Oanda nannte vor allem die Rohstoffpreise als Grund für die Sorgen. Angesichts der erwarteten US-Infrastrukturausgaben, aber auch, da mit rückläufigen Corona-Neuinfektionen zunehmend mehr Lockdowns endeten, seien sie kräftig gestiegen. "Und während die US-Notenbank insistiert, dass die steigende Inflation ein vorübergehendes Phänomen ist, hinterfragen die Investoren diese Einschätzung nun verstärkt."

Mit Unsicherheit und Spannung wird deshalb auf die Preisdaten aus den USA gewartet, die am Mittwoch veröffentlicht werden. Für den Monat April wird mit einem erheblichen Sprung über das Inflationsziel der Fed hinaus gerechnet. Die Entwicklung ist zum Teil nicht überraschend, denn da die Preise vor einem Jahr in der ersten Corona-Welle eingebrochen waren, sorgt die aktuelle Normalisierung für hohe Jahresraten. Dieser statistische Basiseffekt wird jedoch verstärkt durch gegenwärtige Lieferengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen.

Unter den Einzelwerten könnten Palantir Technologies in den Blick rücken, denn der Software-Anbieter zur Analyse grosser Datenmengen wird mit Zahlen zum ersten Quartal erwartet.

Umsatz- und Ergebniszahlen zum abgelaufenen Quartal gab es dagegen bereits von L Brands . Zudem teilte der Bekleidungskonzern mit, dass er seine Marken Victoria's Secret und Bath & Body Works in zwei unabhängige börsennotierte Unternehmen aufspalten wolle. Vorbörslich büssten die Anteile im schwach erwarteten Gesamtmarkt knapp 3 Prozent ein.

Goldman Sachs äusserte sich zu US-Chemieaktien. Der gesamtwirtschaftliche Ausblick habe sich nach dem coronabedingten Ausverkauf im Frühjahr 2020 dank der Wirtschaftsstimulierung durch die Regierung, des Niedrigzinsumfeldes und der gestarteten Impfkampagnen kräftig aufgehellt, schrieb Analyst Robert Koort. Dies habe die Chemieaktien stark angetrieben, weshalb er nun einen neuen Blick auf diese Werte geworfen habe.

In der Folge strich Koort für die Papiere von Dow Inc seine Kaufempfehlung und bewertet sie nun mit "Neutral". Die Aktien von Dupont oder auch Eastman Chemical indes hob er von "Neutral" auf "Buy". Vorbörslich büssten die Dow-Aktien 2,5 Prozent ein. Dupont gaben um 1,0 Prozent nach und Eastman Chemical um 0,1 Prozent./ck/fba